Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Starzer, Heinrich
Band: 37 (1878), ab Seite: 233. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Josef Starzer in der Wikipedia
Josef Starzer in Wikidata
GND-Eintrag: 122505824, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Starzer, Joseph|37|233|}}

Starzer, Joseph (Tonsetzer, geb. in Oesterreich, lebte im 18. Jahrhundert). Die Angaben des Geburts- und Sterbejahres dieses seiner Zeit sehr beliebten Ballet-Compositeurs sind verschieden. Nach Gaßner wäre er im Jahre 1727 geboren und in Wien im Jahre 1787 gestorben; Gerber schreibt, er wäre um 1793 in Wien gestorben; das Schladebach-Berusdorf’sche „Neue Universal-Lexikon der Tonkunst“ gibt das genane Todesdatum 22. April 1787 an, ohne doch zu sagen, woher es dasselbe hat. Wo er seine musikalische Ausbildüng erlangt hat, wer seine Meister gewesen, ist auch nicht bekannt. Gaßner schreibt: In jüngeren Jahren war er ein ausgezeichneter Violinspieler und als solcher in Wien angestellt, wo er auch mit geringer Unterbrechung sein ganzes Leben zugebracht hatte. Wo er angestellt gewesen, ist nirgends ersichtlich; bei der kaiserlichen Hof-Musikcapelle gewiß nicht, da ihn der so genaue und gründliche [234] Musikforscher Ritter von Köchel in seiner „Geschichte der Hof-Musikcapelle“ gar nicht nennt. Hanslick, welcher berichtet, daß weder Geburtsort noch Geburtsjahr bekannt seien, bemerkt, daß er in seinen späteren Jahren ob seiner Corpulenz das Violinspiel aufgeben mußte. Was die oben von Gaßner erwähnte Unterbrechung betrifft, so folgte S. im Jahre 1762 einem Rufe als Concertmeister an den kaiserlich-russischen Hof in St. Petersburg, wo er nur etliche Jahre geblieben sein mag, da er sich im Jahre 1770 bereits wieder in Wien befand und am Theater daselbst seine vorige Stelle als Capellmeister einnahm. Starzer’s Ruf als Violinspieler wie als Tonsetzer war gleich ausgezeichnet. Als letzterer schrieb er für die Kirche mehrere große Oratorien, außerdem für verschiedene Instrumente einige Symphonien, welche in dem von Johann Träg herausgegebenen „Verzeichnisse alter und neuer, sowohl geschriebener als gestochener Musikalien“ (Wien 1799) verzeichnet sind. Der eigentliche Glanzpunct des Starzer’schen Schaffens bestand aber in seinen Ballet-Compositionen, wegen welcher er seiner Zeit sehr geschätzt war. Meist hat Starzer die Ballette des berühmten Württemberg’schen Balletmeisters G. Noverre, der mit seinen choreographischen Schöpfungen auch in Wien Aufsehen erregte, in Musik gesetzt und sich damit einen Ruf erworben, der weit über die Grenzen seines österreichischen Vaterlandes reichte. Die Titel der Starzer’schen Ballette, so weit es mir möglich gewesen, dieselben zu finden, sind: „Die drei Pächter“; – „Die Wildschützen“; – „Adelheid von Panthion“, – „Die Horatier“ (die beiden letzteren sind in Wien im Stich erschienen); – „Ballo delle cinque Sultane“„Il Giudizio di Paride“, Ballo„Diana e Endimione“, Ballo„Roger e Bradamante“, Ballo„Li Pastori di Tempi“, Ballo„Parodie de Médée“, Ballo (die bisher genannten befanden sich seiner Zeit sämmtlich in Manuscript in der vorerwähnten Träg’schen Musikalienhandlung von Wien); – „Agamemnon“, Ballo, zu Mainz im Stich erschienen; – „Die Belagerung von Wien“ vollstimmige Ouverture; – „Le Cid“„Montezuma“„Paride“„Thésée en Crète“„Les Moissonneurs“„Les Muses“ (die Partitur der sechs letztgenannten befand sich in Handschrift gleichfalls in der Träg’schen Musikalienhandlung, wie auch sein Oratorium „La passione di Jesu Christo“, welches er für das Wiener Tonkünstler-Witwen-Institut in Musik gesetzt hat. Ein Musikforscher unternahm eine vielleicht nicht ganz unverdienstliche Arbeit, wenn er über Leben und Schaffen Starzer’s, den Hanslick einen „geschätzten Ballet-Componisten“ nennt, dessen Ballette Gerber geradezu als „meisterhaft“ bezeichnet. Ausführliches, Authentisches erforschte und niederschriebe.

Hanslick (Eduard), Geschichte des Concertwesens in Wien (Wien 1869, Braumüller, gr. 8°.) S. 112. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex.-8°.) S. 798. – Neues Universal -Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorff (Dresden, Robert Schäfer, gr. 8°.), Bd. III, S. 632.