BLKÖ:Waideck, Leopoldine Freiin von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 52 (1885), ab Seite: 147. (Quelle)
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Waideck, Leopoldine Freiin von (geb. in Krems am 29. November 1840[WS 1]). Ihr Vater. Namens Hoffmann, war ein geachteter Magistratsbeamter zu Krems in Niederösterreich. Mit einem nicht gewöhnlichen musicalischen Talente begabt, wurde sie in der Musik und später im Gesange unterrichtet, indem sie den Entschluß gefaßt hatte, sich der Bühne zu widmen. Den letzten Schliff ihrer künstlerischen Ausbildung erhielt sie in der Wiener Opernschule, aus welcher sie sofort als erste Sängerin an das ständische Theater in Gratz kam. Daselbst wohnte ihr gegenüber im Jahre 1864 [148] Erzherzog Heinrich (geb. 9. Mai 1828), jüngster Sohn des Erzherzogs und ehemaligen Vicekönigs des lombardisch-venetianischen Königreiches Rainer (geb. 30. September 1783, gest. 16. Jänner 1853) aus dessen Ehe mit Maria Elisabeth Prinzessin von Savoyen-Carignan (geb. 13. April 1800, gest. 25. December 1856), einer Schwester Karl Alberts, Königs von Sardinien. Erzherzog Heinrich, zu jener Zeit Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 62, war als Generalmajor und Brigadier zu Gratz stationirt. Bald fühlte sich der 36jährige Prinz zu der 22jährigen Sängerin, deren liebliches Gebaren er, von ihr ungesehen, oft genug zu beobachten Gelegenheit fand, hingezogen, und je mehr er sie kennen lernte, verband sich in ihm mit dem Gefühle der Liebe jenes der Hochachtung, und so erwuchs denn die starke und ehrliche Liebe eines Mannes, der an dem Mädchen seiner Wahl nicht nach Rang und Stand sucht und sobald er es seiner würdig befunden, auch entschlossen ist, ihm zum Bunde fürs Leben die Hand zu reichen. Aber einer solchen Vereinigung stellten sich die Hausgesetze des erlauchten Geschlechtes entgegen, welchem der Erzherzog durch Geburt angehört. So hatte die Sängerin, welche den Prinzen ebenso schwärmerisch liebte, wie er sie, keinen geringen Kampf zu bestehen, als heimliche und offene Angriffe und Einflüsterungen den Himmel ihres zärtlichen Einverständnisses trübten, oft völlig zu verdunkeln drohten. Da kam das Jahr 1866, und Erzherzog Heinrich folgte dem Rufe der Ehre auf die Schlachtfelder Italiens. Es war nur eine räumliche Trennung, welche die Liebenden zeitweilig schied, die Herzen, welche in Liebe sich gefunden, knüpfte die Entfernung nur noch enger. Indessen war in den betheiligten Kreisen dieses Verhältniß nicht Geheimniß geblieben, und man ließ nichts unversucht, das Paar zu trennen. Fürstliche Anbote, der Künstlerin gestellt, scheiterten an deren offenem Freimuthe. „Ich liebe den Prinzen, nicht seines Standes und Ranges wegen, ich liebe ihn als Mann. Ich hoffe nichts, ich will nichts, als ihn immer lieben dürfen, ich trage keinen versteckten Ehrgeiz in meiner Brust, aber ich werde, wenn meines geliebten Heinrich Stimme mich auffordert, sein Weib zu werden, hochbeglückt dieser Stimme folgen. Nun wissen Sie Alles“. Das waren die Worte, welche sie dem hochgestellten Cavalier entgegnete, der mit der Mission betraut, die Sängerin zum Rücktritte zu bewegen, seinen Auftrag ins Werk zu setzen begann. Nach dem Feldzuge kehrte der Prinz nach Gratz zurück, und nun erfuhr er aus des geliebten Mädchens Munde Alles, was sich in der Zwischenzeit begeben hatte. Aber nicht lange sollte der Erzherzog sich des neuen Sonnenscheins seiner Liebe erfreuen. Er wurde plötzlich von Gratz nach Brünn versetzt. Doch auch diese Trennung vermochte nichts in seinen Gefühlen zu ändern. Als er, dem höheren Befehle gehorchend, Abschied von ihr nahm, nannte er sie seine Braut und richtete an sie die Bitte, die Bühne zu verlassen, da er sie als schlichtes bürgerliches Mädchen vom Elternhause weg zum Traualtare führen wolle. Die Sängerin willigte ungesäumt in das Begehren, noch in zwei neueinstudirten Rollen, als Fides in Meyerbeer’s „Prophet“ und in Gluck’s „Orpheus“ trat sie, den contractlichen Verpflichtungen genügend, auf, dann schied sie von der Bühne. Sie verließ nun Graz und lebte im Hause ihres Schwagers, [149] des Doctors Oppenauer, in Hütteldorf bei Wien, wo sie bis zur Entscheidung ihres Geschickes zu bleiben beschloß. Im Jänner 1 868 erhielt sie von ihrem hohen Bräutigam, der seinen militärischen Rang mittlerweile abgelegt und nach Bozen sich zurückgezogen hatte, ein Schreiben, in welchem er sie bat, sich zur Abreise bereit zu halten und „fleißig am Brautkleide zu nähen“, das nach des Prinzen Wunsch von schlichtem weißen Mousselin sein sollte. Am 2. Februar kam an sie ein neues Schreiben, mit der Bitte, unverweilt nach Bozen abzureisen. In einem anderen Schreiben an Frau Doctor Oppenauer bat der Erzherzog die Schwester seiner Braut in Ermanglung der Mutter um ihren Segen und schloß mit der Versicherung, daß Leopoldine sein höchstes Glück ausmache, daß er ihr unter allen Umständen des Lebens ein Gatte in des Wortes bester Bedeutung sein wolle. Am 4. Februar 1868 löste Erzherzog Heinrich sein dem Bürgermädchen gegebenes Versprechen ein und führte Fräulein Hoffmann zum Altare. Die Trauung fand in der Hauscapelle des erzherzoglichen Palastes zu Bozen statt. Der Propst vollzog sie in Gegenwart zweier Hausbeamten. Einige Zeit verlebte der Erzherzog mit seiner Gattin in Luzern, dann kehrte er nach Oesterreich zurück und nahm seinen bleibenden Wohnsitz in Bozen, wo das „Palais Rainer“ bald der schöngeistige Mittelpunkt des socialen Lebens der Stadt, die von Seiner Majestät zur Freiin von Waideck erhobene Gemalin des Erzherzogs aber die Schützerin und Wohlthäterin der Armen und Bedrängten des ganzen weiten Umkreises wurde. Diesem Ehebunde entsprang im Jahre 1872 ein Töchterlein, bei welchem Erzherzogin Maria, Schwester des Helden von Custozza, des Erzherzogs Albrecht, Pathenstelle vertrat, und welches in der Taufe den Namen Maria Raineria erhielt. Gegenwärtig bekleidet Erzherzog Heinrich die Stelle eines k. k. Feldmarschall-Lieutenants und ist Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 51.

Wiener Salonblatt. Herausgegeben von M. Engel (Wien, gr. 4°.) VI. Jahrgang, 4. December 1875, Nr. 49: „Maria Raineria Baronesse Waideck“.
Porträt. Lithographie von Ignaz Eigner (Wien, 4°.). Ein Oelbild der jungen Baronesse hat der Wiener Dilettant Herr von Morgan im Jahre 1875 gemalt, ein Künstler, von dem ein Werk, nämlich das Bildniß des eigenen Sohnes, schon in der Kunsthalle der Wiener Weltausstellung 1873 zu sehen war.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1642.