BLKÖ:Wahala, Augustin Paul

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 52 (1885), ab Seite: 132. (Quelle)
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Wahala, Augustin Paul (Bischof von Leitmeritz, geb. zu Palzendorf in Mähren 23. Jänner 1802, gest. in Leitmeritz 10. September 1877). Ein Sohn schlichter mährischer Landleute, beendete er das Gymnasium zu Freiberg im Neutitscheiner Kreise, die philosophischen Studien in Olmütz, die theologischen im Convicte zu Wien. Am 22. September 1827 zum Priester geweiht, begann er sein seelsorgerliches Wirken als Cooperator zu Weiskirchen. Nach vierjähriger Thätigkeit daselbst wurde er seiner ausgezeichneten Fähigkeiten wegen von dem Olmützer Fürst-Erzbischof Ferdinand Grafen Chotek als Ceremoniar und Secretär an dessen Hof berufen, und war er in dieser Eigenschaft auch der Begleiter des Kirchenfürsten, als diesen zu Prag der Tod ereilte. Des Grafen Chotek Nachfolger Maximilian Freiherr von Sommerau-Beckh [Band XXXV, S. 265] bestätigte Wahala als ersten Ceremoniär und Secretär, und in dieser Stellung nahm derselbe Theil an den wichtigsten Angelegenheiten der Erzdiöcese und begleitete auch seinen Oberhirten auf allen canonischen Visitationsreisen, sowie er ihn auch vertrat auf der Versammlung der Bischöfe, welche 1848 zu Würzburg stattfand. Schon seit 1837 Ehrendomherr in Kremsier, dann erzbischöflicher Cabinetsrath und Consistorialrath, wurde er 1841 Pfarrer, Dechant und Erzpriester in Müglitz, 1855 Ehegerichtsrath, Prosynodalrichter und Prosynodalexaminator und 1860 päpstlicher Kämmerer. Am 16. September 1865 ward er zum Bischof von Leitmeritz ernannt, am 8. Jänner 1866 confirmirt, am 8. April 1866 consecrirt und am 15. April 1866 inthronisirt. Nur ein Jahrzehnt war es ihm vergönnt, in seiner letzten kirchenfürstlichen Würde zu wirken, im Alter von 75 Jahren segnete er das Zeitliche. Der Seelsorgerberuf, dem er sich auch als Pfarrer mit ganzer Seele hingab, ließ ihm nicht Zeit zu wissenschaftlicher Thätigkeit in seinem Fache, so sehr seine reiche theologische und sonstige wissenschaftliche Bildung ihn auch dazu befähigte. Er nahm seine Pfarrpflicht, womit noch die Schuldistrictsaufsicht verbunden war, sehr ernst. Trotz der vielen Archipresbyterial- und Decanatsgeschäfte verkündigte er durch die 24 Jahre seines Pfarramtes alle Sonn- und Feiertage seiner Gemeinde beim Frühgottesdienste das Wort des Herrn und nebstdem fuhr er an Sonntagen Nachmittags in die eingepfarrten Gemeinden hinaus, um dem versammelten Volke in einfacher festlicher Sprache die Lehre des Heils zu predigen. Auch wirkte er eifrig im Beichtstuhle und ertheilte vielen Kranken persönlich das heilige Abendmahl und die Sterbesacramente. Dabei lagen ihm die Zierde seines Gotteshauses und die Linderung des Looses der Armen und Nothleidenden seiner Gemeinde bei Theuerung und harter Winterszeit stets am Herzen, und ungezählt sind die Gaben, welche er im Stillen spendete [siehe S. 133 die Wahala-Stiftungen]. Der Ruf seiner Würdigkeit hatte denn auch wesentlich zu seiner bischöflichen Wahl beigetragen, welche, als der Leitmeritzer Bischofssitz erledigt war und man in allen Ecken und Enden Candidaten für [133] denselben aufstellte, einer ungewöhnlich starken Discussion in den Journalen unterzogen wurde, und nachdem sie erfolgt war, einiges Befremden in böhmischen Kreisen erregte, da statt eines Landeskindes ein Mährer aus dem Scrutinium hervorging, denn in der Leitmeritzer Gegend erbat man in einer Petition mit zahlreichen Unterschriften die Ernennung des verdienstvollen Schulrathes Maresch für den erledigten Bischofsitz. Als Bischof war Wahala Mitglied des böhmischen Landtags und neigte auf demselben mehr zur deutschen als zur nationalen Partei hin. Noch als Pfarrer von Müglitz hatte er im August 1856 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens erhalten, als Bischof wurde ihm die geheime Rathswürde verliehen.

Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt, 4°.) 1865, Nr. 258, S. 1104; Nr. 267, S. 1205. – Deutscher Hausschatz (Regensburg bei Pustet, 4°:) III. Jahrg. (1877) S. 773. – Fremdenblatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 500. – Dasselbe 1866, Nr. 105 und 112. – Fried (Anton). Die Geschichte der Bischöfe und und Erzbischöfe von Prag u. s. w. (Prag 1875, 8°.) S. 306. – Neue Zeit (Olmützer polit. Blatt) 1865, Nr. 268 im Feuilleton: „Noch einmal Wahala“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 107: „Correspondenz aus Prag 18. April“.
Porträt. Holzschnitt in Pustet’s „Deutschem Hausschatz“ 1877.
Die Wahala-Stiftungen. Es sind deren zwei. Die eine machte Wahala noch als Dechant von Müglitz im Jahre 1862 zum Besten des gering dotirten Clerus seines Archipresbyteriats. Er bestimmte zu diesem Zwecke ein Capital von 13.650 fl. ö. W., von dessen Zinsen alljährlich die Hilfspriester der beschwerlichen Gebirgsstationen mit 521/2 fl. und die Localcapläne und Pfarrer nach Vorschlag des jeweiligen Dechanten mit 100 fl. betheilt werden. – Die zweite Stiftung entstand anläßlich der bischöflichen Inthronisationsfeier Wahala’s am 15. April 1866. Der Präfect der Wiener Theresianischen Ritterakademie A. Riedl verfaßte zu dieser Feier ein Gedicht, welches am Festtage unter die zahlreichen Gäste vertheilt und dessen Ertrag dem Leitmeritzer Taubstummeninstitute gewidmet ward. Der neue Bischof selbst gab sogleich 500 fl. in Obligationen zu diesem Zwecke, und nun betheiligte sich auch die Versammlung, und am Schlusse des Festmahls ließ sich die Summe von 1000 fl. feststellen. deren namhafte Erhöhung aber in Aussicht stand, da noch der ganze Clerus der Diöcese, der ja bei der Feier nicht vollständig erscheinen konnte, daran theilnehmen sollte. Diese Stiftung erhielt den Namen Augustinus Wahala-Stiftung.