BLKÖ:Wagner, Karl (1732–1790)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wagner, Julius Franz
Band: 52 (1885), ab Seite: 115. (Quelle)
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29. Wagner, Karl (Jesuit und Geschichtsforscher, geb. zu Zworow im Sároser Comitate Ungarns am 11. April 1732, gest. zu Klausenburg am 7. Jänner 1790). Fünfzehn Jahre alt, trat er in den Orden der Gesellschaft Jesu ein, in welchem er nach abgelegten Gelübden zu Szakolcz den Unterricht der Repetenten in den Humanitätsclassen leitete, dann aber zu Tyrnau, nachdem er die theologische Doctorwürde erlangt hatte, Homiletik und Kirchengeschichte vortrug. Nach Aufhebung seines Ordens (21. Juli 1773) kam er als Custos an die Universitätsbibliothek in Ofen. In dieser Zeit, wie auch schon vorher, beschäftigte er sich mit der Erforschung der ungarischen Alterthümer und der ungarischen Geschichte, vornehmlich Familiengeschichte, auch wurde ihm der Auftrag ertheilt, über Siegelkunde und Heraldik an der Universität öffentliche Vorlesungen zu halten. 1784, damals erst 52 Jahre alt, wurde er, wie es hieß, aus Gesundheitsrücksichten – in Wahrheit aber durch Ränke seiner Gegner – des Amtes enthoben, worauf er sich, ein abgesagter Feind allen Haders, nach Hermannstadt in Siebenbürgen zurückzog, wo er auch schon in einigen Jahren starb. Wagner hat mehrere, heute noch sehr schätzbare historische Arbeiten durch den Druck veröffentlicht, und zwar: „Propemticon Francisco e Comitibus Barkoczi Archiepiscopo Strigoniensi“ (Tyrnaviae 1763, Fol.); – „Epistolae Petri de Warda Colocensis Archiepiscopi cum nonnullis Wladislai II. litteris“ (Posonii 1770, 4°.); – „Analecta Scepusii sacri et profani. Pars I., II., III. et IV“ (1. und 2. Theil Wien 1774; 3. und 4. Theil Preßburg und Kaschau 1778, 4°.); der erste Theil enthält die auf die Zips bezüglichen Bullen der Päpste, die Diplome der Kaiser und Könige, die Briefe berühmter Männer und andere literarische zur Kenntniß der Zips gehörige Denkwürdigkeiten; der zweite Theil umfaßt die „Scriptores rerum Scepusiarum“ und die Inschriften [116] in den Kirchen der Zips; der dritte Theil bringt die Folgen der vorzüglicheren kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten der Zips, und der vierte die Genealogie der hervorragenderen Familien, so der Zápolya, Tököly, Thurzó und Warkotsch, welche ehedem in der Zips blühten. Alle vier Theile begleitet Wagner mit seinen Erläuterungen; – „Diplomatarium Comitatus Sarosiensis quod ex tabulariis et codicibus manuscriptis eruit“ (Posonii et Cassoviae 1780, 4°.); – „Collectanea genealogico-historica illustrium Hungariae familiarum quae jam interciderunt. Ex MSS. potissimum eruit et scutis gentilitiis auxit. Decades quatuor“ (Posonii 1802, Landerer, 8°., mit 17 Tafeln); diese vier Decaden enthalten die genalogisch-historischen Nachrichten folgender Familien: in der ersten Decade: Bánfy de Alsó-Lindva, de Báthor, Bebek de Pelsötz, de Chetnek, de Hedervára, de Kanissna, Oláh, de Styborich, de Ujlak, de Zrin; die zweite Decade: Che de Léva, Corbaviae Comites, Ernust de Chaktornya, de Frangepanibus, de S. Georgio et Bozyn Comites, de Kis-Warda, de Palócz, Pethő de Gerse, de Zéch, de Zechen; die dritte Decade: de Büd, Buthka, Drágfi de Belthek, Drugeth de Homonna, Liszthius de Koptsény, Pázmány de Panasz, de Rozgon, de Telegd, Török de Enning, Zudár de Olnod; und die vierte Decade: Apafi de Apanagyfalv, Bockkay de Kis-Mária, Chapi de Eszén, Dersfi de Zerdahely, Elderpach de Monyorokerek, Gara, Lorandfi de Serke, Országh de Guth, Ráköczy de Felsővadász, Zokol; von diesem Werke erschien auch die erste Decade bereits 1778 zu Ofen in Fol.; – „Propemticon Josepho II. Augusto in castra discedenti“ (s. l. et a., 8°.). Im „Ungarischen Magazin“ sind folgende Artikel Wagner’s enthalten: „Genealogisch-historische Nachrichten einiger erloschenen berühmten ungarischen Familien, als: Kompolth von Nána, Majlád von Szunyogszegh, Erbherren des Landes Fogarasch“ [Bd. III, S. 169]; – „Verzeichniß der geistlichen und weltlichen Personen, welche aus Ungarn und den einverleibten Ländern dieses Königreichs auf der berühmten Kirchenversammlung zu Kostnitz zugegen waren“ [Bd. IV, S. 236 u. f.]; – „Kurzgefaßte Ableitung des Geschlechtes Aba und einiger daraus entsprungenen Familien“ [Bd. IV, S. 339 u. f.] und „Von den älteren und jetzigen Grafen des Königreichs Ungarn“ [Bd. IV, S. 455 u. f.]. Indem wir noch seiner lateinischen Rede auf die unbefleckte Empfängniß Mariä (1759) und seiner Lobrede auf den h. Ignatius (1760), die auch beide gedruckt sind, gedenken, bemerken wir, daß eine stattliche Anzahl von Werken über Ungarns Geschichte, welche sämmtlich druckfertig waren, und eine Sammlung von etwa 40 Bänden in Handschrift in seinem Nachlasse sich befanden. Seine ansehnliche Bibliothek und Urkundensammlung hinterließ er letztwillig seinem Verwandten Stephan Pauly.

Fasciculi ecclesiastico-literarii (Pestini) 1842, Bd. II, S. 322 und 324. – Horányi (Alexius). Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Posonii 1777, A. Loewe, 8°.) Pars III, p. 481. – (De Luca). Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, von Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 235. – Merkur [117] von Ungarn (Pesth 1787, Bd. III, Anhang 42 – Scriptores facultatis theologicae, qui ad c. r. scientiarum universitatem Pestinensem ab ejus origine, a. 1635 ad annum 1858um operabantur (Pestini 1859, Gyurian, 8°.) p. 36.