BLKÖ:Wagner, Anton Paul

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Wagner, Antonie
Band: 52 (1885), ab Seite: 89. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Antonín Pavel Wagner in der Wikipedia
Anton Paul Wagner in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Wagner, Anton Paul|52|89|}}

6. Wagner, Anton Paul (Bildhauer, geb. zu Königinhof in Böhmen 1834). Von 1858 bis 1864 arbeitete er an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, an welcher er erst den Heuling’schen, dann den Freiherr von Gundel’schen Preis erhielt, wodurch es ihm nicht nur ermöglicht wurde, die Stätten deutscher Kunst zu besuchen, sondern auch 1868 eine Kunstreise nach Italien zu unternehmen, welche er bis Sicilien und Dalmatien ausdehnte. Nach seiner Rückkehr schaffte er sich Verdienst bei verschiedenen Meistern in Prag und Wien, bis er endlich so gestellt war, daß er ein eigenes Atelier eröffnen konnte. Von seinen Arbeiten sind im Laufe der Jahre nachstehende bekannt geworden: „Die Porträtbüste des Gutsbesitzers Klein“ aus carrarischem Marmor, November 1860 im österreichischen Kunstverein ausgestellt, später in Bronze in Colossalgröße gegossen; – „Der Leichnam Christi“, für die neue Kirche in Altlerchenfeld, eine Arbeit, welche ihm auf Veranlassung der Professoren der k. k. Akademie zutheil wurde; – „Das Gänsemädchen“; für den Brunnen auf der (ehemaligen, nun verbauten) Brandstatt in Wien war ein Concurs ausgeschrieben worden, unter 18 eingesandten Modellen fiel die Wahl auf Wagner’s „Gänsemädchen“, welches man in der That in Auffassung und Ausführung allgemein rühmte, eine Zeit lang sogar für ein Werk Fernkorn’s hielt, ein Irrthum, wohl zunächst dadurch veranlaßt, daß es unter Leitung dieses .Meisters gegossen wurde. Das Werk ist öfter im Holzschnitt dargestellt worden; weitaus das gelungenste Bild enthalten Abel Lukšić’s „Slavische Blätter“ (1865, S. 646). Durch dieses Werk, welches nach der Verbauung der Brandstatt auf den Platz vor der Mariahilferkirche kam, wurde auch der Name des bis dahin völlig unbekannten Künstlers in weiteren Kreisen bekannt. Andere Arbeiten desselben sind: „Rudolph der Stifter“ und „Franz Joseph“, zwei Statuen für das akademische Gymnasium in Wien; – „Herbert VIII. Freiherr von Auersperg“ für die Feldherrenhalle des Arsenals in Wien; – „Michel Angelo“, [90] Colossalstatue für das Wiener Künstlerhaus; in der Kunsthalle der Wiener Weltausstellung 1873 war unser Bildhauer neben vorbenannter Michel Angelostatue noch durch die Entwürfe in Gyps zu Denkmalen für Schiller, Goethe und Tegetthoff vertreten. Von seinen Arbeiten aus letzterer Zeit sind uns bekannt: „Idealstatue des Rechtsgelehrten“ für das neue Rathhaus auf dem Wiener Ringe und „Zaboj“ und „Lumir“, zwei altslavische Götterstatuen, für das Prager Stadttheater. Auch begann er zu Ende der Sechziger-Jahre die Skizze zu einer Statue Raphael’s, zu deren Anfertigung ihn das Comité des Künstlerhauses in einem engeren Concurse zugleich mit den Bildhauern Silbernagel und Koch eingeladen hatte.

Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 256 im Feuilleton: „Bildende Kunst“. – Biographisches Künstlerlexikon der Gegenwart. Von Dr. Hermann Alex. Müller (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, 8°.) S. 542, Nr. 2.