BLKÖ:Vostřebal, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Votoček, Heinrich
Band: 51 (1885), ab Seite: 304. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Vostřebal in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Vostřebal, Joseph|51|304|}}

Vostřebal, Joseph (čechischer Naturdichter, geb. zu Pardubitz am 25. November 1811). Im Alter von 17 Jahren kam er nach Hohenmauth, wo er das Seifensiederhandwerk erlernte. Freigesprochen ging er nach damaliger Sitte auf Wanderschaft, und zwar durch Böhmen und Mähren, bis er 1834 in [305] seiner Vaterstadt als Seifensiedermeister sich niederließ. 1837 gab er jedoch dieses Handwerk auf, um als Stellvertreter seines Vaters die Mühle in Podlezice zu übernehmen. 1842 wurde er Eigenthümer derselben, verkaufte sie aber bald und erstand eine neue in Hrochova Trinice. Auch diese verkaufte er im Jahre 1854, heiratete und siedelte nach Pardubitz über, wo er 1860 noch am Leben war. Alfred Waldau, dem wir über die čechischen Naturdichter die ausführlichsten Nachrichten verdanken, bemerkt über Vostřebal, daß derselbe eine bedeutende Anzahl von Liedern verfaßte, welche alle die unglückliche Liebe zu einer Müllerstochter zum Gegenstande haben. Genannter Kritiker bezeichnet diese Dichtungen als „tief und wahr empfunden und von einem schönen Formsinn ausgezeichnet“ und theilt auch ein paar Proben mit. –Vostřebal’s älterer Bruder Johann (geb. zu Pardubitz am 8. September 1803, gest. daselbst am 7. August 1844) widmete sich der Tuchmacherei und führte bis zu seinem Tode einen ausgebreiteten Tuchhandel in seiner Vaterstadt. Auch er dichtete, jedoch meist Gelegenheitsgedichte, deren Werth Waldau gering anschlägt. Unter denselben fand sich aber auch eine Satire auf die Patrimonialgerichtsbeamten in Böhmen, deren Treiben in der vormärzlichen Zeit durch Vostřebal’s poetische Laune in eine ganz eigenthümliche nicht ganz vortheilhafte Beleuchtung gestellt wird. „Die stellenweise Trivialität des Ausdrucks wird“, wie Waldau bemerkt, „durch den gesunden kräftigen Witz paralysirt“. Auch von diesem Gedichte gibt Waldau etliche Strophen als Probe.

Waldau (Alfred). Böhmische Naturdichter. Literar-Historische Studien (Prag 1860, Kath. Gerzabek, 12°.) S. 66 u. f.