Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: III. (Quelle)
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Vorwort.


Indem ich den 24. Band meines Lexikons der Oeffentlichkeit übergebe, habe ich bezüglich der alphabetischen Einreihung der Eigennamen einige Bemerkungen zu machen. Die slavischen Namen auf Př und Prz, ebenso jene auf Ř und Rz bereiteten und bereiten mir fortwährend nicht geringe Schwierigkeiten, insbesondere, wo richtige und nur gebräuchliche Schreibart mit einander streiten. Die Schreibweise Prz ist nur ein Surrogat für Př, dessen Aussprache eben wie Prz lautet, und ein Gleiches ist mit dem Ř und Rz der Fall. Eine sprachrichtige Schreibung strenge durchzuführen, war nicht möglich, weil sehr viele dieser Namen bald blos in der einen oder andern, bald gar in beiden Schreibarten vorkommen. Ich hielt mich also an den Schreibgebrauch und behielt jene Form bei, welche die gewöhnlich angenommene war, half mir aber, um den Benützern des Lexikons das Auffinden zu erleichtern, mit Rückweisen. Ein Gleiches ist mit dem Buchstaben j der Fall, wenn derselbe als von i verschieden angenommen wird, wie dieß bei den Namen Raichan Rajchan, Rainer Rajner, Rainisch Rajnis stattfindet. Auch in diesem Falle hielt ich mich an den Schreibgebrauch und half mit Rückweisen.

Während der Bearbeitung der letzten zwei Bände hatte ich das Ableben zweier mir werthen Freunde und Gönner meines Werkes zu beklagen. Der eine ist der k. k. Hofrath Wilhelm Ritter von Haidinger, der noch wenige Tage vor seinem [IV] Hingange in teilnehmendster Weise sich mit meinem Werke beschäftigte, denn die von ihm in E. Döll's „Realschule“ 1871, 4. Heft, erschienene, auch in Separatabdrücken ausgegebene Anzeige meines Lexikons möchte wohl seine letzte wissenschaftliche Arbeit gewesen sein. Der zweite ist Dr. Johann Baptist Mezler von Andelberg, k. k. Bezirksarzt zu Weiz in Steiermark, der mich auf manche Persönlichkeit zur Aufnahme in das Werk aufmerksam machte und mir insbesondere über Aerzte und Naturforscher eine und die andere Quelle bekannt gab, wohl auch zuschickte. Die Nachricht über das Ableben beider Freunde, die gerade in eine Zeit fiel, als ich selbst an einer schweren Krankheit darniederlag, hat mich auf das Tiefste erschüttert. Ich rufe beiden ein schmerzliches Lebewohl in's Jenseits nach. Ihr Andenken aber soll mir heilig bleiben, wenn ich auch, was ich tief beklage, ihre Theilnahme, ihren fruchtbringenden Rath, ihr reiches Wissen und manches, was mir zur Förderung meines Werkes so sehr nützte, ferner entbehren muß.

Was die unerlaubte Benützung meines Werkes betrifft, so hat dieser Unfug eher zu- als abgenommen. Der Tod von Männern wie Grillparzer, Löwe, Halm, Dr. Berger, Hingenau und vielen anderen Personen von geringerer Bedeutung war Anlaß zu einer rücksichtslosen Piraterie. Nun, von diesen berüchtigten Plagiatoren ohne Kenntnisse, ohne Achtung vor fremder Arbeit, ohne Gewissen in Benützung fremden Eigenthums, bin ich es schon lange gewohnt, bestohlen zu werden; was soll ich aber sagen, wenn Männer der Wissenschaft, die nicht die Zeilen um etliche Kreuzer schreiben, sich in meinem Lexikon seitenweise Raths erholen und die Quelle verschweigen? Sollte da nicht der in der Gelehrtenzunft sprichwörtlich gewordene Neid, der dem Anderen auch nicht das, freilich mühsam, aber redlich erworbene Eigenthum gönnt, eine Rolle spielen? Ich werde nach Abschluß meines Werkes auch die Geschichte desselben schreiben. Das wird eine nicht für Alle gleich erbauliche Lectüre sein. Für [V] jetzt genug von dieser literarischen Misere, von diesen Krähen und Raben der Journalistik und Wissenschaft.

In diesem Bande ist die fünfte Serie von Nachträgen enthalten. Ich beziehe mich in Betreff derselben auf das zu Ende der Vorrede des 22. Bandes Gesagte. Um aber die Benützung des Werkes, so viel es in meiner Macht liegt, zu erleichtern, habe ich über die bisherigen fünf Nachträge – im Ganzen über Tausend Nummern – ein General-Register ausgearbeitet und dasselbe am Schlusse dieses Bandes zu Ende der in jedem Bande enthaltenen Register abdrucken lassen. Indessen arbeite ich unverdrossen an der Vollendung meines Werkes fort, dem ich Alles, was ein Mensch vermag, zum Opfer gebracht und bei dessen Bearbeitung ich im Hinblick auf die politischen Zeitereignisse manche Enttäuschung hinsichtlich der in dasselbe aufgenommenen Persönlichkeiten erfahren habe. Die Menschen waren schwächer als meine gute Meinung von ihnen. Schließlich noch Eines: Da mir der k. k. Hofsecretär im Ministerium des Aeußern, Herr Cajetan Cerri, namentlich im Hinblicke auf mein biographisches Lexikon und die darin zum Ausdrucke gebrachten Gesinnungen seine in leopardischer Begeisterung gesungenen „Zeitstrophen“ zugeeignet hat, so sage ich ihm auch hier in meinem Werke öffentlich meinen Dank für eine Ehre, der ich mich dadurch würdig zu erhalten bestreben will, daß ich der Devise, die auf dem Banner jedes Schriftstellers in goldener Schrift verzeichnet stehen soll: „Begeisterung für das Wahre, Gute und Schöne“, bis zu meinem letzten Athemzuge treu bleiben werde.

Wien, 8. September 1872.
Constant von Wurzbach.