Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vida, J.
Band: 50 (1884), ab Seite: 266. (Quelle)
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Vida, Karl (ungarischer Schriftsteller, geb. zu Pahé bei Székely in Siebenbürgen am 19. März 1819, gest. zu Großwardein am 4. Jänner 1862). Sein Vater, adeliger Abkunft, mit vollem Namen Vida von Páka, bekleidete eine Richterstelle zu Pahé und lebte in günstigen Verhältnissen. Er schickte den Sohn in die Elementarschulen zu Kezedi-Vásárhely und von dort auf das reformirte Collegium zu Székely-Udvarhely. Die Humanitätsclassen – die heutige fünfte und sechste Classe des Obergymnasiums – beendigte Karl in Nagy-Enyed, und da er sich dem landwirthschaftlichen Fache widmen wollte, begab [268] er sich nach Nagy-Kúnság, um daselbst als landwirthschaftlicher Geometer einige Zeit die Praxis zu nehmen. 1838, erst neunzehn Jahre alt, reiste er in wissenschaftlichem Interesse durch Deutschland, Frankreich und Belgien, wo er vornehmlich Studien über die Rübenzuckerfabrication machte. Nach einem Jahre in seine Heimat zurückgekehrt, trat er zunächst in verschiedenen politischen Blättern als Correspondent und nationalökonomischer Schriftsteller auf und wurde dann Mitredacteur des „Erdélyi Hiradó“, d. i. Siebenbürgischer Anzeiger. Als dieses Blatt 1843 zu erscheinen aufhörte, übersiedelte er nach Ungarn, wohnte in diesem Jahre noch dem ungarischen Landtage bei und ging 1844 wieder auf Reisen, zunächst nach Paris, wo er Naturwissenschaften, vornehmlich Chemie studirte, dann nach Südfrankreich, Norddeutschland und der Schweiz. 1845 kehrte er heim und wirkte nun ununterbrochen auf journalistischem Gebiete, und zwar für die Interessen der conservativen Partei. Bald trat er als ständiger Mitarbeiter bei dem „Budapesti Hiradó“, d. i. Pesth-Ofener Anzeiger, ein, in welchem er durch eine Reihe nationalökonomischer und politischer Artikel in einer Zeit, in welcher die Wogen der Politik schon hochgingen, Aufmerksamkeit erregte. Genannt sei nur beispielsweise: „Ueber die Gasbeleuchtung“ (A Gázvilágitás), „Ueber Rohr- und Rübenzucker“ (A nád- és répaczukor gyártás), ein gegen Kossuth gerichteter Cyclus von Briefen, „Von den Siebenbürger-Sachsen“ (Az erdélyi szászokról), „Ungarns Lage und die dringendsten Reformen“ (Helyzetünk és a legsürgösb reformok), ein Cyclus von neun Briefen unter dem Titel: „Ein Plebejer an den Grafen Emil Dessewffy“ (Egy plebejus gróf Dessewffy Emilhez), „Zeitfragen“ (Korszerü kérdések) und „Wir sollen auf den Beinen sein“ (Talpon legyünk). Neben solchen Leitartikeln schrieb er auch ausführliche Recensionen über in sein Fach einschlägige Werke. Am 18. März 1848 erschien die von ihm schon früher geleitete Zeitschrift „Budapesti Hiradó“ unter seinem Namen. Im Jahre 1849 übernahm er die Redaction des „Figyelmező“, d. i. Der Beobachter“, trat aber in Kürze von derselben zurück und begab sich 1850 nach Siebenbürgen, wo er längere Zeit ganz abgeschieden seinen wissenschaftlichen Arbeiten lebte, als deren Frucht das größere Werk: „Elmélkedések a magyar nemzet viszontagságainak története fölött“, d. i. Betrachtungen über die Geschichte der Widerwärtigkeiten der ungarischen Nation (Pesth 1852), erschien. Eine andere Arbeit Vida’s ist die politische Flugschrift: „Mit oder ohne Oesterreich? Ein offenes Wort an die ungarische Nation“ (Wien 1862, Lechner, 8°.), welche wie in deutscher, so auch in magyarischer Sprache ohne Angabe des Verfassers herauskam, der erst nach Vida’s Tode bekannt wurde. Diese Schrift, dem in Ungarn mit jedem Tage mehr Terrain gewinnenden Chauvinismus diametral entgegen, machte bei ihrem Erscheinen einiges Aufsehen. Vida starb im schönsten Mannesalter von erst 43 Jahren. Auf politischem Gebiete entwickelte er einen consequenten Charakter und in jenen Tagen, da Alles in der Revolution das Heil der Nation sah, trat er energisch und mit seltenem Muthe der Umsturzpartei und namentlich ihrem Führer Kossuth entgegen.

Magyar Tudományos Értekező, d. i. Ungarische wissenschaftliche Abhandlungen (Pesth) 1862, S. 84. – Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. [269] Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie (Pesth 1858, Heckenast, Lex.-8°.) S. 133. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. l. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) Bd. I, S. 614.