Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 50 (1884), ab Seite: 71. (Quelle)
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8. Schließlich sei hier noch eines Anton Véghy gedacht, welcher an der Wiener Universität das Lehramt des ungarischen Privatrechtes und des gerichtlichen Verfahrens bekleidet. Ein leidenschaftlicher Vogelfreund, nahm er, bewogen durch den gänzlichen Mangel an gefiederten Sängern im herrlichen Park von Schönbrunn, im Februar 1868 bei Sr. Majestät dem Kaiser Audienz und bat um die Bewilligung, diesen Garten mit Canarienvögeln bevölkern zu dürfen. Durch ein Schreiben des Obersthofmeisteramtes wurde sein Project genehmigt, nach welchem 80 männliche und 56 weibliche Canarienvögel im Parke frei ausgelassen und während der Sommerszeit an einem bestimmten Platze desselben gefüttert werden sollten, um sie auf diese Weise an ihren Aufenthaltsort zu gewöhnen. Im Winter wäre dann an der Fütterungsstelle ein von innen mit Lammfellen ausgeschlagenes und geheiztes Häuschen zu errichten, in welchem die hineingelockten Vögel zu überwintern hätten. Professor Véghy berechnete: daß innerhalb vier Jahre zehntausend Canarienvögel durch diese Zucht gewonnen würden, abgerechnet jene, welche entflöhen oder zu Grunde gingen. Im Frühjahre 1868 begann er mit der Verwirklichung seines Projektes. Herausgeber dieses Lexikons hat über den Erfolg des Versuches Erkundigungen eingezogen. Diese lauten: daß die von Professor Véghy im Garten ausgelassenen 136 Canarienvögel, nicht gewohnt, mit den zahlreichen Feinden ihrer Freiheit zu kämpfen, in kürzester Zeit durch die in den Park stets sich einschleichenden Raubthiere, namentlich durch Nachteulen, Marder, Katzen u. s. w., arg decimirt wurden. Ein Theil der befiederten Sänger, welcher in die Nachbargärten Ausflüge machte, wurde die Beute der dortselbst stets thätigen Vogelsteller. Mit Beginn des Winters war kaum ein Dutzend Paare noch zu entdecken, und auch diese, nicht im Stande, der Unbill der Jahreszeit Widerstand zu leisten, flogen Schutz suchend gegen die Glasfenster der Gloriette, wo sie dann theils ermattet, theils erfroren zu Boden fielen und verendeten. Thatsache ist es, daß, wie früher, auch gegenwärtig Canarienvögel in Schönbrunn keinen stabilen Aufenthalt haben, und wenn je einer daselbst entdeckt wird, so ist es ein aus der Nachbarschaft entkommener Flüchtling, der sofort weiterwandert.