BLKÖ:Urs de Margina, David Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 144. (Quelle)
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Urs de Margina, David Freiherr (k. k. Oberst und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Margina in Siebenbürgen im Jahre 1816). Am 1. Juli 1834 trat er als Gemeiner in das erste Romanen-Grenz-Regiment, in welchem er nach sechsjähriger Dienstzeit zum Unterlieutenant befördert wurde. Dann kam er als Hauptmann zum Infanterie-Regimente Nr. 34, als Major zu Nr. 52 und später zum Infanterie-Regimente [145] Nr. 64, als dessen Oberst und Commandant er Ende 1864 nach dreißigjähriger Dienstzeit in den Ruhestand überging. Im Mai 1866 wurde der mittlerweile in den Freiherrenstand erhobene Oberst Urs zum Insel- und Festungscommandanten zu Lissa ernannt. In den Feldzügen 1848 und 1849 in Siebenbürgen machte er das Gefecht bei Maros-Vásárhely und die Erstürmung von Lörinczfalva, das Scharmützel bei Ürmös, das Gefecht bei Hidvég, das Treffen bei Szemeria, das Avantgardescharmützel bei Kaszon-Ujfalu und das Gefecht bei Bükkszad mit und erhielt für die bei letzterer Gelegenheit bewiesene Tapferkeit das Militär-Verdienstkreuz und den kaiserlich russischen St. Annenorden dritter Classe. Seinen Ehrentag aber hatte er als Major im Infanterie-Regimente Erzherzog Franz Karl in der Schlackt bei Solferino am 24. Juni 1859. Am Tage zuvor um 4 Uhr Nachmittags ward ihm der Auftrag, mit vier Compagnien des unter seinem Commando stehenden ersten Feld-Bataillons seines Regiments zur Verstärkung des 4. Jäger-Bataillons, das in der Brigade des Generalmajors Baron Blumencron eingetheilt und vor Guidizzolo und an der nach Castiglione delle Stiviere führenden Straße aufgestellt war, vorzurücken. Daselbst angelangt, erhielt er Befehl, mit seinem Bataillon Medole zu besetzen und die Vorposten auf der ganzen Linie von Ca Barino bis Gambaredoleto auszustellen. Kaum hatte er die erforderlichen Dispositionen getroffen, als er erfuhr, daß der Feind Medole besetzt und in Castiglione und Carpenedolo massenhaft Posto gefaßt habe. Es war dies, wie es sich nachher ergab, die 8000–10.000 Mann starke Division des französischen Generals Lucy. Die halbe Escadron feindlicher Cavallerie, welche Medole besetzt hielt, wurde bald aus diesem Orte hinausgetrieben und derselbe von den Unseren besetzt, worauf Major Urs die Vorposten ausstellte. Um halb zwei Uhr des folgenden Tages meldeten letztere, daß im feindlichen Lager bei Castiglione und Carpenedolo allarmirt werde. Major Urs, welcher die Allarmsignale selbst vernommen hatte, entsendete sofort Cavalleriepatrouillen in beiden Richtungen und ertheilte zugleich seinen Vorposten den Befehl, für den Fall eines Angriffes nach Kräften Widerstand zu leisten und sich nur nothgedrungen und fechtend zurückzuziehen, um den Feind möglichst lange von Medole fernzuhalten und so den Zeitpunkt des Beginnes der Vertheidigung dieses Ortes thunlichst hinauszuschieben. Um ein Viertel auf drei meldeten die ausgesandten Cavalleriepatrouillen das Anrücken des Feindes sowohl von Carpenedolo als auch von Castiglione delle Stiviere. Gleichzeitig fielen die Allarmschüsse der Vedetten. Wir übergehen nun die weiteren Anordnungen des Majors und verweisen dieserhalb auf die unten angegebene Quelle. Wir bemerken nur, daß der numerisch den Unseren weit überlegene Feind durch die Dispositionen des Majors, durch den Muth und die Ausdauer desselben, sowie seines Bataillons und der geringen ihm zur Verstärkung zugewiesenen Truppen mehrere Stunden, bis halb sechs Uhr, aufgehalten wurde und Urs, obgleich vom Generalmajor Blumencron aufgefordert, zurückzugehen, doch erklärte, sich noch halten zu können, und auch nicht eher wich, als bis er sich außer Stande sah, dem überlegenen Feinde länger erfolgreichen Widerstand zu leisten. Nach sechs Uhr Morgens begann er geordnet seinen Rückzug anzutreten. Er [146] hatte nur Befehl, Medole zu besetzen, nicht aber, es zu vertheidigen und zu behaupten, wozu eine viel ansehnlichere Truppenmacht als die, über welche er verfügte, kaum hingereicht hätte. Jedoch in richtiger Erkenntniß der Wichtigkeit dieses Ortes und dessen nächster Umgebung übernahm er selbständig die Vertheidigung dieses Punktes und leitete sie, wenngleich mit empfindlichen Opfern und ohne eine ausgiebige Unterstützung, durch mehrere Stunden mit großer Besonnenheit, bewunderungswerther Tapferkeit und heldenmütiger Ausdauer mit seiner Truppe, bis der weit überlegene Feind, bei allen Ausgängen einstürmend, sämmtliche Abtheilungen von ihren Posten verdrängte. Da endlich zog sich auch Major Urs angesichts des Feindes und eine Zeit lang durch dessen Geschützfeuer belästigt, auf die übrigen Abtheilungen der Brigade, zu welcher er gehörte, zurück. Dieses bedeutende Vorpostengefecht, der vierstündige ungleiche Kampf um das Festhalten des Punktes von Medole, welcher nur durch die unbegrenzte Opferwilligkeit der durch das Beispiel ihres Commandanten und dessen Officiere angeeiferten Truppen gehalten werden konnte, hatte den Erfolg, daß sowohl die Cavalleriedivision des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Zedwitz, welche sich hinter dem am nordöstlichen Ende von Medole gelegenen Friedhofe gelagert hatte, als die bei Guidizzolo und Robecco stehenden Truppen des neunten Corps durch den geschehenen Angriff auf Medole nicht überrascht wurden und letztere sich rechtzeitig kampfbereit machen konnten. Der Verlust des Bataillons an Todten, Verwundeten und Vermißten betrug zehn Oberofficiere und 620 Mann, jener des ihm beigegebenen halben Zuges des Uhlanen-Regiments König von Sicilien Nr. 12 drei Mann, und der sechspfündigen Fußbatterie einen Artillerie-Officier, sieben Mann, fünf Pferde und ein demontirtes Geschütz. Dem Major Urs wurde für seine ausgezeichnete, aus eigenem Antriebe unternommene Waffenthat zunächst der Orden der eisernen Krone dritter Classe verliehen, ihm aber in der nächsten Promotion des Maria Theresien-Ordens das Ritterkreuz desselben zuerkannt. Als er im Jahre 1866 das Commando der Insel Lissa übernahm, that er sich bei der Vertheidigung derselben gegen die Angriffe der italienischen Flotte am 18., 19. und 20. Juli neuerdings so hervor, daß er den Orden der eisernen Krone zweiter Classe erhielt. Zu Beginn des Jahres 1867 kehrte Oberst Urs, welcher, den Statuten des Maria Theresien-Ordens entsprechend, am 8. Jänner 1865 in den österreichischen Freiherrenstand erhoben worden war, wieder in den Ruhestand zurück und lebt seither zu Hermannstadt in Siebenbürgen.

Streffleur (Valentin). Oesterreichische militärische Zeitschrift (Wien, gr. 8°.) VI. Jahrg. (1865) 2. Band, S. 258: „Major Urs de Margina in der Schlacht von Solferino 1859“. – Aus Acten des k. k. Kriegsministerialarchivs. – Eine briefliche Anfrage an den Herrn Freiherrn, Obersten und Maria-Theresienritter, hat derselbe, vermuthlich aus Bescheidenheit, unbeantwortet gelassen. – Hoffinger (Johann Ritter von). Lorber und Cypressen von 1866 (Südarmee). Dem Heere und Volke Oesterreichs gewidmete Blätter der Erinnerung an schöne Waffenthaten (Wien 1868, Aug. Prandel, kl. 8°.) S. 89 u. f. [daselbst erscheint David Urs de Margina mit dem Taufnamen Johann und Ursz geschrieben].