BLKÖ:Umlauf, Karl J. F.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 49 (1884), ab Seite: 24. (Quelle) | |||
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Glöggl). Dasselbe begann 1858 zu erscheinen, und jeder Jahrgang umfaßt achtzehn Hefte, deren jedes außer Umlauf’s eigenen Compositionen auch die Musikstücke der bedeutendsten Künstler in sorgfältigster Auswahl von ihm selbst für die Zither arrangirt enthält. Bis dahin war diese sozusagen ein Haus- und Stuben-Instrument geblieben, und nun, da sich die Zahl ihrer Spieler und Liebhaber mit jedem Tage mehrte, wurde auch der Wunsch laut, sie einmal öffentlich zu hören. Und Umlauf unternahm das Wagniß, indem er am 1. Jänner 1856 Mittags halb ein Uhr im damaligen Musikvereinssaale unter den Tuchlauben (später Strampfer-Theater) ein Concert auf der Zither veranstaltete. Das Unternehmen erregte in Musikkreisen großes Aufsehen, unter den höheren Musikgelehrten, welchen die Zither bisher nur als Hackbrett erschienen war, Befremden, ja unverhohlene Entrüstung. Doch Umlauf’s Wagniß gelang, wenn auch mit der Einschränkung, daß man der Zither die Berechtigung, im Concertsaale zu erscheinen, absprach und sie nach wie vor auf die Alm verwies. Aber er ließ sich nicht irre machen. Am 7. April desselben [25] Jahres, Abends halb Acht, gab er in dem nämlichen Musikvereinssaale ein zweites Zitherconcert. Der Erfolg war noch günstiger, indem man zuletzt doch erklärte: wenn man das Instrument so meisterlich spiele wie Umlauf, habe es auch die Berechtigung, im Concertsaale zu erscheinen. Und die Zither war concertfähig geworden, denn Umlauf gab seit jener Zeit (1856) weit über ein halbes hundert Zitherconcerte sowohl im alten als im neuen Musikvereinssaale. Doch nicht mit den Erfolgen innerhalb des Wiener Weichbildes begnügte er sich, er unternahm in den Sommermonaten wiederholt Kunstreisen und concertirte überall mit Ruhm. Vor Kaisern und Königen und anderen Fürsten zu spielen ward ihm die Ehre zutheil, so vor dem Kaiser Ferdinand in Prag, vor der Kaiserin Karoline Auguste wiederholt in Salzburg, vor den Königen Ludwig I. und Maximilian II. in Bayern, vor König Otto von Griechenland, vor den Erzherzogen Franz Karl, Ludwig u. s. w. Auf einer Kunstreise im Jahre 1860 concertirte er mit glänzendem Erfolge in Baden-Baden, Ems, Wiesbaden, Hamburg, Kissingen und anderen Orten. Als 1870 der Prinz und die Prinzessin von Wales Wien besuchten und Beiden zu Ehren ein Hofconcert stattfand, wurde auch Umlauf zu demselben geladen, um vor den ah. Herrschaften sich auf dem Instrumente hören zu lassen. Indessen brach sich auch seine Zitherschule, welche die Wiener Stimmung repräsentirt, allmälig Bahn und findet auch in Deutschland, wo noch meistens nach dem Münchener System – mit dem Violinschlüssel und den beiden A-Saiten am Griffbrett – gespielt wird, immer mehr und mehr Verbreitung. Was nun Umlauf’s Compositionen betrifft, welche er alle in seinem anfänglich bei Franz Glöggl, dann im Selbstverlag erschienenen „Salon-Album für Zitherspieler“ veröffentlicht, so übersteigt die Zahl derselben bereits mehrere Hunderte und umfaßt alle Genres der Musik, vom einfachen Ländler beginnend, zur Barcarole, zum Lied ohne Worte und zur Transscription von Gesangsnummern aus den beliebtesten Opern fortschreitend, wie „Anna Bolena“, „Lucretia Borgia“, „Belisar“, „Ernani“, „La Traviata“, „Die Nachtwandlerin“, „Don Juan“, „Liebestrank“, „Dinorah“, „Lucia“, „Die Puritaner“, „Beatrice di Tenda“, „La Straniera“, „Norma“, „Die weiße Frau“. Umlauf hat die Zither in den Concertsaal eingeführt; die Musik-Lexika verweigern trotzdem dem Virtuosen, wie dem feinfühligen Compositeur standhaft eine Stelle in ihren Blättern, und G. Riemann’s „Musik-Lexikon“ (1882) [in der Serie der Meyer’schen Fach-Lexika) hat nicht einmal in dem freilich sehr mageren und völlig mangelhaften Artikel: „Zither“ Platz für den Namen unseres Virtuosen, der doch geziemender in dieses Handbuch gehört, als so mancher obscure Clavierpauker, dem man in demselben begegnet.
Umlauf, Karl J. F. (Zithervirtuos, geb. in Baden um das Jahr 1840). Nach dem Wunsche seines Vaters widmete er sich der Oekonomie, benützte aber dabei seine freie Zeit zur Erlernung mehrerer musikalischer Instrumente, unter denen er Violine und Zither mit Vorliebe spielte. Als dann sein Vater starb, gab er das Studium der Oekonomie, dem er ja doch mehr gezwungen oblag, ganz auf, entschlossen, einzig und allein der Musik zu leben. Während er theoretische Musikstudien trieb, ließ er sich in Privatzirkeln auf der Zither hören, die er, so unvollkommen damals dieses Instrument auch war, doch mit großer Kunstfertigkeit handhabte. In jener Zeit wurde er mit dem Wiener Zitherfabrikanten Anton Kiendl bekannt, und dies war wohl zunächst Ursache, daß er alle künstlerischen Pläne, mit denen er sich trug, aufgab und sein ganzes Streben und Können auf die Zither verlegte, die seitdem sein ausschließliches Instrument blieb. Durch den Verkehr mit Kiendl wurden verschiedene Verbesserungen an der Zither angeregt und allmälig auch verwirklicht, so daß dieselbe endlich eine Vollkommenheit erlangte, welche sie sozusagen salon- und concertfähig machte. Nebenbei betrieb er die Theorie des Zitherspiels, studirte alle Lehrmethoden und bildete sich endlich selbst eine solche, die der Umgestaltung seines Instrumentes entsprach, ertheilte auch Unterricht, und zwar mit so großem Erfolge, daß sich die Zahl seiner Schüler täglich mehrte. Nun gab es wohl von früher her ältere Zitherschulen, die aber in keiner Hinsicht mehr den Anforderungen genügten, und so schrieb er eine „Neue vollständige theoretisch-praktische Wiener Zitherschule“ nebst „Ergänzungsband“ (Wien, Selbstverlag) als Op. 75 und 117, welche im Hinblick auf den damaligen Mangel an Zitherlehrern auch für den Selbstunterricht eingerichtet war. Auch dem zu jener Zeit noch sehr fühlbaren Mangel an Musikalien für die Zither half er ab. Um die Liebhaber des Instrumentes nach Beendigung des ersten Unterrichtes stets mit gediegenem Stoffe zur Weiterbildung zu versorgen, entschloß er sich zur Herausgabe eines periodischen Werkes, betitelt: „Salon-Album für Zitherspieler. Eine Sammlung von Ländlern und Liedern“ (Wien,- Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Carl Umlauf“. Joseph Bauer 1860 (lith.). Druck von Reiffenstein und Rösch (Wien, Fol.) [Kniestück].