Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tyrš, Miroslav
Band: 48 (1883), ab Seite: 184. (Quelle)
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Tyrrell, Agnes (Tonkünstlerin, geb. zu Brünn 1848). Die Tochter des [185] englischen Sprachlehrers Heinrich Tyrrell in Brünn, wurde sie von dem nachmaligen Stadtrathe Wilhelm Kunst daselbst 1854, sechs Jahre alt, als vielversprechende Clavierschülerin aufgenommen, und in kürzester Zeit entwickelte sich ihr ganz außerordentliches musikalisches Talent. Allmälig von den Elementen zu den Werken hoher Kunst übergehend, verband sie bald mit einer ebenso vollendeten Technik eine geistvolle Auffassung der Werke der verschiedenen Meister, welche sie vortrug. So spielte sie denn schon als zehnjähriges Mädchen öffentlich Compositionen von Beethoven, Mendelssohn u. s. w. mit durchschlagendem Erfolge und trat seither in vielen theils von anderen Künstlern, theils von ihr selbst veranstalteten Concerten auf, sich als eine eminente Pianistin bewährend. Im Jahre 1859 drang ihr Lehrer in sie und ihre Eltern, daß sie zur weiteren künstlerischen Ausbildung das Conservatorium in Wien besuche. Doch kam sie erst später dahin, kehrte aber auch schon nach kurzer Zeit wieder heim, nachdem sie vor den ersten Meistern Proben abgelegt hatte, in denen ihre Kunst als technisch vollendet anerkannt wurde. Nun widmete sie sich mit allem Eifer auch der Theorie ihrer Kunst, lernte Gesang und Violinspiel und brachte es in beiden zu großer Vollendung. In letzterer Zeit warf sie sich auf die Composition, und so hat sie denn Mehreres, zumeist Kammermusikstücke componirt. Als Pianistin besitzt sie einen warmen, seelenvollen Anschlag, welcher besonders in den Cantilenen und getragenen Stellen zur vollen Wirkung gelangt, eine von geläutertem Geschmacke und richtigem Verständnisse zeugende Auffassung, wobei sie von einem erstaunlichen musikalischen Gedächtnisse unterstützt wird, welches sie in den Stand setzt, die schwierigsten Werke der größten Meister auswendig so sicher vorzutragen, als wenn sie dieselben vom Blatt weg spielte.

d’Elvert (Christian Ritter). Geschichte der Musik in Mähren und Oesterreichisch-Schlesien mit Rücksicht auf die allgemeine, böhmische und österreichische Musikgeschichte (Brünn 1873, gr. 8°.) S. 185 und 186.