BLKÖ:Trentin, Gregorio

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 47 (1883), ab Seite: 161. (Quelle)
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Trentin, Gregorio (Instrumentenmechaniker, geb. zu Conselve im Paduanischen 1708, gest. in Padua 1854). Ursprünglich dem geistlichen Berufe sich widmend, wurde er nach beendeten theologischen Studien Abate, wie in Italien jene Priester heißen, die keinen bestimmten seelsorgerlichen Dienst ausüben. Ein leidenschaftlicher Freund der Musik, verlegte er sich, nachdem er eines Tages in dem Hause, wo er wohnte, auf der Harfe spielen gehört, mit einem Eifer ohne Gleichen auf die Verfertigung dieses Instrumentes. Ohne bis dahin etwas dergleichen gearbeitet zu haben, ohne Unterricht, ohne Lehrer, einzig und allein mit Hilfe der in der „Enciclopedia italiana enthaltenen Anweisung über Harfenbau, ging er an seine Arbeit, Nach mannigfaltigen Versuchen brachte er endlich 1813 ein Instrument zuwege, welches mit einem von Erard in Paris construirten den Vergleich bestand und vom lombardischen Institut der Künste mit der goldenen Medaille und dem ehrenvollen Beisatze ausgezeichnet wurde, daß die Harfe des Abbe Trentin jene des Pariser Erfinders in der Wahrheit, im Vollklange des Tones und in der Einfachheit des Mechanismus übertreffe. Dieser schöne unerwartete Erfolg spornte nur noch mehr den Eifer unseres Abbate: im Jahre 1819 übersandte er an das Institut der Künste in Venedig, wo er schon vor längerer Zeit seinen bleibenden Wohnsitz aufgeschlagen hatte, ein Piano eigener Construction, welches er Organistico nannte, und einige Jahre später ein anderes, dem er den Namen Metaorgano gab, welche beide von der Prüfungscommission als eigenartig und trefflich befunden und mit der Aufmunterungsmedaille in Gold ausgezeichnet wurden. Von der kaiserlichen Regierung erhielt er auch unterm 2. Februar 1824 auf das letztere ein fünfjähriges Privilegium. Um 1830 kehrte er in seine paduanische Heimat zurück und war sorgfältig auf Verbesserung des Pianos bedacht, bis er endlich ein Instrument, Violicembalo benannt, herstellte, welches mit den Tasten des Piano die Töne der Violine und des Violoncell in seltenem Einklang wiedergab. Ueber diese Erfindung, welche in Musikkreisen nicht geringes Aufsehen erregte, erhob sich alsbald ein Prioritätsstreit, indem ein Luigi Taparelli aus Azeglio die Erfindung für sich in Anspruch nahm. Doch wurde die Sache zu Gunsten Trentin’s ausgetragen, da es sich nach sorgfältiger Untersuchung herausstellte, daß seine Construction von jener Taparelli’s völlig abweiche und auf ganz eigenartigen Principien beruhe. Der kunstsinnige Cicognara veröffentlichte 1821 eine genaue Beschreibung dieser Erfindung Trentin’s: „onde“, wie er sagt, „altri non avesse un giorno a vantarsene ricopiandolo od aggiungendovi qualche lieve perfezionamento“. Durch vorerwähnte und auch noch andere mechanische Erfindungen und Einrichtungen, darunter sein Doppelpiano, welches mit Händen und Füßen gespielt wurde, hat Trentin sich um die Verbesserung des Pianobaues in Italien große Verdienste erworben und manchen tüchtigen Zögling herangebildet, unter welchen der Venetianer Nicolo Lachin alle überragt, so [162] daß seine – von Thalberg geprüften und anerkannten – Instrumente vom k. k. Institute in Venedig mit der goldenen Medaille ausgezeichnet wurden. Trentin trug sich noch mit mancher Verbesserung des Organismus musikalischer Instrumente, aber sein vorgerücktes Alter – er starb mit 86 Jahren – erschwerte ihm die Durchführung seiner sorgfältig durchdachten Pläne.

Pietrucci (Napoleone). Biografia degli Artisti Padovani (Padova 1858, gr. 8°.) S. 267. – L’Annotatore Friulano (Udine, kl. Fol.) 1855, Nr. 18, p. 71: „Sulla vita ed opere dell’ab. Trentin“. – Gazzetta uffiziale di Venezia 1855, Nr. 182: „Una rettificazione“. Von Brandolese. – Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Zustandes derselben... Herausgegeben von Stephan Ritter von Keeß und W. C. W. Blumenbach (Wien 1830, Karl Gerold, gr. 8°.) Bd. II, S. 28, 31 und 35.