BLKÖ:Trauttmannsdorff, Hektor
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 47 (1883), ab Seite: 70. (Quelle) | |||
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Albrecht [S. 66, Nr. 5], der für seinen Fürsten auf der Wahlstatt verblutete. Friedrich der Schöne von Oesterreich und Ludwig der Bayer stritten um die deutsche Kaiserkrone. Bei Mühldorf am 28. September 1322 kam es zur Entscheidung. Ludwig der Bayer betraute mit dem Oberbefehl über sein Heer den tapferen Schweppermann, einen Bürger von Nürnberg, und hielt sich fern von dem Kampfplatz, in dem blauen Harnisch eines gemeinen Ritters verkleidet. Friedrich aber stand kampfbereit, nur seines Bruders Leopold noch harrend, der ihm neue Schaaren zuführen sollte. Doch der sehnlichst Erwartete zeigte sich nicht, und schon begann der Kampf. Da stellte sich Friedrich an die Spitze der Seinigen, allen kenntlich in seiner fürstlichen Rüstung mit dem gekrönten Helme. Mit höchster Erbitterung wurde gefochten. Wunder der Tapferkeit verrichteten die Oesterreicher vor den Augen ihres geliebten Fürsten, der, wie die Chroniken erzählen, allein bereits den Fünfzigsten mit [71] eigner Hand fällte. Schon neigte sich der Sieg auf seine Seite, schon war der linke Flügel der Bayern geworfen, da erhielt – durch verrätherische List – der Kampf eine andere Wendung. Im Rücken der Oesterreicher erschien nämlich eine Schaar von vierhundert Reitern, in deren Mitte das Banner Oesterreichs flatterte. „Es ist Leopold, es sind die Schwaben“. riefen jetzt Alle freudig aus und waren in ihrem Herzen des Sieges gewiß. Allein nur zu bald zeigte sich die Täuschung! Friedrich, Burggraf von Nürnberg, vergessend die nahe Blutsverwandtschaft mit dem Hause Habsburg, kämpfte für Ludwig. Er wußte, daß die Oesterreicher die Ankunft des .Herzogs Leopold erwarteten, dies erweckte in ihm den eines ritterlichen Fürsten unwürdigen Gedanken: sich und die Seinigen in die Maske der Oesterreicher zu hüllen und diesen so unerkannt in den Rücken zu kommen. Zum größeren Unglück für Friedrich wurden auch dessen Eilboten an Leopold im Kloster Fürstenfeld hinterlistig aufgehalten, so daß der Letztere die Nachricht von der Schlacht zu spät erfuhr. Die Doppellist gelang vollständig. Die vermeinten Freunde kündigten sich nur zu bald als Feinde an, und von vorne erschien Schweppermann mit neuen Schaaren. Von allen Seiten umringt, kämpfte Friedrich mit seinen wenigen Getreuen, die noch nicht von ihm abgeschnitten waren, den Kampf der Verzweiflung. „Trauttmannsdorffer, denkt an die Schlacht im Marchfelde, rettet euren .Kaiser!“ rief jetzt der alte Albrecht Stüchs von Trauttmannsdorff, und die dreiundzwanzig Edlen dieser Geschlechtes nahmen Friedrich in die Mitte während eben auf ihn, den Allen kenntlichen, die Feinde cindrangen. Der Greis stritt mit verjüngter Kraft, er sah seine Vettern und Neffen einen nach dem anderen von den Rossen stürzen, er stritt fort; da fielen auch seine Söhne Conrad und Leopold, er stritt fort. Nun ereilte auch ihn das eherne Verhängniß. Ein nach seinem Fürsten gerichteter Streich, den er abwehren wollte, traf ihn, und tödtlich verwundet sank der edle Greis nieder. Nun waren von allen 23 Trauttmannsdorff nur Herrand und Hektor noch am Leben, die mit wenigen Rittern an Friedrichs Seite kämpften. Da stürzte, von dem fränkischen Ritter Eberhard von Mosbach durchstochen, des Fürsten Pferd; im Augenblicke sprang Hektor mit seinem Rosse herbei, um seinen Herrn dasselbe besteigen zu lassen, allein in diesem Momente erhielt er einen so wuchtigen Kolbenschlag auf den Kopf, daß er betäubt zu Boden sank. Jetzt mußte sich der nahezu wehrlose Friedrich an Albert von Rindsmaul, einen Ritter aus Franken, ergeben, der ihn zu dem Burggrafen von Nürnberg brachte. Da habe sich denn, so wird erzählt, der nicht getödtete, nur betäubt liegende Hektor nach einer Weile ausgerafft und dem Burggrafen von Nürnberg sein Schwert dargereicht, bittend, ein treuer Diener, mit seinem Herrn die Haft zu theilen. Die Macht solcher Treue siegte: die Bitte wurde ihm gewährt. Auch Ludwig der Bayer ward von solcher Treue gerührt, und als er und Friedrich versöhnt zusammen das Reich regierten, ein Siegel führten und denselben Thron, denselben Becher, dasselbe Bett theilten, ernannte er den edlen Hektor zu seinem Kammermeister. Da geschah es, daß der bayrische Ritter Seyfried von Frauenberg im Verdruß über die Gunst, welche sein König dem Trauttmannsdorffer zuwandte, nun nichts unterließ, diesen, wann und wo sich ihm nur Gelegenheit darbot, an der Ehre zu kränken und ihm den Ruhm des alten Adels zu verkümmern. Endlich brachte Hektor seine Klage vor König Ludwig. Dieser ließ Beide zum Beweise und zum Zweikampfe, zu. Nun bewies Frauenberg seinen Adel mit Siegel und Brief auf 213 Jahre, Hektor aber den seinigen auf 552 Jahre. Daraus ging der .Kampf an, auch hierin siegte Hektor, seinen gefangenen Gegner aber schenkte er der Kaiserin. König Ludwig indeß bestätigte in einer offenen Urkunde zu Myerach am St. Görgentage 1336 für alle Zeiten den Vorrang der Trauttmannsdorff vor den Frauenberg. Auch wird von Hektor berichtet, daß er es gewesen, durch den das Schloß Trautmannsdorf in Oesterreich unter der Enns aus dem Besitze der Familie gekommen. Er habe nämlich, als Friedrich der Schöne, von der Welt zurückgezogen, theils in der Karthause Mauerbach, theils in Guttenstein mit seiner blinden Gemalin den Rest der Tage verlebte, das schwarze Kreuz der deutschen Ritter sich auf die Schulter geheftet und ihrem Orden Trautmannsdorf geschenkt. Friedrich III. habe dann die Herrschaft dem neugegründeten Georgenorden eingeräumt; nach dessen Aufhebung 1576 aber [72] wurde sie an Pankraz von Windischgrätz verkauft. Später kam wohl wieder die Burg an die Trauttmannsdorff zurück, doch gehört sie schon seit langer Zeit den Batthyány. [Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. Herausgegeben durch die Freiherren von Hormayr und von Mednyansky (Wien, 12°.), III. Jahrg. (1822), S. 98–109; VII. Jahrg. (1826), S. 405 in der Anmerkung; XXVII. Jahrg. (1838) S. 269: „Ernsthafter Rangstreit und Wappen- Wechsel.] –
21. Hektor, ein Vorbild seltener Tapferkeit und Treue, ist der Sohn des greisen Helden