BLKÖ:Tomaselli, Giuseppe

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tomaselli, Joseph
Band: 46 (1882), ab Seite: 70. (Quelle)
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Tomaselli, Giuseppe (Naturforscher, geb. zu Soave im Veronesischen am 30. August 1733, gest. zu Verona 2. December 1818). Er ist ein ausgezeichneter und vielseitiger Naturforscher aus der Zeit der österreichischen Regierung in der Lombardie im achtzehnten Jahrhundert. Dem geistlichen Stande sich widmend, beendete er die theologischen Studien, aber bei seiner Vorliebe für die Naturwissenschaft zog er es vor, statt in die Seelsorge zu treten, ein ausschließlich den Wissenschaften geweihtes Leben zu führen. Obwohl er sich vor Allem zu Naturgeschichte und Chemie hingezogen fühlte, vernachlässigte er doch keineswegs andere wissenschaftliche Disciplinen. Mit seinen Arbeiten indeß trat er ziemlich spät in die Oeffentlichkeit, so war er schon über fünfzig Jahre alt, als er seine Schrift: „Cerografia“ (Verona 1785) erscheinen ließ. Die Veranlassung dazu gab ihm eine wissenschaftliche Polemik zwischen Anton Mario Lorgna und dem Abbé Requeno über die Malerei im [71] punischen Wachs. Die Verschiedenheit der Ansichten, welche zu jener Zeit über die Erzeugung des Salpeters in Fachkreisen herrschten, trieb ihn zur Veröffentlichung seiner „Tre dialoghi sopra l’arte di fare il nitro“ (Verona 1792), welcher Arbeit in Kurzem seine Denkschrift über die Aufbewahrung der Seidencocons; unter dem Titel: „Memoria sulla conservazione de’ bozzoli di seta“ folgte. Als dann P. Ermenegild Pini [Band XXII, S. 315] im VI. Bande der „Memorie della Società italiana“ die „Osservazioni sulla nuova teoria e nomenclatura chimica come inamissibile in mineralogia“ erscheinen ließ, gab Tomaselli eine „Risposta alle osservazioni ec.“ heraus. Für Scipio Maffei’s „Verona illustrata“ schrieb er eine „Dichiarazione del museo Veronese“, kehrte aber von diesen antiquarischen Forschungen bald zu seinen naturwissenschaftlichen Studien zurück, bearbeitete zunächst aus des berühmten französischen Naturforschers J. B. P. Ant. Lamarck: „Extrait de la flore française contenant l’analyse des végétaux pour arriver à la connaissance des genres“ (Paris 1792) und aus anderen naturhistorischen Werken desselben die „Analisi de’ Vegetabili“ und veröffentlichte im folgenden Jahre das „Manuale zoologico, botanico, mineralogico“ (Verona 1794). Am 19. Mai 1795 erwählte, ihn die Accademia di agricoltura, commercio ed arte in Verona zu ihrem Mitgliede, und gleichsam als Erwiderung auf diese Wahl legte er ihr im nächsten Jahre seine „Teorìe generali di agricoltura“ vor, welchem Werke in einiger Zeit sein „Trattato di agricoltura pratica“ folgte. Beide Arbeiten zeigen seine umfassenden Kenntnisse im Gebiete der Landwirthschaft, und in ersterer enthält der Abschnitt „Da litologia singolare del Bolca“ auch für den Lithologen des Interessanten in Fülle. Seine landwirthschaftlichen Studien führten ihn zu mancherlei Beobachtungen im Gebiete der Natur, und ein Ergebniß derselben waren seine 1796 herausgegebenen „Regole per la moltiplicazione e pel governo degli alberi campestri e boschivi“. Im folgenden Jahre aber wurde seine umfassende Abhandlung über die Vermehrung der Seidenwürmer, in welcher er an der Hand der Erfahrung den Nachweis liefert, daß weniger, aber mit Sorgfalt behandelte Würmer einen reicheren Ertrag liefern, als viele, denen man geringere Aufmerksamkeit zuwende, von der Akademie mit dem Preise gekrönt. Dann legte er auch seine Abhandlung „Sopra le industrie degli insetti“ der genannten Akademie vor. Anfangs Jänner 1798 beauftragte ihn dieselbe, den Astronomen Antonio Cagnoli [Bd. II, S. 233] in der Abtheilung der meteorologischen Beobachtungen zu vertreten. Indessen blieb er in seinen landwirthschaftlichen Studien nicht müßig, und als um diese Zeit das Rindvieh von einer verheerenden Seuche heimgesucht wurde, und die Akademie in Bezug auf Pflege und Zucht des Rindviehs, sowie auf dessen Schutz gegen die Seuche einen Preis ausschrieb, errang er denselben mit seiner Abhandlung: „Intorno a mezzi di rimettere la specie bovina“. Dem Municipium brachte er nach Chaptal’s Vorgang eine verbesserte Leinwandbleiche in Vorschlag, und der Akademie legte er eine von ihm vervollkommnete Traubenpresse vor, deren Anschaffung so wenig kostspielig war, daß auch dem Privaten dieselbe nicht schwer fiel. In Gemeinschaft mit Luigi Trevisani redigirte er längere Zeit die „Memorie academiche“. Tomaselli beschloß [72] sein thätiges und um die Förderung der Wissenschaft verdientes Leben im hohen Alter von 85 Jahren.

Del Bene (Benedetto). Elogio dell’Abate G. Tomaselli (Verona 1825, 8°.). – Tipaldo (Emilio de). Biografia degli Italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ contemporanei (Venezia 1834, tipogr. di Alvisopoli, gr. 8°.) Tom. I, p. 108.