Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 233. (Quelle)
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Cagnoli, Anton (Astronom und Mathematiker, geb. zu Zante 29. Sept. 1743, gest. zu Verona 14. Aug. 1816). Sein Vater war Kanzler der Republik Venedig in Zante. Im Jahre 1772 begleitete der junge Cagnoli als Gesandtschaftssecretär den Gesandten, Marco Zeno nach Madrid, und von da 1776 nach Paris. Während seines Aufenthaltes in letzterer Stadt besuchte C. unter andern Sehenswürdigkeiten die Sternwarte. Der Eindruck, den er von diesem Besuche mitnahm, war so gewaltig, daß er beschloß, sich der Sternkunde zu widmen. Er begann nun den mathematischen und astronomischen Unterricht insbesondere bei Lalande, und bereits im J. 1782 besaß er die zu astronomischen Beobachtungen notwendigen Instrumente, deren er sich auch in diesem Jahre zu Beobachtungen bediente. 1785 kehrte er nach Verona zurück, und richtete seine Wohnung als förmliches Observatorium ein. Als 1797 die Franzosen die Stadt einnahmen, hatte sein Observatorium so sehr gelitten, daß C., obgleich er dafür entschädigt wurde, doch beschloß, seine sämmtlichen Instrumente zu verkaufen. Sie wurden in die Brera nach Mailand gebracht, wohin ihnen C. als Astronom folgte. Von Mailand ging C. als Professor der Mathematik an die Militärschule nach Modena, kehrte aber aus Gesundheitsrücksichten später wieder nach Verona zurück, wo er bis an sein Lebensende verblieb. C. war Mitglied von 21 gelehrten Vereinen, bekleidete seit 1787 das Secretariat bei der Accademia agraria in Verona, und seit 1796 die Stelle eines Präsidenten der Società italiana, die seinem Eifer vieles zu verdanken hat. Viele seiner gelehrten Abhandlungen sind in den Sammelschriften wissensch. Vereine enthalten. Seine Abhandlung über die beste Methode, die geographischen Längen zu berechnen, ist von der Akademie zu Kopenhagen mit dem Preise gekrönt worden; desgleichen auch sein „Catalogo di stelle boreali“, der im 10. Bande der „Memorie della società italiana“, abgedruckt steht. Seine selbständigen Schriften sind: „Trigonometria piana e sferica“ (Bologna 1804, mit Taf., 4°.). Die Ausgabe dieses Werkes vom J. 1786 ist weniger geschätzt; eine französische Uebersetzung von Chompre erschien zu Paris (1786, 2. Aufl. 1808, 4°., mit Taf.); – [234] „De’ due orologi italiano-francesi ossia degli inconvenienti che nascono del regolare gli orologj al tramontar del Sole“ (Venedig 1787, 8°.); – „Almanacco con diverse notizie astronomiche, adattate all’ uso comune“ (Verona 1787–1801; 1805 und 1806, 12°.); – „Notizie astronomiche adattate al’ uso comune“, 2 Bde. (Modena 1802, 8°., auch Mailand, Silvestri 1818, 12°., mit 3 Taf.). Dieses Werk ist ein Auszug aus dem vorigen; – „Osservazioni meteorologiche“ (1788–96, 8°.); – „Sezioni coniche“ (Modena 1802, 8°., mit K. K.); – „Compendio della Trigonometria piana, ad uso degli aspiranti alla scuola militare in Modena“ (1807). Von seinen zahlreichen in akademischen Sammelwerken erschienenen Abhandlungen sind anzuführen: „Méthode pour trouver la situation de l’équateur d’une planète“, im 10. Bde. des „Recueil de Mem. présentes à l’Académie des sciences par des savants étrangers“; – „Nuovo e sicuro mezzo per riconoscere la figura della terra“, im 6. Bde. der „Memorie della Società italiana“. Diese anfänglich wenig gewürdigte Abhandlung wurde auf Veranlassung von Baily in London wieder gedruckt, und im Maiheft 1822 des „Philosophical Magazine“ der Aufmerksamkeit der Gelehrten empfohlen; – „Degli elementi spettanti alla teoria della rotazione solare et lunare“, im 8. Bde. der „Memorie“. Logische Anordnung, scharfsinnige Entwickelung und Einfachheit, verbunden mit großer Klarheit im Vortrage, sind die Vorzüge seiner mathematischen und astronomischen Schriften. Seine „Notizie astronomiche adattate all’ uso comune“ sind eine Art populärer Sternkunde, zu einer Zeit (1802) als man an die Popularisirung dieser abstracten Wissenschaft in andern Ländern kaum zu denken wagte.

Labus (Giovanni), Notizie intorno la vita e le opere di A. Cagnoli (Mailand 1818, 16°.). – Carlini (Francesco), Notizie sulla vita e gli studii di A. Cagnoli (Modena 1819, 4°.) [daselbst sein Porträt]. – Dasselbe im XVIII. Bande der „Atti della società italiana“. –Pindemonte (Ippolito), Tributo alla memoria dell’ astronomo A. Cagnoli (Verona 1821, 8°.) [Pindemonte singt von C.: „Splendido monumento erse a se stesso“]. – Tipaldo, Biografia degli Italiani illustri. VII. Bd. – Curtoni-Vezza, Ritratti di suoi ill. amici (Verona 1807, 8°.)Da Rio, Giornale di Padova XVIII. Bd. 2. Serie. – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1856, Naratovich) Giunte e correzioni ai cenni biografici, S. 120. – Biographie universelle [gibt irrig das Jahr 1818 als sein Todesjahr an]. – Commentari dell’ Ateneo di Brescia per l’anno 1818, 1819 (Brescia 1820, Nic. Bettoni) S. 126 (von Dr. Johann Labus). – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1843, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 1. Abth. S. 84. – Gamba (Barthol.), Galeria dei Letterati ed Artisti illustri delle Provincie Veneziane nel secolo decimottavo (Venezia 1824, 8°.) (das. C.’s Porträt im Umriß, von Comirato gest.] – Allg. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Herausgeg. von J. S. Ersch und J. G. Gruber (Leipzig 1822 u. f., Gleditsch, 4°.) I. Sect. 14. Bd. [gibt den 6. August 1816 als seinen Todestag an].