BLKÖ:Tomaschek (Tomašek), Casimir

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 46 (1882), ab Seite: 38. (Quelle)
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Tomaschek (Tomašek), Casimir (Theolog, geb. zu Vřesin in Oesterreichisch-Schlesien am 9. April 1817). Den ersten Unterricht genoß er in der Schule seines Geburtsortes, den Grund zu seiner wissenschaftlichen Bildung legte er auf dem Gymnasium zu Troppau, dann auf jenem zu Teschen, wo er sich mit Joseph Kostuch, einem tüchtigen Tonkünstler und nachmaligem Leibarzt des russischen Kaisers, befreundete. In Brünn besuchte er die philosophischen Jahrgänge, nach deren Beendigung er im Priesterhause zu Olmütz die theologischen Studien begann. Am 10. August 1841 zum Priester geweiht, trat er als Cooperator zu Groß-Polom in die Seelsorge, wo er zur Stunde noch als Pfarrer wirkt. Seit seinen jungen Jahren, als er noch am Gymnasium zu Troppau, in dieser „verdeutschten“ Stadt, wie sein Biograph in einem breitspurigen Artikel berichtet, studirte, wurde er nie seinem Čechenthume untreu. Doch bot sich ihm dort wenig Gelegenheit, seinen nationalen Schwärmereien gehörigen Ausdruck zu geben, wohl aber später im Priesterhause zu Olmütz, wo er in Gemeinschaft mit seinem Collegen Otahal, dem nachmaligen Pfarrer zu St. Katharina in Troppau, die Gründung einer slavischen Fachbibliothek aus dem theologischen Gebiete anregte, welche auch schon in kurzer Zeit zu einer ansehnlichen Bändezahl anwuchs und noch in steter Zunahme begriffen ist. In gleicher Weise war er für die Vermehrung der Pfarrbibliothek in Groß-Polom, einer der ältesten im Lande, thätig. Ein Freund und Förderer seiner Sprache, legte er frühzeitig eine Sammlung der Volksmärchen und Volkslieder an und entwickelte dabei einen solchen Eifer und eine solche Umsicht, daß er in der ganzen Gegend unter dem Namen der „Decanatssänger“ bekannt ist. So lieferte er denn auch zahlreiche Beiträge dem Volksliedersammler Sušil [Bd. XLI, S. 1], der bekanntlich als solcher ein unbestreitbares Verdienst sich erworben hat. Auch noch in anderer Richtung wirkte Tomaschek in verdienstlicher Weise. Durch seine Bemühungen trat in seiner Pfarre eine landwirthschaftliche Vorschußcasse ins Leben. Daß er bei seinem nationalen Eifer den politischen Verhältnissen seiner Zeit nicht als gleichgiltiger Zuseher gegenüberstehe, mag um so weniger Wunder nehmen, als ja in der Gegenwart der geheiligte Boden der Kanzel nicht selten zu politischen [39] Demonstrationen mißbraucht wird. Und so hielt sich denn auch Pfarrer Casimir Tomaschek für berufen, im Namen der čechoslavischen Bevölkerung Schlesiens sich für die staatsrechtliche Zusammengehörigkeit und Untrennbarkeit Böhmens, Mährens und Schlesiens entschieden auszusprechen und mit allem Nachdrucke die Unverletzlichkeit der Rechte der heiligen Wenzelskrone – welche übrigens ja nie im Ernste bedroht waren – zu betonen. So stand er auch obenan als Urheber und Vorsitzender des ersten schlesischen Tabor zu Chabičov, dessen Erfolge für die čechische Nationalität in Schlesien weit die gehegten Erwartungen übertrafen. Daher wurde er denn auch bereits dreimal – aber trotz alledem immer vergebens – als Candidat für den schlesischen Landtag aufgestellt, welcher sich glücklicherweise bisher den Nationalitätenhader vom Leibe zu halten verstanden hat. Der unten genannte Biograph Tomaschek’s meldet von demselben: daß er nach wie vor in der oben geschilderten Weise für die Hebung der čechischen Nationalität unermüdlich thätig ist.

Světozor (Prager illustrirtes Blatt, kl. Fol.) 1878, Nr. 39, S. 459: „Kazimír Tomášek“. Von Joseph Bena.
Porträt. Unterschrift: „Kazimír Tomášek, farář velkopolomský v Slezsku. Podle fot. kreslil Joz. Mukarovsky, d. i. Casimir Tomášek, Pfarrer von Groß-Polom in Schlesien. Nach der Photographie gezeichnet von Jos. Mukarovsky. Holzschnitt im vorbenannten „Světozor“, ohne Angabe des Xylographen.