Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tkany, Anton
Band: 45 (1882), ab Seite: 207. (Quelle)
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Tkany, Wilhelm (Botaniker, geb. im Dorfe Kritschan nächst Brünn am 3. Juli 1792, gest. zu Brünn am 22. December 1863). Sein Vater Johann, anfänglich herrschaftlicher Rentamtmann, war zuletzt Magistratsrath in Brünn. Der Sohn beendete daselbst das Gymnasium, studirte die Rechte in Olmütz und trat 1815 in den Staatsdienst. Am 4. November 1822 wurde er Hofconcipist in Wien, am 2. September 1830 Gubernialsecretär in Brünn, im Mai 1839 Hofsecretär in ersterer Stadt und schon im nächsten Jahre mährisch-schlesischer Gubernialrath in letzterer, als welcher er 1850 das administrative Referat der Landesschulbehörde von Mähren und Schlesien übernahm und bis zu seinem 1855 nach vierzigjähriger Dienstleistung erfolgten Rücktritt in den Ruhestand versah. In seiner Eigenschaft als Referent hat er sich um die Hebung des Volksschulwesens in Mähren nicht geringe Verdienste erworben. Diese wenngleich verdienstliche Beamtenlaufbahn ist es aber nicht, für welche Tkany in diesem Werke in Betracht kommt, sondern seine Neigung zu naturwissenschaftlichen, vornämlich botanischen Studien, denen er die Mußestunden seines amtlichen Berufes widmete. Im Jahre 1830 als Gubernialsecretär nach Brünn zurückgekehrt, begann er sich mit Botanik zu beschäftigen und blieb diesem seinem Lieblingsstudium bis ans Lebensende treu. Mit Professor Aurel Thaler [Bd. XLIV, S. 133], mit dem Buchdruckereibesitzer Rudolph Rohrer [Bd. XXVI, S. 284] und Anderen machte er im Frühling 1833, im Alter von 41 Jahren, seine ersten botanischen Ausflüge in der Umgebung Brünns. Er dehnte seine Wanderungen dann über das südliche und südwestliche Mähren (Czeitsch, Nikolsburg, Potau, Eibenschütz) aus und verzeichnete die Ergebnisse mit genauer Angabe des Fundortes in seinem botanischen Tagebuche. 1837 trat er mit seinem Freunde Jellinek eine größere botanische Fußreise in die bis dahin nur wenig besuchten mährischen Karpathen an, bestieg den Radhost und die Lissa Hora bei Friedland und kehrte mit reicher Ausbeute heim. Die durch seine Anstellung in Wien unterbrochenen Ausflüge nahm er nach seiner 1840 erfolgten Rückkehr nach Brünn von Neuem auf und durchforschte zunächst mit seinem Freunde Hochstetter, der als der eigentliche Begründer der mährischen Pflanzenkunde angesehen wird, in den Jahren 1842 bis 1845 botanisch die österreichischen und steirischen Hochalpen, dann die Sudeten. Nach seinem Uebertritt in den Ruhestand 1855 widmete er sich ausschließlich seiner Lieblingsneigung und machte 1855, bereits 64 Jahre alt, 95 und 1856 84 botanische Excursionen in der Umgebung Brünns. Sein Herbarium, das Ergebniß dreißigjährigen fleißigen und sorgfältigen Sammelns, enthält mehr als 3000 Species mitteleuropäischer Pflanzen, welche eine reiche Fundgrube für die mährische Flora und einen um so werthvolleren Schatz bilden, als er alle von ihm in Mähren beobachteten Pflanzen kritisch beleuchtet und ausführlich schildert. Er hat seine Sammlung dem naturforschenden Verein in Brünn testamentarisch vermacht. Im Druck hat er nur wenig veröffentlicht, so z. B. in den „Sitzungsberichten und Abhandlungen [208] des Wiener zoologisch-botanischen Vereins“: „Neue Pflanzen der Brünner Flora“ [Bd. II, S. 61 und Bd. V, S. 129]; – „Nachtrag zu Wawra’s im I. Jahrgang der Sitzungsberichte und Abhandlungen des Wiener zoologisch-botanischen Vereins abgedruckten Vorarbeiten zu einer Flora von Brünn“ [Bd. III, S. 174], zählt nebst einigen anderen mährischen Pflanzen noch 95 Species auf, welche auch zur Brünner Flora gehören; – in den „Mittheilungen der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“: „Schilderung der Flora des Czeitscher See’s in Mähren“ [1852, Nr. 2] und gemeinschaftlich mit Dr. Kolenati: „Einiges aus der Flora und Fauna der Umgegend von Göding und Czeitsch“ [ebd.]. Ungleich mehr fand sich in seinem Nachlasse vor. Die im November 1849 errichtete naturwissenschaftliche Section in der mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues u. s. w. wählte Tkany 1853 zu ihrem Vorstande, welches Ehrenamt er durch zwei Jahre bekleidete. Seine letzten Lebensjahre wurden durch anhaltende Kränklichkeit getrübt, und als ihn diese hinderte, sich mit gewohntem Eifer seinem Lieblingsstudium hinzugeben, vertiefte er sich in die Lectüre philosophischer Werke. Was er darin suchte, darauf möchten wohl die letzten Worte des Sterbenden weisen, sie lauten: „das Räthsel wird bald gelöst“. Tkany hatte sich 1823 mit Henriette Müller, einer Tochter des Bergwerksbesitzers Anton Müller in Oslawan, verheiratet; über seinen Familienstand liegen keine Nachrichten vor. Hermann Tkany, Finanzrath und Vorstand des Gebührenbemessungsamtes in Klagenfurt, Rudolph Tkany, Bezirkscommissär in Ungarisch Brod, Franz und Wilhelm Tkany, beide Professoren an den k. k. Obergymnasien mit deutscher und čechischer Sprache in Olmütz, werden wohl seine Söhne oder doch nahen Verwandten sein.

d’Elvert (Christian Ritter). Zur Culturgeschichte Mährens und Oesterreichisch-Schlesiens (Brünn 1868, gr. 8.) II. Theil [auch XVIII. Band der Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde] S. 191, 227, 250, 251, 273, 302 und 311. – Oesterreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben. Beilage zur kaiserlichen „Wiener Zeitung“ (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1864, Bd. III, S. 183.