Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tisza, Ludwig
Band: 45 (1882), ab Seite: 191. (Quelle)
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Tisza, Ladislaus (ungarischer Abgeordneter, geb. zu Geszt im Jahre 1829). Ein Sohn des Obergespan-Stellvertreters im Biharer Comitate Ludwig Tisza aus dessen Ehe mit Julie geborenen Gräfin Teleki, und ein Bruder Colomans [S. 181], Dominiks [S. 190] und Ludwigs [S. 192]. Als im Jahre 1848 der Aufstand in Ungarn ausbrach, trat der neunzehnjährige Jüngling als Officier in die Honvédarmee. Mit ihr kämpfte er in der Schlacht bei Moor, in welcher er von den deutschen Eisenmännern – wie in Ungarn die Kürassiere hießen – zusammengehauen und niedergeritten wurde. Man fand ihn auf dem Schlachtfelde in diesem hoffnungslosen Zustande, blutend aus neunzehn Wunden. Obwohl an seine Rettung kaum zu denken war, halfen doch die Lebenskraft der Jugend und sorgfältige Pflege, daß er genas und den Seinigen erhalten ward. Später wieder ganz hergestellt, widmete er sich gleich seinen Brüdern dem öffentlichen Leben. In dem nach Ungarns Niederwerfung von dem Könige auf den 2. April 1861 einberufenen ersten Reichstage erschien er als Abgeordneter des Wahlbezirkes Tenke im Biharer Comitate. In der 29. Sitzung, am 25. Mai 1861, erhob auch er, nachdem schon vor ihm Ludwig Benitzky, Georg Tanarky und Franz Domachidy für den Beschluß gesprochen, seine Stimme für denselben, mit Emphase auf die Abschiedsworte des „großen Teleki“, wie er ihn nannte, hinweisend: „daß der österreichischen Macht gegenüber, was sie auch immer treibe, Ungarn gleichfalls eine Macht bilde und von den zwei Mächten immer die stärkere sein werde“. Im Verlaufe seiner Rede, in welcher er die Verhältnisse Cis- und Transleithaniens berührt, bemerkt er: daß [192] Ungarn von Oesterreich für revolutionär ausgeschrien werde; ferner: daß letzteres die gänzliche Verarmung Ungarns anstrebe und dieses für seine eigenen Zwecke zu schwächen suche. Er bringt auch noch mehrere andere Punkte, welche das Verhältniß Oesterreichs zu Ungarn betreffen, zur Sprache und weiß darüber wenig Tröstliches zu berichten. Hingegen schildert er die Verhältnisse in Ungarn in einer Weise, von der man in Cisleithanien bisher keine Ahnung hatte und erst durch seine Darstellung nähere Kenntniß erhält, so bemerkt er: daß bei Stellen- und Beneficienvertheilung in Ungarn keine Nationalität der andern vorgezogen werden solle; daß die jedem ehrlichen Menschen heilige Muttersprache bei Berathschlagungen und juridischen Verhandlungen vollkommen frei sein werde; daß endlich alle Gesetze, welche der Auffassung der Rechtsgleichheit in Hinsicht der Nationalitäten widerstreiten, sollen aufgehoben werden. Dem Könige mit einer Adresse zu nahen, erscheine ihm wie Kriecherei, und diese habe Gott sei Dank Ungarn nicht nöthig. Und so stimme er nach reiflicher Ueberlegung für den Beschluß. Seine Rede wurde zugleich mit jener des Grafen Dionys Széchényi [Bd. XLI, S. 235] und des Dichters Emmerich Madách [Bd. XVI, S. 227] unter dem Titel: Tisza László (1861, Máj. 25), Gr. Széchenyi Dénes (Máj. 27) és Madách Imre (Maj. 28) tartott országgyülési beszédek“ im Druck herausgegeben. Ladislaus Tisza ist zur Zeit Mitglied der Repräsentantentafel für den Tordaer Bezirk und der Delegation des ungarischen Reichstages, Ausschußmitglied der Oberaufsicht für das Nationaltheater in Klausenburg und General-Obercurator des Diöcesan-Generalconvents der helvetischen Confessionsverwandten zu Klausenburg in Siebenbürgen.