BLKÖ:Thurn-Valsassina, Raimund

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 113. (Quelle)
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43. Raimund, welcher in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts lebte, war ein Sohn des Paganus, der 1240 zum Gubernator der Stadt Mailand gewählt wurde, als welcher er sich der angreifenden kaiserlichen Armee bei Rocca d’Adda mit einer kleinen Truppe entgegenstellte und einen glänzenden Sieg davontrug. In einer späteren Fehde gegen die Pavianer überwältigte er auch diese und zwang die in ihrer Stadt Eingeschlossenen zu einem schimpflichen Frieden. Er starb 1241, und seine irdischen Ueberreste wurden im Kloster Chiaravalle beigesetzt. Aus seiner Ehe mit Agathe von Genf hatte er die Söhne: Hermann, Nappo, ersten Herzog von Mailand (1265), Salvinus [S. 114, Nr. 47], Franz, Bischof von Como, Caverna, Paganus III. und den in Rede stehenden Raimund, von denen sämmtliche Linien des Hauses Thurn abstammen. Als der mit der Adelspartei haltende Mailänder Erzbischof Leon de Perego von der Volkspartei verjagt ward, konnte sich das aus Adeligen und Plebejern zusammengesetzte Capitel in der Wahl des Nachfolgers nicht einigen. Die Plebejer schlugen Raimund de la Torre vor, die Adeligen machten heftige Opposition und entschieden sich für Franz von Settala. Diesen Zwiespalt benützte die Curie, um sich die ihr strittig gemachte Wahl anzumaßen, und über beide Candidaten hinweg ernannte der Papst dann Otto Visconti, der damals zu Rom sich befand. Nun erst entbrannten zwischen den Visconti und della Torre die heftigsten Kämpfe, welche mit der endlichen Niederlage der Ersteren schlossen. Raimund aber, der auf diese Weise um den erzbischöflichen Sitz in Mailand gekommen, erhielt das Patriarchat von Aquileja, welches als eines der reichsten Beneficien in Italien galt, und regierte mit solcher Umsicht und Weisheit, daß man ihn „Vater des Vaterlandes“ nannte. Er erweiterte und befestigte die Stadt Udine, führte Kriege gegen die Venetianer und die Visconti und wurde dabei von Kaiser Rudolph I., sowie von Herzog Meinhard von Kärnthen, den Grafen von Görz, Ortenburg und Anderen mit Hilfstruppen unterstützt. Der Herzog von Kärnthen, die Grafen von Ortenburg und Este leisteten ihm als Lehensträger verschiedener aquilejischer Besitzungen den Eid der Treue. Nach Einigen stand er 25, nach Anderen nur 21 Jahre dem Patriarchate vor. Nach dem Unglückstage bei Decimo [siehe Salvinus, S. 114, Nr. 47] fanden mehrere [114] seiner Geschwister Zuflucht an seinem Hofe. –