BLKÖ:Thürmer, Joseph Alois

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vorrede (Band 45)
Band: 44 (1882), ab Seite: 309. (Quelle)
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Thürmer, Joseph Alois (Schriftsteller, geb. um das Jahr 1790 in Wien, Todesjahr unbekannt). Der in [310] Rede Stehende heißt eigentlich della Torre, welcher Name einer seit einem Jahrhundert in Wien ansässigen italienischen Judenfamilie angehört, von der allem Anscheine nach daselbst noch Sprossen leben. Joseph Alois erlangte im Jahre 1818 die medicinische Doctorwürde und lebte als praktischer Arzt in Wien. In wissenschaftlichen Kreisen lenkte sich die Aufmerksamkeit auf ihn, als er ein größeres philosophisches Werk unter dem Titel „Fundamental-Philosophie“ (Wien 1827, Kupfer, 8°.) herausgab. In Oesterreich, wo der selige Likawetz (gest. 1850) lange Zeit die officielle Stellung eines Staatsphilosophen einnahm, dessen Werke vorgeschriebene Lehrbücher waren, bis auch die darin enthaltene milchfromme Denkungsart der k. k. Studienhofcommission gefährlich erschien und dieselben verboten wurden, sind philosophische Schriftsteller immer eine große Seltenheit gewesen, zumal solche, welche sich auf ihre eigenen Füße zu stellen wissen, wie dies bei Thürmer der Fall ist. In obenerwähntem Werke schließt sich derselbe in der Hauptsache dem Krug’schen Systeme des transscendentalen Synthetismus, den er aber lieber Realidealismus genannt wissen will, an. Das Weltall betrachtet er als Ganzes, dessen Haupttheile, das Nichtwir und das Wir (alle denkenden Wesen) sind. In beiden ist das Reale und Ideale dergestalt verknüpft, daß beide realideal sind; jedoch herrscht in ersterem das Reale, in letzterem das Ideale vor. Von diesem Grundprincip ausgehend, unterscheidet Thürmer auch in der Geschichte der Philosophie drei Zeitalter: I. das realistische (Thales bis Spinoza[); II. das idealistische (Leibnitz bis Schelling); III. das real-idealistische (Krug bis auf die Gegenwart). Ein weiteres philosophisches Werk ist von Thürmer nicht erschienen.

Ende des vierundvierzigsten Bandes.