BLKÖ:Textor, Franz Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Textor, Ludwig
Band: 44 (1882), ab Seite: 104. (Quelle)
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Textor, Franz Joseph (Maler, geb. in Schwaben, Geburtsjahr unbekannt, gest. zu Innsbruck am 9. November 1741). Seinen deutschen Namen Weber, mit welchem noch einige seiner Gemälde aus früherer Zeit bezeichnet sind, in die lateinische Sprache übertragend, nannte [105] er sich, zum Unterschiede von den vielen gleichnamigen Malern, auf seinen späteren Bildern Textor. Während wir über seinen Bildungsgang nur wenig zu melden wissen, fließen uns die Nachrichten über seine Arbeiten reichlicher zu. Nachdem er seine Studien an der Akademie der bildenden Künste in Wien vollendet hatte, begab er sich nach Innsbruck, wo er ein Fräulein von Harant heiratete und sich bleibend niederließ. Der größte Theil seiner Arbeiten befindet sich in Tirol; er war ein Künstler von ungewöhnlicher Begabung, dabei vielseitig, denn er malte historische und mythologische Bilder, Thierstücke in natürlicher Größe, Bauernscenen, Jahrmärkte, sogenannte Bambocciaden, theils in seiner eigenen Weise, theils in der Manier der besten niederländischen Meister, so daß seine Werke nicht selten für Arbeiten eines Callot, Breughel, Teniers und Anderer angesehen werden. Auf dem Schlosse Ambras in Tirol befand oder befindet sich noch eine „Anbetung der Künste“, ganz im Geschmacke Breughel’s gehalten; geübte Kenner haben dies Werk für eine Schöpfung des genannten Meisters erklärt, während es doch nur eine Copie nach demselben ist. In der Sammlung des Grafen Enzenberg in Innsbruck waren seinerzeit zwei Gemälde Textor’s zu sehen: „Die Werke der Barmherzigkeit durch Bauern ausgeübt“. ein von ihm oft wiederholtes Thema, ganz in der Manier Teniers’, und „Die Heilung des Lahmen“, trefflich in Rembrandt’scher Weise gemalt und noch mit Franz Jos. Weber fec. bezeichnet. Von seinen kleineren Thierstücken sind vornehmlich die Affenconversationen erwähnenswerth, aber auch in lebensgroßen Thierbildern leistete er Vorzügliches. Seine Küchenstücke mit todtem Wild und Geflügel, oft für Arbeiten des berühmten Antwerpener Thiermalers Johann Fyt gehalten, wurden besonders gern in Italien gekauft. In der Bildersammlung des Innsbrucker Ferdinandeums ist Textor durch eine ansehnliche Zahl seiner Werke vertreten. Er malte sehr viel, aber trotzdem nicht flüchtig und nachlässig, im Gegentheil, stets mit großer Sorgfalt und technischer Vollendung. Obwohl er aber so stark beschäftigt war, befand er sich doch immer in Geldnöthen und mußte Bäcker und Metzger statt mit Geld mit Bildern bezahlen, welche dann freilich, weit unter ihrem eigentlichen Werthe geschätzt wurden. Auch mit dem Grabstickel verstand er umzugehen, wie dies aus einem in Innsbruck erschienenen anatomischen Werke ersichtlich, für welches er die Tafeln gestochen hat. In den kaiserlichen Sammlungen in Wien ist dieser geschätzte und von Kennern gesuchte Künstler, dessen Arbeiten sich durch naturgetreue warme Behandlung, fleißige Technik und einen haltbaren Pinsel auszeichnen, sonderbarer Weise gar nicht vertreten. – Seine oben erwähnte Gattin, eine geborene von Harant, malte gleichfalls, und zwar ganz in der Weise ihres Mannes, jedoch sind ihre Bilder bei genauerer Betrachtung von Kennern leicht von den seinigen zu unterscheiden. Die Werke, welche Nachricht über den Künstler geben, lassen sich hierbei mancherlei Unrichtigkeiten zu Schulden kommen, so berichtet das Tirolische Künstler-Lexikon, daß er in Preugel’s (statt Breughel‘s) Manier, und Staffler’s „Deutsches Tirol und Vorarlberg“, daß er in jener Caleot’s (statt Callot’s) gemalt habe. Das Müller-Klunzinger’sche Werk „Die Künstler aller Zeiten und Völker“ verweist unter dem Namen Textor auf Weber, unter diesem Namen sind aber [106] wohl mehrere Künstler aufgenommen, doch jenen Franz Joseph Weber’s, i. e. Textor’s, suchen wir vergebens.

Staffler (Joh. Jacob). Das deutsche Tirol und Vorarlberg. Topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, gr. 8°.) Bd. I, S. 466. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, F. Rauch, 8°.) S. 248.