BLKÖ:Teutsch, Andreas
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 44 (1882), ab Seite: 94. (Quelle) | |||
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Noch sind von Trägern dieses Namens anzuführen:
1. Andreas (geb. zu Schäßburg in Siebenbürgen 1669, gest. in Hermannstadt am 18. August 1730). Sein Vater, gleichfalls Andreas mit Vornamen, übte zu Schäßburg die Goldschmiedekunst. Wohl vorgebildet, begab sich der Sohn auf ausländische Universitäten und studirte 1688 in Wittenberg, 1693 in Utrecht medicinische Wissenschaften. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland ließ er sich in Hermannstadt nieder, wo er es in kurzer Zeit zum Stadtphysicus brachte. Im Jahre 1701 erhielt er das Provincialnotariat, 1702 ward er zum Rathsherrn, am 21. August 1804 zum Bürgermeister gewählt; nach dem Tode des Königsrichters Petrus Weber von Hermannsburg folgte er demselben am 16. Juni 1710 im Amte. Als der siebenbürgische geheime Regierungsrath bis auf den Mediascher Proconsul Samuel Konrad Ritter von Heidendorf ausgestorben war, wurde er Mitglied der königlichen Deputation, welche das siebenbürgische Staatswesen verwaltete. Bei der Wiedereinsetzung des geheimen Regierungsrathes im Jahre 1713 befand auch er sich unter den Mitgliedern desselben. Mit diesem Wirken im Staatswesen ging jenes seines ärztlichen Berufes Hand in Hand, und als er gestorben, hieß es in seinem Nachrufe, „daß er nicht ohne gegründeten Ruhm einer ausgebreiteten Kenntniß in den Wissenschaften eines Arztes, Rechtsgelehrten und Theologen das Zeitliche gesegnet habe“. Als einer der Ersten, hat er die peinlichen Hexenprocesse in der Nation abgeschafft. Zur Einführung des Gymnasiums und zur Beförderung des Christenthums berief er im Vereine mit dem Bürgermeister Hoßmann von Rothenfels tüchtige Lehrkräfte aus Deutschland nach Hermannstadt. Es waren die Professoren Christoph Voigt, Martin Abel und Johann Bapt. Habermann. Diese gründeten 1712 den ersten Buchhandel in Siebenbürgen und wirkten auch sonst in verdienstlicher Weise. Aber bald, ein Opfer des Hasses und Neides, des Pietismus angeklagt, und beschuldigt, mit den Hallenser Professoren in zu vertraulichem Rapport zu [95] stehen, wurden sie, ungeachtet ihrer vom evangelischen Consistorium anerkannten Rechtfertigung, auf Befehl des Generals und Landescommandirenden Grafen von Steinville aus Siebenbürgen verwiesen, das sie nie wieder betraten. Der Commandant von Klausenburg, von Wopser, dem das unverdiente Schicksal der Verbannten zu Herzen ging, tauschte ihnen die ausgefolgten Pässe um, welche für sie hätten unheilvoll werden können. Als Teutsch zur Errichtung eines Seminars 20.000 Gulden spenden wollte, erhob man in übelwollendem Mißverstande dagegen allerlei Einwendungen, und er schenkte nun diese ansehnliche Summe einem Waisenhause in Deutschland. Im Uebrigen erfreute er sich höchsten Ortes großen Vertrauens und ehrender Huld. Kaiser Joseph I. schmückte ihn mit einer goldenen Gnadenkette, an welcher das kaiserliche Brustbild hing, und Kaiser Karl VI. mit seinem in Diamanten gefaßten Brustbilde. Proben der wissenschaftlichen Thätigkeit des in Rede Stehenden haben sich in gedruckten und handschriftlichen Arbeiten erhalten. Im Druck sind von ihm erschienen: „Positiones miscellaneae e naturali atque medica scientia“ (1609, 4°.); – „Davidische Harfen oder des h. Königes und Propheten David mehrste Psalmen...“ (Hermannstadt 1707, Mich. Holzdörfer, 12°.), der größte Theil dieser Psalmen ist Teutsch’s eigene Uebersetzung; – „Sonn- und festtägliche Andachten über die gewöhnlichen evangelischen Texte, bestehend aus übereinstimmenden Sprüchen heiliger Schrift und meist üblichen Kirchenliedern“ (Hermannstadt, längl. 12°.), den Text dieser Andachten, wie Trausch berichtet, der die Handschrift eingesehen, schrieb Teutsch, die Musik dazu hat der damalige Cantor Joh. Sartorius, zuletzt Pfarrer von Holzmengen, gesetzt; – „Die Frage: was fehlet mir doch? Matth., XIX, V. 20, beantwortet“ (Hermannstadt 1705, Joh. Barth, 12°.); – „De vera Methodo inveniendi verum observatis primis cognitis primisque erratis Philosophorum et in specie Cartesianorum“ (Cibini 1708, 12°.); Verfasser dieses Tractates ist Peter Poiret; Teutsch hat die neue Ausgabe desselben veranstaltet und mit einer Vorrede einbegleitet; – „Uebung des wahren Christenthums, bei Gelegenheit der Beicht und Gebrauch des hochwürdigen Abendmals anzustellen…“ (Hermannstadt 1706, Joh. Barth, 12°.); – „Kurzer und einfältiger Unterricht, wie man die heil. Schrift zu seiner wahren Erbauung lesen solle...?“ (Hermannstadt 1707, Joh. Barth, 12°.); – „Dissertatio chymico-medica de tincturis martialibus...“ (Trajecti ad Rhenum 1693, Fr. Halma, 4°.). Ferner besorgte Teutsch eine Ausgabe von Thomas a Kempis berühmter „Nachfolge Christi“, welche er mit einer Vorrede von 41 Seiten zu Hermannstadt 1709, 12°., im Druck erscheinen ließ, und eine Ausgabe der „Praelectiones Desiderii Erasmi Roterodami“ (Cibini 1720, 12°.). In Handschrift hinterließ Teutsch eine „Historia Regni sive Principatus Transylvaniae“, ungeachtet seines lateinischen Titels ist das Werkchen deutsch geschrieben; die Angabe, die mehrseitig vorkommt, daß diese Geschichte Siebenbürgens von Teutsch in Dr. A. F. Büsching’s „Magazin für die neue Historie und Geographie“ abgedruckt sei, widerlegte Trausch, der alle zweiundzwanzig Theile des Büsching’schen Werkes durchgesehen, ohne die Geschichte von Teutsch zu finden; – „Historica, Geographica et Topographica descriptio hodiernae Daciae transylvanicae“; von diesem Manuscript hat Trausch nur den Entwurf eingesehen, und ist es ihm unbekannt geblieben, ob das großangelegte Werk auch zur Ausführung gekommen; – „Specimen Numismatum in Transylvania repertorum“, eine Beschreibung griechischer und römischer Münzen, welche Graf Rabutin. Frankenstein, Harteneck und Teutsch besaßen, deren Werth jedoch Trausch mit der Bemerkung, daß Teutsch in diesem Fache ein Fremdling gewesen, kennzeichnet. [Trausch (Joseph). Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literarische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen (Kronstadt 1871, Joh. Gött und Sohn, gr. 8°.) Bd. III, S. 367. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Beilage der kais. „Wiener Zeitung“) 27. September 1856, Nr. 39, S. 308. – Schuler von Libloy (Friedrich). Kurzer Ueberblick der Literaturgeschichte Siebenbürgens von den ältesten Zelten bis zu dem vorigen Jahrhundert. Sylvestergabe (Hermannstadt 1857, Closius, 8°.) S. 75. – Johann Seivert’s Nachrichten von siebenbürgischen Gelehrten und ihren Schriften (Preßburg 1785, Weber und Karabinsky, 8°.) S. 427.] –