Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 269. (Quelle)
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21. Paul (geb. zu Alsó-Várady im Barser Comitate am 29. Jänner 1808). Sohn eines protestantischen Geistlichen, wählte er gleich seinem Vater die theologische Laufbahn und bekleidet zur Zeit die Stelle des Pfarrers zu Budapesth und Superintendenten helvetischer Confession der Superintendenz an der Donau. Er ist ein um die Förderung des in Ungarn mannigfach bedrohten protestantischen Glaubens hochverdienter Priester. Besonders die Realisirung der Zay’schen Unionsidee ließ er sich sehr angelegen sein. Zum Verständniß dessen diene das Folgende. Die reformirte Kirche in Ungarn bestand 1840 beinahe ganz aus Magyaren (ungefähr eine und eine Viertel-Million), die lutherische dagegen (820.000 Seelen stark), aus Slovaken (gegen eine halbe Million) und Deutschen (über 200.000). Als Karl Graf Zay 1840 zum Generalinspector der evangelisch-lutherischen Kirche erhoben wurde, sprach er in der magyarischen Zeitschrift „Társalkodó“, d. i. Der Gesellschafter, den Gedanken aus: „Seien wir weder Lutheraner noch Calvinianer, weder Orthodoxe noch Römisch-Katholische, weder Christen noch Juden, seien wir aber Magyaren“. Bald darauf forderte er jedoch in erwähnter Zeitschrift seine Glaubensgenossen zu einer Union mit den Reformirten auf. Der damals weitverbreitete Indifferentismus bewirkte, daß diese Stimme von vielen Seiten freudig begrüßt wurde. So kam am 1. und 2. Juli 1842 eine aus Lutheranern und Reformirten bestehende Deputation in Pesth zusammen, welche sich dahin aussprach, daß die Union wünschenswerth und möglich sei, und sofort über die Mittel zu deren Durchführung berieth. Im selben Jahre noch begründete Paul Török im Verein mit Joseph Székács [Bd. XLII, S. 9], dem damaligen lutherischen Pfarrer zu Pesth, die Zeitschrift: „Egyházi és iskolai lap“, d. i. Kirchen- und Schulblatt, welche sich die Verbreitung und besondere Förderung der Zay’schen Unionsidee angelegen sein ließ. Es ist bekannt, daß diese Bestrebungen im Sand verliefen, und wir bemerken nur noch, daß der evangelisch-lutherische Pfarrer zu Hluboka Jos. M. Hurban [Bd. IX, S. 436] als entschiedener Bekämpfer derselben auftrat und ihm die Superintendenten Dr. Jozefy und Dr. Szeberinyi [Bd. XLI, S. 221] sich anschlossen. Als dann auf die Kundmachung vom 11. Juli 1854, laut deren §. 11 den Evangelischen in Ungarn von Erzherzog Albrecht verheißen wurde, daß man ihre [270] Wünsche betreffs definitiver Regelung ihrer kirchlichen Angelegenheiten hören werde, von allen Seiten die Bitten um eine einheitliche Kirchenverfassung einliefen, berief das k. k. Cultus- und Unterrichtsministerium am 14. April 18553 eine Anzahl Vertrauensmänner zur vorläufigen Berathung nach Wien, und unter diesen befand sich von Seite der Reformirten auch Paul Török. Im J. 1854 begründete derselbe, wieder in Gemeinschaft mir Joseph Székács, das „Protestáns lelkészi tár“, d. i. Protestantisch-geistliches Magazin. [Az ország tükre, d. i. Der Reichsspiegel (Pesther illustr. Blatt) 31. August 1865, Nr. 35: „Török Pál“. – Protestáns képes naptár, d. i. Protestantischer Bilderkalender. X. Jahrg. (1864), S. 47. – Borbis (Johannes). Die evangelisch-lutherische Kirche Ungarns in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Mit einer Vorrede von Dr. theol. Chr. Ernst Lethhard (Nördlingen 1861, C. H. Beck, gr. 8°.) S. 213, 259, 390 und 391. – Porträte im obenerwähnten „Az ország tükre“ und „Protestáns képes naptár“.] –