BLKÖ:Szerdahelyi, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szereday, Anton von
Band: 42 (1880), ab Seite: 135. (Quelle)
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Szerdahelyi, Joseph (ungarischer Schauspieler, geb. zu Holdmezö-Vásárhely im Csongrader Comitate Ungarns 9. März 1804, gest. 11. Februar 1851). Ueber seine Jugend und seinen Bildungsgang liegen nur unzulängliche Daten vor. Im Alter von siebenzehn Jahren hing er das Studium an den Nagel und betrat zu Debreczin, bei der von Nicolaus Udvarhelyi dirigirten Theatergesellschaft, als „Valentin“ in Dugonics’ „Juliana Macskásy“ zum ersten Male die Bretter. Nachdem er mehrere Jahre als Schauspieler und Sänger an verschiedenen Bühnen mit bestem Erfolge gewirkt hatte, begründete er mit noch einigen Kunstgenossen Anfangs der Dreißiger-Jahre zu Klausenburg in Siebenbürgen eine stehende Operngesellschaft, deren Hauptstütze er selbst war, denn er war Schauspieler, Sänger, Compositeur und auch Orchester-Director in einer Person. Später gab er mit seiner Operngesellschaft [136] im Pesther deutschen Theater Vorstellungen, welche allgemeinen Beifall fanden. Da er ein eigentliches Opern-Repertoire gar nicht vorfand, so mußte er sich ein solches erst schaffen. Zu diesem Behufe übersetzte er deutsche, italienische und französische Operntexte ins Ungarische und componirte mit ebenso viel Geschick als Glück mehrere Singspiele, in die er die lieblichen ungarischen Nationalmelodien einlegte, so die schönen Lieder, welche bis dahin nur im Munde des Volkes oder auf der Geige des Zigeuners lebten, der Erste auf die Bühne bringend, von welcher sie sich in alle Kreise verpflanzten. Er ist auch der Compositeur der Musik zu dem Volksdrama: „Der Deserteur“ von Szigligeti, das den Reigen der originellen Werke dieser Gattung eröffnete, mit denen dieser ebenso fruchtbare als bühnenkundige dramatische Dichter der Ungarn die nationale Bühne bereichert hat. Szerdahelyi war ein ungemein vielseitiger und dabei tüchtiger Künstler, der in Oper und Singspiel, in Posse, Lust-, Schau- und Trauerspiel mit gleich großem Beifall auftrat und mit einer wahren Genialität die Komiker fremder Nationen, vor allen aber Raimund und Nestroy zu magyarisiren verstand. Da er sowohl durch seinen Eifer als durch seine künstlerische Begabung nicht wenig dazu beitrug, das ungarische Drama wie die Oper von der niedrigen Stufe, auf der sie im ersten Drittel des laufenden Jahrhunderts sich noch befand, auf eine höhere den Anforderungen der Zeit entsprechende zu heben, so nimmt er in der Entwicklungsgeschichte des ungarischen Theaters mit Szentpétery eine ehrenvolle Stelle ein. – Auch sein Sohn Coloman wurde ein bedeutender dramatischem Künstler und eine Zierde der ungarischen Nationalbühne [s. d. S. 130].

Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie (Pesth 1858, Heckenast, gr. 8°.) S. 93.