BLKÖ:Szemere, Nicolaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szemere, Paul von
Band: 42 (1880), ab Seite: 66. (Quelle)
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Szemere, Nicolaus (ungar. Poet, geb. zu Lastócz im oberen Zempliner Comitate am 17. Juni 1804). Der jüngste Sohn des Ladislaus Szemere und der Christine Vattay, ein Vetter, zugleich Schwager Pauls und Neffe des Bartholomäus [s. d. S. 56]. Den ersten Unterricht erhielt er im Elternhause, dann kam er auf die Schule zu Saróspatak, wo er von 1809–1812 verblieb; von da begab er sich 1813 nach Eperies und 1814 zur Erlernung der deutschen Sprache nach Leutschau. Im Alter von 17 Jahren bezog er das Pataker Collegium und lag daselbst bis 1824 seinen Berufsstudien ob. Hierauf trat er bei dem Obernotar Stephan Szerencsy in die Rechtspraxis ein und verrichtete dann bis 1827 bei seinem Oheim Szemere, damaligem Vicegespan des Zempliner Comitates und Landtagsabgeordneten, Schreiberdienste. Mehrere Jahre, 1832–1835, verlebte er in Wien, wo er im Verkehr mit Gleichstrebenden und durch den Besuch der Kunstschätze, welche die Kaiserstadt birgt, vielfach angeregt wurde. Seine Hinneigung zu eigenem Schaffen nährte eine größere Reise, die er im letztgenannten Jahre durch Oesterreich und Italien machte, in welch letzterem Lande ihn besonders die Kunstwerke interessirten. Nach seiner Heimkehr lebte er seinen Passionen, in deren einzelnen, wie Jägerei, Gymnastik, Malen und Beinschnitzen, er sich bis zur Virtuosität ausbildete. Bei seinem so leicht erregbaren Gemüthe konnte er auch der Bewegung der Jahre 1848 und 1849 gegenüber nicht gleichgiltig bleiben, und thatsächlich betheiligte er sich unter Bem in Siebenbürgen an den Kämpfen des Vaterlandes. Nach wieder hergestellter Ruhe kehrte er auf sein Landgut Lastócz zurück, wo er sich neben der Bewirthschaftung seines Besitzes literarischen und künstlerischen Arbeiten hingab. Ziemlich spät, als er schon die Mitte der Dreißiger überstiegen hatte, begann er zu dichten und machte als Lyriker ebenso durch seine Eigenart als die Innigkeit seiner Dichtungen sich bald bemerkbar. Eine Sammlung derselben ist nie erschienen, sie sind zerstreut gedruckt in Zeitschriften, Almanachen, Albums u. dgl. Gemüth und Natur bilden den Grundton seiner Poesien, worin er übrigens die verschiedensten [67] Saiten anschlägt, nur nie jene der Politik, die der Poesie ein Element beimischt, welches uns bei aller Schönheit einzelner politischer Lieder doch dieser Dichtung nicht recht froh werden läßt. Aber nicht blos Originaldichtungen, sondern auch Uebersetzungen fremdländischer Schöpfungen sind von ihm vorhanden, und namentlich sollen seine Uebertragungen Goethe’scher Gedichte in Auffassung und Durchführung einzig in ihrer Art sein. Goethe’s Lied von Mignon: „Kennst du das Land, wo die Citronen blüh’n, im dunklen Laub die Goldorangen glüh’n?“ wurde durch ihn in der ungarischen Dichtung eingebürgert. Nicolaus Szemere ist wie in der Dichtung auch in seinem ganzen Wesen eigenartig. Die Tapeten seines Zimmers sind: Eber-, Hirsch- und Bärenköpfe, und alles Trophäen seiner eigenen Schußmeisterschaft. Als Maler und Schnitzer erhebt er sich weit über den üblichen Kunstdilettantismus; seine zahlreichen Bilder und Schnitzereien aus Bein befinden sich im Besitze seiner Angehörigen und einiger seiner Freunde. Alexander Petöfi war häufig bei ihm zu Gast. Von Szemere’s Dichtungen ist in deutscher Sprache nur ein lyrisches Gedicht: „Meine Liederwelt“ bekannt, welches in der Uebersetzung von S. Rothfeld in dem von Kertbeny herausgegebenen „Album hundert ungarischer Dichter“ [S. 444 u. f.] abgedruckt steht. Kertbeny charakterisirt unseren Poeten mit wenigen Worten: als eine „launische, undisciplinirte, spröde, doch echte Dichternatur“. Im Jahre 1836 vermälte sich Szemere mit Anna geborenen Mariássy, aus einer Familie, welche jener der Szemere seit dem 18. Jahrhundert bereits mehrere Schwiegertöchter gegeben hat. Seine Gattin gebar ihm keinen Sohn, sondern nur drei Töchter: Wilhelmine, Ida und Marie.

Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Emich, 8°.). Zweiter (den ersten ergänzender) Theil, S. 308. – Kertbeny (C. M.), Album hundert ungarischer Dichter in eigenen und fremden Uebersetzungen (Dresden und Pesth 1854, R. Schäfer und Hermann Geibel, 12°.) S. 510.