BLKÖ:Szász, Karl (Vater)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szász, Karl (Sohn)
Band: 41 (1880), ab Seite: 185. (Quelle)
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Szász, Karl, der Vater (ungarischer Schriftsteller, geb. zu Vizakna in Siebenbürgen am 23. Jänner 1798, gest. 23. October 1853). Er entstammt einer Szekler Familie aus dem im südöstlichsten Theile Siebenbürgens gelegenen Háromszéker Stuhle, wo die Szász von Szemerjai im 18. Jahrhundert oder noch früher bereits seßhaft waren. In jener Zeit lebte ein Paul Szász als Königsrichter zu Salzburg (Vizakna), einem durch sein großes Steinsalzbergwerk bekannten Marktflecken im Hermannstädter Kreise. Von ihm stammen die noch heute blühenden Sprossen dieses Geschlechtes. Karl, dessen Vater Johann Obernotar in der genannten Ortschaft war, erhielt den ersten Unterricht im elterlichen Hause. Von 1805 bis 1814 studirte er auf dem damals berühmten und stark besuchten reformirten höheren Collegium zu Straßburg (Nagy-Enyed) im Karlsburger Kreise. 1815 widmete er sich zu Klausenburg der Jurisprudenz, trat dann als Schreiber bei der königlichen Gerichtstafel ein und erhielt zwei Jahre darauf das Advocaten-Diplom. Anstatt sich aber auf die Advocaten-Praxis zu verlegen, zog er es vor, in der Familie des Grafen Teleki, in jener des Freiherrn von Kemény und im Hause Johann Zeyk’s Unterricht zu ertheilen. Mit einem seiner Zöglinge ging er später nach Wien, wo er, ein Jahr verbleibend, für sich das Studium der Chemie betrieb. 1820 heimgekehrt, erhielt er, erst 22 Jahre alt, am Collegium zu Nagy-Enyed zunächst eine provisorische Professur, aber schon 1821 an der Rechtsclasse eine wirkliche, welche er durch 16 Jahre bekleidete. Als 1834 nach einem Zwischenraume von 24 Jahren die Einberufung des Landtages für Siebenbürgen nach Klausenburg erfolgte, wurde auch Karl Szász in denselben gewählt. Es gab da mancherlei Unzukömmlichkeiten, über welche die Abgeordneten verstimmt waren, unter andern erweckte die Eidesformel für den Ständepräsidenten allgemeine Bedenken, und es ward deshalb eine Landtagsdeputation an den Kaiser entsendet, welcher sich zu jener Zeit in Brünn befand. Von dem Grafen Johann Bethlen und Karl Szász geführt, gelangte dieselbe am 30. October 1834 zur Audienz. Der Empfang war nicht allzu gnädig, indem der Kaiser ihnen erklärte, daß er sie nicht als Landesdeputation anerkenne, weil [186] er aber alle Unterthanen zu hören pflege, auch sie nicht habe abweisen wollen, und da sie denn schon einmal da seien, ihnen seine Meinung aufrichtig sagen werde, welche darauf hinaus laufe, daß er keine Aenderung der Eidesformel gestatten könne und es somit bei der alten zu verbleiben habe. In den folgenden Jahren lebte Szász mit ganzer Vertiefung seinem Lehramte und war in diesem zugleich schriftstellerisch thätig. Als aber das Jahr 1848 herankam und auch in Siebenbürgen die Dinge in Fluß geriethen, trat er wieder in den Vordergrund. Nagy-Enyed, als Hauptort des aufgeregtesten Comitates, bildete seit dem Beginne der oppositionellen Thätigkeit in den Dreißiger-Jahren den Ausgangspunkt der nationalen Opposition in Siebenbürgen. Am Vorabend (28. März) der Marcal-Congregation hielten die reformirten Studenten mit einem Theile der Nagy-Enyeder Bürgerschaft eine Volksversammlung ab, in welcher sie eine neue Wahl des städtischen Oberbeamten (ductor nobilum) und der Communität erzwingen wollten, dann schrieb man das Wort „Unio“ an alle Wände und steckte gleichzeitig auf Thürmen, Basteien und Giebeln die ungarischen Nationalfahnen auf. Als am folgenden Tage. 29. März, der Obergespan Niclas Baron Bánffy die Marcal-Congregation mit einer kurzen Rede eröffnet hatte, ergriff Dionys Baron Kemény [Bd. XI, S. 143] das Wort und stellte folgende Anträge: Der Gouverneur sei durch eine Deputation zu ersuchen, unverzüglich einen Landtag zu halten, um zu verhüten, daß das Land von Militär entblößt werde, und um dafür zu sorgen, daß die städtische Bevölkerung hinlänglich zu Waffen gelange; dann sollten alle ungarischen Gerichtsbarkeiten aufgefordert werden, zur baldigen Eröffnung eines Landtages gleiche Schritte zu thun. Da brachte der kluge und stets gemäßigte Professor Karl Szász den Wunsch vor: „es möchten nicht nur die ungarischen Kreise, sondern auch die sächsische Nation eingeladen werden, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen“. Nun fuhr Dionys Baron Kemény auf und rief höhnisch: „Was? Wir sollen ein solches Volk bitten, das wir in unser Vaterland aufgenommen haben, und welches an keinen Gesetzesvorschlägen zur Beförderung der Nationalwohlfahrt theilnehmen, nie mit uns im Einklang handeln wollte? Nein, nein, nein, sie sollen uns suchen, und sie werden es sicher auch thun“. Der wackere Karl Szász wirkte nun diesem magyarischen Bescheide gemäß im Interesse seines engeren Vaterlandes, so weit es ihm die damaligen Verhältnisse gestatteten. Wie schon oben bemerkt, hatte die nationale Partei für die Union energisch gearbeitet. In Klausenburg wurde am 22. März 1848 beschlossen, die Union mit Ungarn möglichst zu fördern. Aber weitaus nicht Alles war für die Union. Die Walachen protestirten am 15. Mai in Blasendorf gegen dieselbe. Unter den Sachsen trat eine tiefe Spaltung ein, Hermannstadt und die Mehrzahl der sächsischen Gerichtsbarkeiten sprachen sich unbedingt gegen die Union aus und richteten schließlich eine fast 17.000 Unterschriften zählende Monstrepetition an den Kaiser, in der sie denselben baten, den Gesetzesvorschlägen die Bestätigung zu versagen. Aus Anlaß der Verhandlung über die Union ging nach Pesth eine besondere Deputation ab, an welcher der Obergespan, der Oberkönigsrichter, der griechisch-katholische Bischof, fünf Regalisten, der griechisch-nichtunirte Bischof, ein [187] Thesaurariatsrath und 18 Abgeordnete theilnahmen. Unter den letzteren befand sich auch Karl Szász. In Pesth angelangt, wurde er von dem damaligen Cultusminister Baron Eötvös als Unter-Staatssecretär in dessen Ministerium aufgenommen. Nach der Revolution kam er als Professor nach Maros-Vásárhely und als solcher starb er im Alter von erst 55 Jahren. Er hat folgende Schriften durch den Druck veröffentlicht: „Sylloge tractatuum aliorumque actorum publicorum et argumenta b. Diplomatis Leopoldini Resolutiones item, quae Alvincziana vocatur, illustrantium“ (1832); – „Latin nyelvtudományi, d. i. Lateinische Sprachlehre (1838); – „Parthénon, tanitmányok tára magyar tanitók számára“, d. i. Parthenon, Studienarchiv für ungarische Lehrer, zwei Bände (die ungarische Sprachwissenschaft enthaltend) (Nagy-Enyed, 1839); – „Igeidők formálódásának szabályai“, d. i. Regeln zur Bildung der Zeitformen (1838); – „Számtan“, Első kötet, d. i. Arithmetik. 1 Theil (Pesth, Heckenast), sein letztes, kurz vor seinem Tode erschienenes Werk. Vieles ist in Fachblättern zerstreut gedruckt, so z. B. im Beiblatt des „Erdélyi Hiradó“ (Siebenbürger Anzeiger) 1832: „Az 1831-ik esztendő történetei“, d. i. Geschichten des Jahres 1831; – in den Jahrbüchern bei ungarischen Akademie Bd. III: „A szerzett törvények eredeti kutfejéről“, d. i. Ueber die Originalquellen bei gegebenen Gesetze, es war dies seine Antrittsrede als Mitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften; – „A derék ember és ritka érdemü tanitó“, d. i. Porträt eines braven Mannes und Lehrers von seltenem Verdienste. Eine Gedächtnißrede auf Samuel Köteles; – „Erdély geographiai fekvéséhez alkalmazott magasságmérési tábla“, d. i. Zu Siebenbürgens geographischer Lage angewandte Höhenmessungstabelle. Viele historische und rechtswissenschaftliche Arbeiten haben sich ungedruckt in seinem Nachlasse vorgefunden. Er war ordentliches Mitglied der historischen Classe der königlich ungarischen Akademie der Wissenschaften. Aus seiner Ehe mit Francisca Münstermann, der Tochter des Klausenburger Oberdreißigstamt-Einnehmers, hatte er eine Tochter Julie, vermälte Alexander Horváth, und fünf Söhne, deren ältester Karl (siehe den Folgenden) den Ruhm des Vaters überflügelte.

Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) I. Theil, S. 532. – Ballagi Mor. Dr.), Protestáns képes naptár, d. i. Protestantischer Bilder-Kalender (Pesth, gr. 8°.) Jahrg. 1859, S. 29 u. f. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblatt (Pesth, 4°.) 1860, Nr. 1, S. 4: „Idősb Szász Károly“, Karl Szász sen.Törvény kezesi lapok, d. i. Blätter für Gerichtswesen (Pesth) 1858, Nr. 83 u. f.
Porträte. Holzschnitt in Ballagi’s „Protestantischem Bilder-Kalender“ für 1859, und im „Vasárnapi ujság“, 1860, Nr. 1, S. 4.