BLKÖ:Swinburne, Robert Thomas Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 41 (1880), ab Seite: 55. (Quelle) | |||
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Hirtenfeld 1766, gest. zu Innsbruck 20. Jänner 1849). Swinburne ist der zweite Sohn des Baronets Sir Eduard Swinburne aus dessen Ehe mit Christine von Dillon. Am 30. März 1782 erhielt er vom Feldmarschall-Lieutenant Freiherrn von Langlois eine Fähnrichstelle in dessen Regiment Nr. 59. In demselben rückte er am 1. August 1784 zum Unter-, 21. October 1788 zum Oberlieutenant, 27. October 1793 zum Hauptmann und 1. September 1800 zum Major auf. Am 10. October 1894 wurde er zum Oberstlieutenant, am 25. Mai 1806 zum Oberst im 8. Infanterie-Regimente, am 25. Mai 1809 aber zum General-Major befördert und blieb 28 Jahre in dieser Charge thätig. Am 15. April 1837, nach einem fast 55jährigen Dienste trat er mit Feldmarschall-Lieutenants-Charakter in den Ruhestand. In dieser langen Dienstzeit gab er vielfache Proben seiner Umsicht und Tapferkeit. Schon bei der Belagerung von Dünkirchen 1793, wo er eine Wunde davontrug, zeichnete er sich hervorragend aus; im October desselben Jahres leistete er als Oberlieutenant auf seinem Posten Port à Tressin dem stürmenden Feinde beherztesten Widerstand und erbeutete am folgenden Tage, 28. October, bei der Einnahme von Lannoy persönlich eine Kanone, in Folge dessen er auch außer seinem Range zum Hauptmanne befördert wurde. Dann kämpfte er 1794 bei der Einnahme der Verschanzungen von Mainz, 1796 im Treffen von Altenkirchen, 1799 in Italien, überall mit Auszeichnung. Als Major sollte ihm Gelegenheit werden, die höchste militärische Auszeichnung durch eine Waffenthat zu erringen, die in den Annalen der österreichischen Kriegsgeschichte glänzend dasteht, nämlich durch die Verteidigung des Passes Scharnitz in Tirol. Er hatte den Auftrag, genannten Paß mit seinem Bataillon, einem Detachement von Erzherzog Karl-Infanterie und 400 Tiroler Landmilizen zu halten. Am 13. October 1805 nahm er von diesem wichtigen Grenzpunkte Besitz. Indessen zog sich das Kriegswetter in dräuendster Weise zusammen und seine Stellung erschien immer mehr gefährdet. Am 3. November forderte ihn Marschall Ney in übermüthigen Drohungen zur Uebergabe auf, ihm nur drei Stunden Bedenkzeit lassend. Swinburne erwiderte, daß er fest entschlossen sei, den ihm anvertrauten Paß aufs äußerste zu vertheidigen. Auf die am folgenden Tage wiederholte Aufforderung zur Uebergabe erfolgte die gleiche Antwort. Nun begannen [56] am 4. November, um 12 Uhr Mittags, die Franzosen die ganze Linie seiner Verschanzungen mit Geschützen zu beschießen und den allgemeinen. Angriff vorzubereiten. Dann erfolgte der Sturm mit stets frischen Truppen. Auf diesen Tag fiel das Namensfest des Obercommandanten Erzherzogs Karl. Swinburne erinnerte nun seine Leute, den Namenstag ihres Feldherrn in würdiger Weise durch Behauptung des Platzes zu feiern. Die Soldaten ließen sich dies nicht zweimal gesagt sein und kämpften wie Löwen. Auf die Stein-Batterie am linken Flügel, welche bereits durch die feindlichen Kugeln alle Bedienungsmannschaft verloren hatte, richtete der Feind zunächst sein Augenmerk; er drang in den Graben, legte Sturmleitern an und erstieg die Brustwehr. Aber Swinburne und seine Leute wiesen die Stürmenden zurück und wehrten die drohende Gefahr entschieden ab. Den Sturm eines achtmal überlegenen Gegners abzuschlagen, schien auf die Dauer nicht möglich, und doch geschah es, um 8 Uhr Abends waren die Franzosen auf allen Punkten mit großem Verluste – sie zählten 800 Mann Todte und Verwundete – zurückgeworfen. Swinburne hatte an Todten und Verwundeten etwa hundert Mann eingebüßt. Um zehn Uhr Nachts erhielt er die Nachricht, daß der Paß Luitasch von den Franzosen genommen sei. Diese böse Post nöthigte ihn nun, Anstalten zum Rückzuge zu treffen. Da sich die Wege von der Luitasch und Scharnitz nach Innsbruck in Seefeld vereinigen, beschloß er, letzteres zu besetzen und entsendete sofort zwei Kanonen und eine Bedeckung dahin ab. aber die Franzosen waren ihm bereits zuvorgekommen. An eine fernere Vertheidigung von Scharnitz war nach der Einnahme des Passes Luitasch nicht zu denken, so beschloß er denn, nach Innsbruck sich durchzuschlagen und den Feind wenigstens so lange aufzuhalten, bis die reichen Aerarialvorräthe geborgen seien. Am 3. November, eine halbe Stunde vor Tagesanbruch, trat er mit seinem Bataillon den Marsch an. Die 200 Mann, welche der Feind als Vorposten aufgestellt, wurden zum Theile zerstreut, zum Theile aufgehoben, drei Officiere und fünfzig Mann gefangen über das Gebirge nach Innsbruck geführt. Vor Seefeld aber stieß er mit seinem geschwächten Bataillon auf die bereits alarmirte Division des Generals Loison. Er entflammte seine Leute zum Kampfe, stellte sich an ihre Spitze und drang bis zum Posthause in Seefeld vor; aber die Kugeln des weit überlegenen Feindes machten einen großen Theil seiner Soldaten kampfunfähig, so daß er sich endlich außer Stande sah, noch länger Widerstand zu leisten; von allen Seiten umringt, mußte er sich mit den Waffen in der Hand dem Feinde übergeben. Das war nicht mehr zu ändern, aber eines doch erreicht: der heldenmüthige Widerstand hatte die Franzosen so lange aufgehalten, daß sie erst am Abend nach Innsbruck gelangen konnten. Dort aber waren indessen die Depots der Armee nach Deutschland in Sicherheit gebracht und der Staat vor unermeßlichen Verlusten bewahrt worden. Marschall Ney nahm keinen Anstand, seine Anerkennung dem Heroismus Swinburne’s zu bezeugen, und ließ ihm noch auf der Wahlstatt den abgenommenen Degen mit den schmeichelhaftesten Ausdrücken zurückstellen. Auch ertheilte er ihm und allen gefangenen Officieren die Erlaubniß, das Seitengewehr in der Gefangenschaft zu tragen. Die Fahne des Bataillons war gerettet und nach Innsbruck gebracht [57] worden, wo sie aufbewahrt blieb, bis Swinburne nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft sie in Empfang nahm. In der 71. Promotion (April 1806) wurde er für seine Waffenthat mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet und im Mai d. J. zum Obersten und Commandanten seines Regiments ernannt. Nach der Schlacht von Aspern stieg er zum General-Major auf, in welcher Eigenschaft er später Stadt-Commandant von Mailand wurde. Seine Versetzung in den Ruhestand überlebte er noch elf Jahre. Den Freiherrenstand erwarb erst 1863 der aus Robert von Swinburne’s Ehe mit Francisca, geborenen Freiin von Malowetz, vorhandene Sohn Eduard, dessen Lebensskizze im vorhergehenden Artikel mitgetheilt ist.
Swinburne, Robert Thomas Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. nach dem militärischen Standesausweise zu Bordeaux, nach Einigen zu Chapel Allerson in der englischen Grafschaft York im Jahre 1763, nach- Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, kl. 8°.) XXVII. Jahrg. (1849), S. 119, Nr. 36. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 797 und 1745.– Moriggl, Beiträge zur vaterländischen Geschichte (Brixen 1866, A. Weger, 8°.) S. 1 und 65. – Thürheim Andreas Graf), Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichischen Armee (Teschen 1879 u. f., Prochaska, Lex.-8°) S. 420.