Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 41 (1880), ab Seite: 65. (Quelle)
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Svoboda, Johann (Schulmann, geb. zu Hořepnice am 1. October 1803, gest. zu Prag am 28. September 1844). Er stammt aus einer geachteten, aber mittellosen Bürgerfamilie seines Heimatsortes. Daselbst frühzeitig in der Musik unterrichtet, wurde er als geistlicher Sängerknabe in dem Seminar zu Klagenfurt aufgenommen, in welchem er die theologischen Studien beendete. Aber noch vor seiner Weihe zum Priester kehrte er gegen den Willen seiner Eltern ins bürgerliche Leben zurück und begab sich zunächst nach Prag. Daselbst wirkte er anfangs als Hilfslehrer an der Teyn- und Hastovsky’schen Schule, wo er durch seinen Eifer und die Methode seines Unterrichtes die Aufmerksamkeit des [66] Prager Bürgermeisters, Appellationsrathes Peter Ritter von Sporschil in solchem Grade auf sich lenkte, daß ihn dieser auf eigene Kosten auf Reisen schickte, damit er in Deutschland das Unterrichtswesen, vornehmlich aber die Mädchenschulen genau kennen lerne. Und nicht gering war die praktische Ausbeute, welche er von dieser Studienreise heimbrachte. Insbesondere hatte er auf die damals eben auflebenden Kinderbewahranstalten sein Augenmerk gerichtet und ausführliche Darstellungen derselben in seinen Briefen an Sporschil gegeben. Als dieser dem Oberstburggrafen von Böhmen, Grafen Karl Chotek hievon Mittheilung machte, ertheilte ihm derselbe den Rath, eine solche Musterschule sofort in Prag auf der Burg einrichten zu lassen. Mit wahrem Feuereifer unterzog sich Svoboda dieser Aufgabe, schon im März 1832 wurde die erste Kinderbewahrschule in Böhmen zu Hradek bei Prag eröffnet, und er als Lehrer an derselben angestellt. Zehn volle Jahre wirkte er an diesem Institute, in welchem auch – was eben damals noch ohne Beispiel war – gymnastische (also Turn-) Uebungen gehalten wurden. Dabei bezog er aber das sehr spärliche Gehalt jährlicher 400 fl., mit denen er bei der anstrengenden Beschäftigung nur sehr armselig leben konnte, so daß er den Keim zu dem Leiden legte, welches ihn vor der Zeit dahinraffte. In dieser Stellung schrieb er das Werk: „Školka čili prvopočatécní, praktické, názorné všestranné vyučování malých dítek h věcnému vybroušení rozumu a ušlechtěni srdce“, d. i. Die Schule oder elementarer, praktischer, anschaulicher, allseitiger Unterricht kleiner Kinder zur beständigen Schärfung des Verstandes und Veredlung des Herzens (Prag 1839, erzbischöfliche Druckerei), welches bald ins Polnische (von Theoph. Nowosielski) und ins Dänische (von Ackermann) übersetzt wurde, und über das der damalge Professor der Aesthetik Anton Müller in der Zeitung „Bohemia“ den Ausspruch that, daß es auf gleicher Höhe mit den besten pädagogischen Erzeugnissen Deutschlands stehe. Im Jahre 1836 gab er dann dreißig česchische Lieder für Kinder unter dem Titel: „Sebrání českých původních písní“, d. i. Sammlung čechischer Originallieder (Prag, W. Špinka) heraus, welche der sehr beliebte Prager Arzt Dr. J. Th. Held[WS 1] [Bd. VIII, S. 243] in Musik setzte und Svoboda’s Namensvetter Wenzel Alois Svoboda in deutscher Uebertragung bei Hoffmann in Prag erscheinen ließ. Im Jahre 1842 wurde unser Kinderfreund zum Hauptlehrer an der Pfarrschule zum h. Nicolaus auf der Prager Kleinseite ernannt; körperlich aber bereits so erschöpft, daß er meist außer Stande war, Unterricht zu ertheilen, starb er bald danach im Alter von erst 44 Jahren. Außer den genannten Schriften gab er noch die folgenden heraus: „Malý čtenář čili čitanka pro malé dítky“, d. i. Der kleine Leser oder Lesebuch für kleine Kinder (Prag 1840 und bis 1853 fünf Auflagen); – „Malý písař čili praktické navedení k prvopočátečnímu psaní“, d. i. Der kleine Schreiber oder praktische Anleitung zu den Anfangsgründen der Schreibkunst (Prag 1841) und „Malý Čech a Němec čili prvopočátečni české a německé cvičení v mluvení“, d. i. Der kleine Čeche und Deutsche oder Anfangsgründe čechischer und deutscher Sprechübungen (Prag 1842, bis 1853 vier Auflagen). Svoboda war Pädagog mit Leib [67] und Seele und wie er an den Kindern mit seinem ganzen Herzen hing, so waren diese auch ihm sehr zugethan. Wenige Jahre nach seinem Tode (1846) setzten ihm einige seiner Freunde und Verehrer aus dem Lehrerpersonal Prags an dem Orte seiner so segensreichen Thätigkeit, in der Kinderbewahranstalt, ein marmornes Denkmal. Es stellt Jesus als Kinderfreund dar, darunter steht der Spruch aus der h. Schrift: „Wer Eines dieser Kleinen aufnimmt in meinem Namen, nimmt mich auf“. Dann folgen an einer Stelle die Worte: „Johann Svoboda, erster Lehrer der Kinderbewahrschule zu Hradek in Böhmen“, zuletzt das Geburts- und Todesdatum. Das Ganze sieht einem kleinen Altar ähnlich. Die barmherzigen Schwestern, denen nun die Obsorge über die kleinen Kinder in der Anstalt anvertraut ist, schmücken dieses Denkmal oft mit Blumenkränzen. Ueber seinen Sohn Adalbert Svoboda siehe S. 82, in den Quellen, Nr. 1.

Světozor (Prager illustr. Blatt) 1869, Nr. 41, S. 330: „Jan Svoboda“.
Porträt. Unterschrift: „Jan Svoboda. Kreslil Josef Scheiwl, d. i. Johann Svoboda. Gezeichnet von Joseph Scheiwl. Holzschnitt im „Světozor“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: J. H. Held.