Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Suschitzky, Ignaz
Band: 40 (1880), ab Seite: 349. (Quelle)
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Suschitzky, Hugo (fürstbischöflicher Consistorialrath, geb. in Böhmen um das Jahr 1820). Er widmete sich dem geistlichen Stande, wurde Priester im königlichen Stifte Montserrat Emaus in Prag und kam aus demselben im Jahre 1845 als Feldcaplan in das Regiment Kaiser-Chevauxlegers. Im September g. J. trat er seinen Dienst in der Station Tarnow in Galizien an, wo er bald das Vertrauen, die Liebe und Achtung nicht nur der Mannschaft und des Officierscorps, sondern auch der übrigen Bevölkerung und der im Bischofsitze Tarnow befindlichen Weltgeistlichkeit gewann. Da brach im Februar 1846 die lang geplante galizische Empörung aus, deren Hauptherd eben Tarnow war. Die Gräuel dieser Erhebung, in der sich die Aufständischen und die Bauern, welche sich zu deren Bewältigung zusammengerottet hatten, gegenseitig zerfleischten, sind allbekannt. Als am 19. Februar und den folgenden Tagen die ersten Todten und Verwundeten vom Landvolk in die Stadt Tarnow gebracht und, da es an allen entsprechenden Räumlichkeiten mangelte, in das k. k. Militärspital geschafft wurden, war, wie der damalige Bataillons-Commandant von Baron Haynau-Infanterie Nr. 57 in seiner Relation meldet, Feldcaplan Suschitzky bei jedem neu einlangenden Transporte der oft gräßlich Verwundeten persönlich zugegen, überwachte ihre sorgfältigste behutsame Uebernahme und schützte sie vor den Mißhandlungen, sowohl seitens der aufgeregten Bauern, als der auf das äußerste erbitterten Mannschaft. So wurde den Verwundeten die schonendste Pflege in jeder Hinsicht erwiesen, und alle Anschuldigungen, welche Uebelgesinnte vom Gegentheile verbreiteten, waren nichts als Lüge und boshafte Erfindung. Unser Feldcaplan gab 146 erlegenen Insurgenten das letzte priesterliche Geleite, leistete 63 noch im Militärspitale befindlichen Verwundeten alle priesterlichen Dienste in aufopferndster Weise und brachte manchen der Unglücklichen zur Ueberzeugung seines verbrecherischen, von so gräßlichen Folgen begleiteten Unternehmens. Aber der humane Sinn dieses edlen Priesters ging noch weiter. Viele, ja die meisten dieser Insurgenten gehörten den besseren Ständen an, waren aber aller Mittel zur Deckung ihrer nächsten Bedürfnisse entblößt. Da entäußerte er sich anfangs allen entbehrlichen Eigenthums, zuletzt aber gab er zur Bekleidung der Verwundeten, die oft in zerlumpter blutiger [350] Wäsche eingebracht wurden, seine eigene hin, bis er selbst nichts mehr besaß, als was er auf dem Leibe trug. Und so oft dann ein neuer Alarm unsere Soldaten zu den Waffen rief, fehlte der Priester nie an seinem Platze, sondern munterte die Krieger ebenso zur Treue gegen ihren obersten Kriegsherrn, wie zur Schonung der Verblendeten auf, zu deren Niederwerfung sie eben wieder auszogen. Als zu den Strapazen einer sozusagen sich ewig fortsetzenden, die Kräfte des Einzelnen wahrhaft aufreibenden Alarmirung übles Wetter und sonst noch mancherlei Entbehrungen sich gesellten, wodurch die Ausdauer des Einzelnen immer mehr und mehr nachließ, da schaffte er aus eigenen Mitteln Brod und Branntwein herbei, um die Erschöpften zu stärken, vertheilte selbst an die Mannschaft sowohl seines Regiments, als der Infanterie diese Gaben und wirkte, von Freund und Feind bewundert, in so unvergeßlicher Weise. Als dann im Jahre 1849 der Krieg in Ungarn ausbrach und das Regiment Kaiser-Chevauxlegers dahin beordert wurde, marschirte auch Feldcaplan Suschitzky mit demselben, und was er in Tarnow gethan, übte er auch hier, wo die Umstände noch trauriger sich gestalteten. Für seine humanen Dienstleistungen im Jahre 1846 war er von Kaiser Ferdinand mit der mittleren goldenen Medaille ausgezeichnet worden; für seine Verdienste im J. 1849 erhielt er von Kaiser Franz Joseph das goldene Verdienstkreuz; der Bischof von Tarnow aber ernannte ihn zum Consistorialrathe. Herausgeber vermuthet, daß dieser würdige Priester bereits gestorben, da derselbe weder unter der Militärgeistlichkeit, noch unter den Consistorialräthen des Tarnower Bischofs aufgeführt ist. Ueber seine Erlebnisse im ungarischen Revolutionskriege von 1849 führte Suschitzky ein Tagebuch, welches er seinem Bruder übergeben hat, und dessen Veröffentlichung in Aussicht gestellt wurde.