BLKÖ:Stutterheim, Karl Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 40 (1880), ab Seite: 241. (Quelle)
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Stutterheim, Karl Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Dresden 2. August 1776, gest. zu Wien im Jahre 1811). Er entstammt dem sächsischen Adelsgeschlechte, dessen in den Quellen nähere Erwähnung geschieht. Nach Einigen hätte er seine kriegerische [242] Laufbahn in der sächsischen Armee begonnen und wäre dann aus derselben in die k. k. Armee übergetreten; nach Anderen hätte er frühzeitig sogleich in der k. k. Armee zu dienen angefangen und in dieser schon die ersten Kriege gegen Frankreich mitgemacht. Gewiß ist es, daß er 1793, also im Alter von erst 18 Jahren, als Oberlieutenant im österreichischen General-Quartiermeisterstabe bei der Einnahme der Lautenburger Linien in der vierten Angriffscolonne sich befand und am 15. December des folgenden Jahres bei der Zerstörung der feindlichen Arbeiten an der Mundenheimer Chaussee außer der Rheinschanze besonders dadurch sich bemerkbar machte, daß er die Geschütze in ihre Stellung einführte und die Truppe mit großer Geschicklichkeit leitete. In der Schlacht bei Magnano zog er durch seine umsichtigen Manöver mit zwei Geschützen und einem Bataillon Wartensleben an der Spitze der ersten Colonne die Aufmerksamkeit des Feldmarschall-Lieutenants Kray auf sich, von welchem er seiner Haltung wegen öffentlich gerühmt wurde. Auch in der Schlacht an der Trebra zeichnete er sich so glänzend aus, daß er zum Major im Corps aufrückte. Im Jahre 1805 bereits Oberst, leistete er wichtige Dienste im preußisch-russischen Kriege gegen Napoleon und 1806 und 1807 soll er bei verschiedenen Anlässen wichtige diplomatische Sendungen mit großem Geschick ausgeführt haben. [Ob da nicht eine Verwechslung mit seinem Namensvetter Friedrich [siehe d. S. 237] stattfindet? Anmerkung des Herausgebers .] Im Jahre 1809 war er bereits Generalmajor, also im Alter von 33 Jahren, ein Fall, welcher, abgesehen von den Mitgliedern des ah. Kaiserhauses, zu den seltensten Ausnahmen gehört. Stutterheim commandirte im genannten Jahre eine Brigade im 4. Armeecorps. Rühmlichstes leistete er in dem Gefechte bei Eckmühl, am 22. April. Unsere Infanterie war aus dem Walde zwischen Unter- und Ober-Leuchling geworfen worden; in diesem verhängnißvollen Augenblicke eilte er mit vier Schwadronen Vincent-Chevauxlegers herbei, sammelte die zerstreuten Bataillone, und sie zu neuem Kampf entflammend, stürmte er mit ihnen den Wald, von dem ein Theil wieder in die Gewalt der Unseren kam. Dadurch war für den ersten Augenblick wenigstens Zeit gewonnen. Der nicht müßige Feind griff aber mit Verstärkungen an und trieb die Unseren neuerdings aus dem Walde, worauf noch ein Schwarm feindlicher Tirailleurs sich auf die zwischen dem Walde und der Straße liegende Ebene warf. Abermals eilt nun Stutterheim herbei, greift, von den Tirailleurs mit einem heftigen Kugelregen empfangen, diese nichts destoweniger entschieden an, wirft sich mir wahrer Todesverachtung mitten in die feuernden Haufen und drängt und treibt sie in den Wald zurück. Unser Geschütz, welches eben auf der Straße den Rückzug begonnen hatte, wurde durch diesen Angriff zum größten Theil gerettet. Als der General darauf den Rückzug anordnete, sah er sich mit einem Male von feindlichen Cürrassiren [WS 1]umringt, aber die Tapferkeit des Wachtmeisters Petitpas, der in die feindlichen Reiter mit aller Bravour einhieb und sie vertrieb, rettete ihn vor der Gefangenschaft. – Wiederum Ausgezeichnetes leistete Stutterheim am zweiten Schlachttage von Wagram, wo nur seinem entschlossenem Eingreifen die Behauptung des Dorfes Aderklaa zu verdanken war. Kaum hatte die [243] Avantgarde des Graf Bellegarde’schen Corps früh am Morgen Aderklaa eingenommen, als der Feind mit überlegener Macht auf den Ort einstürmend die Besatzung zur Räumung desselben zwang, ja sie noch eine ansehnliche Strecke über Aderklaa zurückdrängte. Unsere Truppen waren durch die Uebermacht des Gegners und dadurch, daß dieser sie im Rücken umgangen hatte, außer Fassung gerathen, ja muthlos geworden, und es wäre wohl schwer vorauszusehen gewesen, welchen unheilvollen Ausgang die Dinge genommen haben würden, wenn nicht Stutterheim rechtzeitig eingegriffen hätte. Zu den Truppen seiner eigenen, aus Kolowrat- und Erbach-Infanterie und Jägern bestehenden Brigade zog er, ohne sich zu bedenken, mehrere in der Nähe befindliche gar nicht unter seinem Befehle stehende Abtheilungen, besonders aber die hinter Aderklaa aufgestellten Grenadiere heran. So verstärkt, drang er unaufhaltsam auf die Franzosen ein, warf sie einmal, und als sie mit ihrer Uebermacht neuerdings vordrangen, zum anderen Male mit todverachtender Bravour zurück und behauptete dann das Dorf bis zum völligen Rückzuge des Feindes, welcher in diesem Kampfe zwei Adler und über anderthalb Tausend Gefangene und Todte zu beklagen hatte. Für diese Waffenthat wurde Stutterheim laut Armeebefehls vom 24. October 1809 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Am 13. December 1811 ward er, 35 Jahre alt, Feldmarschall-Lieutenant, und an dem Tage, an welchem der junge Held die Bestätigung seiner Ernennung ausgefolgt erhielt, raffte ihn der Tod dahin. Anonym erschien von ihm das Werk: „Der Krieg von 1809 zwischen Oesterreich und Frankreich. Von einem österreichischen Officier“. Mit Karten und Pl. Bd. I, 1. Abschn. (Wien 1811), das durch seinen Tod Fragment geblieben.

Szöllösy (Joh. Nep. von) Tagebuch gefeierter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit... (Fünfkirchen in Ungarn 1837, gr. 8°.) S. 301 [läßt ihn erst am 13. December 1831 zu Lemberg gestorben sein, offenbar ihn mit dessen Namensvetter Joseph von S. verwechselnd.] – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1030 und 1747 [nach diesem geb. im J. 1774].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Cürassiren.