Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stumpf, Joseph
Band: 40 (1880), ab Seite: 199. (Quelle)
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Stumpfegger, Lorenz (Stuckarbeiter, geb. im Herzogthume Salzburg). Er lebte im 18. Jahrhunderte. Die Nachrichten über diesen in mancher Hinsicht denkwürdigen Mann, der nach Einigen Lorenz, nach Anderen Sebastian genannt wird, sind so verworren, daß sich in dieselben kein Einklang bringen läßt. Alle meine Nachfragen in Salzburg bei Männern, deren Localkenntniß Aufschlüsse oder doch Hinweise, wo solche zu finden wären, erwarten ließ, blieben erfolglos, und so erübrigt mir nichts weiter, als durch einfache Anführung aller dieser Widersprüche einen künftigen Forscher zur Aufhellung derselben anzuregen. Nach Benedict Pillwein wurde Lorenz Stumpfegger – welcher, nebenbei gesagt, auch Stumpfögger oder Stumpfogger geschrieben erscheint – 1632 geboren, segnete das Zeitliche am 13. September 1709 zu Salzburg und wurde auf dem St. Peter-Friedhofe, außen an der Margarethencapelle in der Gegend des Hochaltares auf der Epistelseite begraben. Nach genanntem Autor war er Bürger zu Salzburg und Maurermeister des Domcapitels daselbst, und hat die Stuccaturarbeiten in der St. Erhardskirche im Nonthale verfertigt. Nach Nagler hätte er auch um 1688 die Kirche des Salzburger Domspitals ausgeschmückt. Aus einer anderen Quelle, und zwar der „Linzer Zeitung“ [200] von 1860 Nr. 106, im Feuilletonartikel „Heimisches und Fremdes“, erfahren wir bei Erwähnung der im Jahre 1860 begonnenen Restauration der Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatze in Linz, Einiges über einen Salzburger Hofsteinmetz Sebastian Stumpfegger. Die Linzer hatten aus Anlaß mancher Unglücksfalle, welche das Land ob der Enns betroffen: der Pest (1679), der Türkennoth (1683), einer großen Feuersbrunst, welche Linz verheerte (1712), und einer neuerlichen Seuche (1713), am letzten Mai 1717 die Errichtung einer Säule aus Salzburger Marmor vom Untersberge beschlossen, zu welcher am 30. Juni d. J. von den ständischen Verordneten der Grundstein gelegt wurde. Diese Säule stand nach sechs Jahren, am 15. Mai 1723 fertig da, wurde aber erst fünf Jahre später, nämlich am 14. November 1728, von dem Linzer Dechanten Maximilian Gandolph Steyrer eingeweiht. Unter den Künstlern, welche mit der Ausführung der in der genannten Zeitung ausführlich beschriebenen Dreifaltigkeitssäule betraut waren, wird obenan der Salzburger Hofsteinmetz Sebastian Stumpfegger[WS 1] citirt. Nun, es ist wohl möglich, daß Lorenz und Sebastian St. zwei verschiedene Personen – vielleicht Vater und Sohn – sind. Auf das Vorstehende beschränkt sich die Kenntniß von dem künstlerischen Schaffen Stumpfegger’s. Interessanter aber wird die Sache durch die folgenden, verschiedenen Quellen entnommenen Notizen. Adolph Bühler schreibt in dem in den Quellen angeführten Werke wörtlich: „Berühmte Salzburger ruhen auf dem St. Peter-Friedhofe: der Historiker Staatsrath Ritter von Kleinmayr (Gruft Nr. 25), der Dombaumeister Solari (Gruft Nr. 31) und der Bildhauer Hagenauer (Gruft Nr. 52). Der Südseite der Katharinencapelle gegenüber stehen 7 (6) Kreuze mit ovalen Blechschildern. Sie decken sieben Ehefrauen eines gewissen Maurers und Steinmetzmeisters Stumpfögger[WS 2], die, wie die Sage geht, von ihm zu Tode gekitzelt worden seien. Sie starben rasch nach einander im dritten und vierten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts. Das Haupt des Mörders fiel auf Hohensalzburg“. So Herr Bühler. – Stark abweichend vom Vorstehenden berichtet nun der Feuilletonist der Wiener „Neuen Freien Presse“ (2. Juli 1871, Nr. 2460): „Auf dem Leichenhofe St. Peter, wo in großer Gesellschaft Michael Haydn in einer mit natürlichen Menschenschädeln decorirten Gruft ruht, zeigte mir eine alte lahme Frau für zehn Kreuzer mit großem Eifer das Grab des hochfürstlich salzburgischen Hofsteinmetz- und Maurermeisters Sebastian Stumpfogger (sic), der zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts „seine sieben Frauen zu Tode kitzelte“, sich aber durch Geld vom Galgen loskaufte und in großen Ehren starb. Die sieben todtgekitzelten Opfer dieser sonderbaren Laune liegen ihm vis-à-vis hübsch einträchtig neben einander unter sieben ganz egalen schwarzen Kreuzen“. Verfasser dieses Lexikons hat von diesen sieben Kreuzen nur noch sechs gesehen und von der Ermordung der darunter ruhenden Ehefrauen eines und desselben Mannes, der ihr Mörder war, auch gehört. Da es ihm um Gewißheit des Sachverhaltes zu thun war, stellte er alle Nachforschungen – aber vergeblich – an. Die alten Archive, welche auf seine Bitte nachgeschlagen wurden, geben keine Auskunft. Des Dr. Walz vier Abtheilungen der „Grabdenkmäler [201] von St. Peter und Nonnberg zu Salzburg“, welche die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde in den Jahren 1867–1874 veröffentlichte, reichen nur bis zum Jahre 1634. Nachforschungen in den Kirchenbüchern zu St. Peter haben nun ergeben, daß in den Jahren 1708, 1717, 1721, 1732 und 1733 Frauen eines Peter Stumpfegger – also weder eines Lorenz, noch eines Sebastian – auf dem St. Peter-Friedhofe beerdigt wurden. Nach weiteren Anfragen wurde mir der Bescheid, daß den vorerwähnten sieben Kreuzen gegenüber eine in die Kirchenwand gemauerte Gedenktafel von dem Ableben des Peter Stumpfegger Nachricht gebe. Nun befindet sich thatsächlich in der Kirchenwand die Gedächtnißtafel eines Peter Stumpfegger, welcher aber nach der Inschrift bereits im Jahre 1708 gestorben und demnach nicht der Ehegatte der mehrgedachten Ehefrauen sein kann, deren vier erst später, resp. 1717, 1721, 1732 und 1733 verstorben sind. Ob aber diese Frauen wirklich ermordet, und zwar zu Tode gekitzelt worden, ob ihr Mörder ihr Gatte gewesen, ob dieser Mörder Peter oder Lorenz oder Sebastian Stumpfegger geheißen, ob derselbe endlich auf der Hohensalzburg hingerichtet, oder wie es nach anderer Version heißt, sich mit großer Summe losgekauft und noch hohe Ehren erreicht habe, dies alles bleibt ungelöst. Leider ist Dr. Spatzenegger todt; er, der Gelegenheit hatte, solchen Dingen nachzuforschen, hätte wohl Licht in diese dunkle Angelegenheit bringen können, welche hier nur insofern wichtig erscheint, als ein Künstlername mit einer gräßlichen Mordgeschichte in Verbindung gebracht ist. Auffallend unter allen Umständen bleibt es, daß Benedict Pillwein nicht mit einer Sylbe der Sache erwähnt, sondern nur bezüglich Stumpfegger’s bemerkt, daß Näheres über ihn zu erfahren, Interesse gewähren dürfte.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVII, S. 521. – Pillwein (Benedict), Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer theils verstorbener, theils lebender Künstler u. s. w. (Salzburg 1821, Mayr, kl. 8°.) S. 234. – Bühler (Adolph), Salzburg, seine Monumente und seine Fürsten. Hist.-topogr. Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen (Salzburg 1873, Mayr’sche Buchhandlung, 8°.) S. 22, Anmerkung.

Anmerkungen (Wikisource)