BLKÖ:Studnicka, Franz Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Studnicka, Alois
Nächster>>>
Studnicka, W.
Band: 40 (1880), ab Seite: 156. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
František Josef Studnička in Wikidata
GND-Eintrag: 140973125, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Studnicka, Franz Joseph|40|156|}}

Studnicka, Franz Joseph (Naturforscher, geb. zu Janov bei Soběslav am 27. Juli 1836). Ein Bruder des Alois S., dessen Biographie voranging. [157] Den ersten Unterricht erhielt der Sohn im Elternhause, 1849 aber bezog er das Gymnasium zu Neuhaus, wo die Lust zur Mathematik und zu den Naturwissenschaften in ihm geweckt wurde. Nach abgelegter Maturitätsprüfung bezog er 1857 die Wiener Hochschule, an welcher er vier Jahre dem Studium der Physik oblag. Wegen seines eifrigen Fleißes gelangte er in den Genuß eines Staatsstipendiums. Noch während seiner Studien veröffentlichte er in Gemeinschaft mit seinem Freunde J. Odstrčil, in den „Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften“ die Abhandlung: „Ueber elektrische Entladung und Induction“ [Bd. XLI, S. 302 u. f.] und dann allein jene: „Ueber die Identität der Licht- und Wärmestrahlen von gleicher Brechbarkeit“ [Bd. XLIV, 2. Abtheilung, S. 289 u. f.]. Bald darauf erlangte er die philosophische Doctorwürde. 1861 unterzog er sich der Staatsprüfung für das Lehramt der Mathematik und Physik an Obergymnasien. In diesem Jahre redigirte er auch in Gemeinschaft mit F. Kubiček und J. L. Pešek das Taschenbuch: „Dunaj, almanah Videnský“, d. i. die Donau, Wiener Almanach. Erster (und einziger) Jahrgang (Wien 1861, Gorischek, gr. 16°.), dem als Prämie das Bildniß Šembera’s des Vaters [Bd. XXXIV, S. 75] beigegeben war. Darauf übernahm er in seiner Heimat eine Erzieherstelle, wurde aber schon nach einem Jahre zum Professor der Mathematik am Gymnasium zu Budweis ernannt. Während seiner Wirksamkeit daselbst hielt er im ersten Jahre populäre Vorträge aus der Astronomie, im zweiten aus der physikalischen Geographie; er schrieb für das dortige Kreisblatt eine Reihe belehrender Artikel und arbeitete emsig an der Gründung einer höheren Mädchenschule, nebenbei mit stenographischem Unterricht beschäftigt, zum Theil am Gymnasium selbst, zum Theil in einem Kreise junger Leute, aus welchem bald ein stenographischer Verein hervorging, dessen erster Präses und nachmaliges Ehrenmitglied er wurde. Um diese Zeit veröffentlichte er das Werk: „Stručný světopis. S 46 výkresy a mapkou hvezdatného nebe“, d. i. Gedrängte Kosmologie. Mit 46 Zeichnungen und einer Mappe des gestirnten Himmels. (Neuhaus 1862, Landfraß, 8°.) und darauf: „Meteorologie čili popis a výklad všech úkazů povětrnych“, d. i. Meteorologie oder Beschreibung und Erläuterung aller Witterungsregeln (Budweis 1874, Zdarssa). Nach dieser zweijährigen Thätigkeit in Budweis kam er als Docent der höheren Mathematik und analytischen Mechanik an das reorganisirte Polytechnicum in Prag, supplirte daselbst nach Gustav Skřivan’s [Bd. XXXV, S. 96] im Jahre 1866 erfolgtem Ableben dessen Lehramt und wurde bald darauf ö. o. Professor der Mathematik am gedachten Institute. Außer den schon erwähnten schriftstellerischen Arbeiten gab er folgende Werke heraus: „Základove sférické trigonometrie“, d. i. Elemente der sphärischen Trigonometrie (Prag 1865, Gregr); – „Základové vyšši mathematika“, d. i. Elemente der höheren Mathematik. 3 Theile (1866); – „Vyšši mathematika[WS 1] v úlohách“, d. i. Höhere Mathematik in Beispielen (Selbstverlag 1866); – „O soustavě sluneční“, d. i. Vom Sonnensystem. Mit 40 Holzschnitten (Verlag der čechischen Matica, 1868); – „Kapešni logarithmicke tabulky“, d. i. Taschenbuch der Logarithmentafeln (Prag 1869, Colve); – „O determinatech“, d. i. Von den [158] Determinanten[WS 2] (Prag 1870, 8°.); – „Uvod fysikalni theorie hudby Helmholtzem zbudované“, d. i. Einleitung in die physikalische Helmholtz’sche Musiktheorie (Prag 1870, Gregr, 16°.), zuerst abgedruckt im čechischen Musikblatt: Hudební listy; – „O počtu variačním“, d. i. Von der Variationsrechnung (Prag 1872, gr. 8°.). Ferner ließ er seit 1860 zahlreiche, meist naturwissenschaftliche Abhandlungen in verschiedenen čechischen Fachblättern erscheinen, so in der Živa 1861–1866, im Musejnik 1868, in Škola a život, d. i. Schule und Leben, und war ein sehr fleißiger Mitarbeiter der unter dem Titel „Slovník naučný“ von Rieger und Maly redigirten čechischen National-Encyklopädie. S. ist Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften und Vereine, so des zoologisch-botanischen Vereines und der kaiserlich geographischen Gesellschaft in Wien, der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, in deren Schriften er die Abhandlungen „Ueber eine eigenthümliche Wolkenform“ (Sitz.-Ber. vom 26. Februar 1866) und „Anwendung der Hesse’schen[WS 3] Determinanten[WS 2] in der Theorie der Maxima und Minima von Functionen mehrerer unabhängigen Variablen“ (Sitz.-Ber. vom 16. März 1868) veröffentlichte. Die Regierung ernannte ihn zum Mitgliede der Prüfungscommission für Candidaten des Lehramts an Realschulen.

Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1859, I. L. Kober, Lex.-8°.), Bd. VIII, S. 1095. – Šembera (Alois Vojtěch), Dějiny řeči a literatury česko-slovenské. Věk novější, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) S. 290).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: mathematiha.
  2. a b Vorlage: Determinaten.
  3. Otto Hesse (Wikipedia).