Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 59. (Quelle)
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Stitz, Joseph (Tiroler Schützenhauptmann, geb. zu Kitzbüchl 26. October 1772, gest. zu Pillersee 15. November 1831). Schon im Alter von sieben Jahren trat er zu Kitzbüchl in die Dienste des dortigen k. k. Bergbaues, besuchte zur weiteren Ausbildung in den freien Stunden die Berg- und Hütten-Amtskanzlei und wurde nach 20jährigem Dienste in den untersten Kategorien im Jahre 1799 als Blattschreiber aufgenommen. Als in den Jahren 1796 bis 1800 in Tirol der Kriegswirren wegen Vertheidigungsmaßregeln getroffen werden mußten, trat S. als Gemeiner in die Schützen-Compagnie des Kitzbüchler Hauptmanns Schlechter [Bd. XXX, S. 69], machte mit derselben die Kämpfe im Engadin und Südtirol mit und erhielt schon 1797 für sein tapferes Verhalten die kleine silberne Tapferkeitsmedaille. Im Jahre 1805 als Feldwebel bei der Milizcompagnie des Kitzbüchler Hauptmanns Hörwarter [Bd. IX, S. 129], zeichnete er sich insbesondere bei dem feindlichen Ueberfalle am Bothenbüchl und bei der Berennung des Strubpasses durch Muth und Tapferkeit aus. In seinem Amte wurde er indeß im Jahre 1803 k. k. Verwesamts-Diurnist und 1804 substituirter Accessist. In dieser Eigenschaft stand er, als das denkwürdige Jahr 1809 hereinbrach und sich von neuem die Schützen-Compagnien zur Abwehr des Feindes bildeten. Die Sturm-Compagnie der Bergarbeiter von Kitzbüchl erwählte den bewährten Stitz einstimmig zu ihrem Hauptmann. Nun ließ S. die Verschanzungen des vom Feinde im Jahre 1805 demolirten Strubpasses herstellen sowie bei Waidring die erforderlichen Schanzarbeiten vornehmen, wohnte auch dem ruhmvollen Treffen daselbst am 12. Mai und im Juni der Belagerung von Kufstein bei, ohne jedoch bei letzteren in active Verwendung gezogen worden zu sein. Als sich dann im Anfang September g. J. eine freiwillige [60] Scharfschützen-Compagnie bildete, wurde wieder Stitz zu ihrem Hauptmann erwählt. Diese Compagnie stand unter dem unmittelbaren Commando P. Joachim Haspinger’s [Bd. VIII, S. 34], der dieselbe am 15. September über Kitzbüchl nach Werfen beorderte, wo sie sich den Operationen bei Bestürmung des Luegpasses im Pongau anzuschließen hatte. Da aber zur Bestürmung des Passes Lueg hinreichend Tiroler Schützen-Compagnien versammelt waren, wurde Stitz von Haspinger nach dem salzburgischen Städtchen Radstadt entsendet, um dort eine Vertheidigungs-Compagnie zu organisiren, dann sollte er den Paß Mandling an der steierischen Grenze besetzen und von dort aus die Bewegungen des Feindes beobachten. Daselbst trat er auch in Verhandlung mit den Repräsentanten von Obersteiermark, um mit ihnen die gemeinschaftlichen Vertheidigungsmaßregeln zu berathen. Nachdem zwei Corporalschaften seiner Compagnie mittlerweile von den Bewohnern der Stadt Aussee ersucht worden, eine französische Executionstruppe von 36 Mann, welche sich in der Kaserne von Aussee festgesetzt, aufzuheben, und sie diese zuerst belagert, dann erstürmt und zuletzt die Franzosen gefangen genommen hatten, kehrte Stitz mit seinen Leuten nach Radstadt zurück und blieb daselbst bis zum 17. October, alsdann drang er gegen Kärnthen vor, wo er wie in Obersteiermark die Volksbewaffnung einzuleiten versuchte. Am 21. gerieth seine Compagnie in der Nähe von Spital mit einer Abtheilung des von dem Vicekönig Italiens befehligten Reserve-Corps in ein Treffen, zog sich aber vor der bedeutenden feindlichen Uebermacht nach Lisenhofen zurück. Als am 23. October der Feind nach Lisenhofen vordrang, zog sich Stitz mit seiner Compagnie in den unfern von Lisenhofen gelegenen Wald zurück. Zu ihm gesellte sich noch Hauptmann Harasser mit einer größtentheils aus ranzionirten österreichischen Militärs bestehenden Compagnie und zwei eisernen Sechspfündern. Der überlegene Feind griff nun Stitz und Harasser an. Die Mannschaft des letzteren gab sich größtentheils gefangen. Stitz aber zog sich kämpfend zurück, erreichte nach vielen überstandenen Drangsalen und auf Umwegen am 1. November Lienz in Tirol, wohin indeß die feindliche Armee schon über Innsbruck und Steinach vorgedrungen und wo jeder weitere Kampf nutzlos war. Stitz führte also seine Compagnie zurück und erreichte mit derselben in einem von Kälte, Hunger und allen möglichen Strapazen erschöpften Zustände in der Nacht vom 15. November die Heimat Kitzbüchl. Dort verblieb S. mehrere Wochen unbehelligt, dann wurde er am 26. December um Mitternacht von bayerischen Soldaten verhaftet und in die Festung Kufstein abgeführt. Sieben Wochen verbrachte er daselbst in einem Thurme, drei Wochen krank im Lazarethe in harter Behandlung. Endlich nach mannigfachen Bemühungen frei gelassen, kehrte er in so erschöpftem Zustande in seine Heimat zurück, daß er daselbst drei Monate schwer krank daniederlag. Nach seiner Genesung ward er bei dem königlich bayerischen Berg- und Hüttenamte in Pillersee als Materialienschreiber angestellt. In der Nacht vom 13. August 1813 wurde er aber wieder von der Seite seiner kranken Frau gewaltsam aus dem Bette gerissen und mit anderen Tiroler Anführern als Geisel nach München abgeführt, von wo man [61] ihn erst nach achtwöchentlicher Haft nach Hause entließ. Nun endeten die Drangsale dieses tapferen Tirolers, der, als Tirol in österreichischen Besitz zurückkehrte, im Jahre 1818 provisorischer Controlor bei dem k. k. Bergamte in Klausen, im folgenden definitiver controlirender Amtsschreiber bei dem Bergamte Schwaz wurde. In dieser Stellung verblieb er bis zum Jahre 1824, das ihn als substituirten Verwalter nach Kössen brachte. Im Jahre 1826 wurde Stitz als definitiver Controlor zum Berg-, Hütten- und Hammer-Verwalter in Pillersee befördert, in welcher Stellung er vier Jahre später im Alter von 59 Jahren starb, zwei Söhne und zwei Töchter hinterlassend.

Peternader (Anton), Tirols Landesvertheidigung nebst interessanten Biographien und Skizzen merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger. Drei Theile in einem Bande (Innsbruck 1853, A. Witting, 8°.) Bd. II, S. 17 u. f.