BLKÖ:Staschek, auch Stašek, Ignaz Florus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stašek, Anton
Band: 37 (1878), ab Seite: 237. (Quelle)
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Staschek, auch Stašek, Ignaz Florus (Schulmann, geb. zu Wischau in Mähren 27. November 1782, gest. 1. Mai 1862). Das Gymnasium besuchte er zu Kremsier und trat 1799, damals 17 Jahre alt, in den Orden der frommen Schulen, in welchem er die philosophischen und theologischen Studien beendete und 1805 die Priesterweihe erhielt. Schon während seiner Studien entwickelte sich seine Vorliebe für die Naturwissenschaften und trieb er mit besonderem Eifer Mathematik und Physik. Er wurde nun im Lehramte verwendet und trug als ordentlicher Professor zunächst in den Jahren 1811 und 1812 am Piaristen-Collegium zu Nikolsburg beide Gegenstände vor. 1812 kam er als Professor der Physik an das Gymnasium nach Leitomischl, dessen Director er später wurde und wo er durch 43 Jahre eine verdienstvolle Thätigkeit entfaltete. Bald nach Uebernahme seiner Stelle daselbst unterzog er sich den strengen Prüfungen zur Erlangung der philosophischen Doctorwürdhe, welche er [238] auch im Jahre 1816 an der Prager philosophischen Facultät erlangte. Ein nicht geringes Verdienst erwarb er sich, als er, nachdem im Jahre 1814 zu Leitomischl das Piariften-Collegium nebst Schule und Kirche durch einen Brand zerstört wurde, Alles aufbot, um durch milde Sammlungen den Neubau durchzuführen, was auch seinen unablässigen Bemühungen gelang. Ueber 100.000 fl., welche für den Neubau nothwendig waren, hatte er zum großen Theile selbst durch milde Spenden, die er persönlich im Orte und in der Umgebung eingesammelt, zusammengebracht und mit dieser Summe das neue Collegium nebst Kirche und Schule in einer Weise erbaut, daß sie nunmehr einen Schmuck der Stadt bilden. Ein anderes Verdienst erwarb er sich unmittelbar in seinem Lehramte. Das bisherige physikalische Cabinet befand sich im ärmlichsten Zustande und entsprach weder dem Bedürfnisse des Unterrichts, noch den Anforderungen der Wissenschaft, die gerade in unserer Zeit die bedeutendsten Fortschritte gemacht. Auch hier war er zunächst auf Spenden der Milde, die er zu wecken verstand, angewiesen und so war es ihm gelungen, ein physikalisches Cabinet herzustellen, das zu den ersten im Böhmerlande zählt. Im Jahre 1857 endlich, damals bereits ein 75jähriger Greis, zog er sich in den wohlerworbenen Ruhestand zurück. Mannigfache Ehren wurden dem würdigen Priester und verdienstvollen Schulmann erwiesen. Im Jahre 1843 wurde ihm die große goldene Verdienstmedaille und später der kaiserliche Rathstitel zu Theil, im Jahre 1857 verliehen ihm die Ordinariate von Königgrätz und Budweis den Conststorialraths-Titel und die Stadt Leitomischl ehrte sich selbst durch Verleihung des Bürgerrechtes an den Wohlthäter ihrer Stadt. Seine wissenschaftliche Wirksamkeit erwarb ihm die Aufnahme als Mitglied in mehrere gelehrte Gesellschaften. Was nun seine literarische Thätigkeit betrifft, so besteht sie aus mehreren in das Gebiet der angewandten Mathematik und Physik einschlägigen Abhandlungen, welche sich in den Programmen der Lehranstalt, die er leitete, abgedruckt befinden. Noch in seinem hohen Alter beschäftigte er sich in seinen Mußestunden mit lateinischer Poesie und veröffentlichte als Frucht seiner astronomischen Kenntnisse und poetischen Beschäftigung eine populäre Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels unter dem Titel: „Die erleuchtete Vorhalle zum Tempel des Unendlichen“ (1859). Ueber ein ihm anläßlich seines 50jährigen Priester-Jubiläums überreichtes Ehrengeschenk, bei welcher Gelegenheit ihn der Fürst-Erzbischof von Prag Friedrich von Schwarzenberg zum Ehrenprovincial des Ordens der frommen Schulen ernannte, vergleiche die Quellen.

Ehrengeschenk für Staschek anläßlich seines 50jährigen Priester-Jubiläums. Staschek beging dasselbe feierlich am 27. October 1855. Bei dieser Gelegenheit überreichte eine zahlreiche Bürger-Deputation im Namen der Stadt dem Jubilar einen 31 Loth schweren prächtigen silbernen Pocal von getriebener Arbeit, innen reich vergoldet, mit zwei vergoldeten einander gegenüber angebrachten Flächen mit folgender Inschrift: R. R. ac Doctissimo P. Floro Staschek Senatus civesque Litomisslienses in testimonium grati animi ad diem 27. Oct. 1855. Am Fuße des Pocals sieht man vier kleine Medaillons, auf denen die Ordensdevise (Nomen Mariae) und dann die Symbole seiner ernsten Lieblingsstudien gravirt sind. Der Deckel enthält die Inschrift: Erudite, constanter, paterne nos educavit, mit Beziehung auf seine 43jährige Wirksamkeit als Professor der Physik und Gymnasial-Vorsteher in Leitomischl, in Folge deren der [239] größte Theil des Magistrats und der Bürgerschaft seine ehemaligen Zöglinge sind.
Lotos (Prager naturwissenschaftliche Zeitschrift des gleichnamigen Vereines) XII. Jahrgang (1862), S. 26 u. f. – Bohemia (Prager politisches und Unterhaltungs-Blatt, 4°.) Jahrgang 1862, Nr. 117, S. 1167: „Dr. Ignaz Florus Staschek“. – Kleines biographisches Lexikon, enthaltend die Lebensskizzen hervorragender, um die Kirche verdienter Männer (Znaim 1862, M. F. Lenck, kl. 8°.) Seite 128. – d’Elvert (Christian Ritter), Zur Culturgeschichte Mährens und Oesterreich.-Schlesiens (Brünn 1868, gr. 8°.) [auch als 18. Band der Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde] S. 299.