BLKÖ:Stürmer, Karl Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stütz, Andreas
Band: 40 (1880), ab Seite: 180. (Quelle)
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Stürmer, Karl Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Commandant der Festung Peschiera, geb. zu Wien 3. November 1792, gest. zu Peschiera 26. September 1853). Der jüngere Sohn des Freiherrn Ignaz Lorenz [S. 178] aus dessen Ehe mit Elisabeth Barbara Freiin von Testa, und Bruder des Grafen Bartholomäus [S. 175]. Seine höhere wissenschaftliche Ausbildung erlangte er in der orientalischen Akademie, in welcher er fünf Jahre verblieb und während dieser Zeit nicht nur die philosophischen Studien beendete, sondern zugleich auch die morgenländischen Sprachen sich aneignete. Nachdem er hierauf in der Ingenieur-Akademie den Curs vollständig gehört hatte, trat er, auf eigenes Ansuchen, nicht in das Genie-Corps, sondern als Unterlieutenant in das 5. Huszaren-Regiment Graf Radetzky ein. Als im Jahre 1813 der Krieg mit Frankreich ausbrach, marschirte er, mittlerweile zum Oberlieutenant befördert, mit dem Regimente nach Italien. Er zeichnete sich in den Gefechten von Weichselburg und Rovido aus und wurde in den Armeebefehlen ehrenvoll genannt. Zu Ende dieses Feldzuges wurde er als Courier ins Hauptquartier des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg geschickt, welcher ihn nach bewerkstelligtem Rheinübergange zurückbehielt und in der Suite verwendete. Stürmer machte alle Schlachten in Frankreich mit und rückte nach der Einnahme von Paris zum zweiten Rittmeister vor, mit der Eintheilung zu den Palatinal-Huszaren. Nach der Unterzeichnung des Friedens wurde er auf Befehl des Kaisers mit dem Friedensacte nach Constantinopel gesandt, wo sein Vater sich als Internuntius befand. Es war dies ein doppelter Act der Auszeichnung: für den Vater, den der Monarch in der Sendung des Sohnes besonders ehren wollte; für den Sohn, dessen Aufnahme bei der Pforte, an welcher der Vater den Botschafterposten bekleidete, eine um so ausgezeichnetere ward. Nach Erledigung dieser diplomatischen Mission zu seinem Regimente zurückgekehrt, erhielt Stürmer, als 1815 der Krieg von neuem ausbrach, das Commando eines Streifcorps, welches die Aufgabe hatte, die Verbindung zwischen den Armee-Divisionen Erzherzog Maximilian und Stutterheim herzustellen und aufrecht zu erhalten. Nachdem die Verbündeten wieder in Paris einmarschirt waren, wurde er dahin berufen, um auf allerhöchsten Befehl die neuen Friedenstractate nach Constantinopel zu überbringen. Im Jahre 1817 trat er in das Kaiser-Uhlanen-Regiment, nahm mit demselben [181] an dem Feldzuge gegen Piemont (1821) theil und wurde noch im nämlichen Jahre als Hauptmann in den Generalstab übersetzt. In Angelegenheiten der Territorial- und Grenzbestimmung gegen Piemont erhielt er 1818 eine Sendung nach Paris. Nach seiner Rückkehr vermälte er sich und mußte in Folge dessen den bestehenden Vorschriften gemäß seine Stellung im Generalstabe aufgeben. Er wurde demnach in die Linie zurückübersetzt und kam als überzähliger Escadrons-Commandant in das Chevauxlegers-Regiment Graf Nostiz Nr. 7. In diesem avancirte er in seinem Range 1827 zum Major, 1831 zum Oberstlieutenant, 1832 zum Oberst und Regiments-Commandanten, welchen Posten er sieben Jahre bekleidete. Ueber den vortrefflichen Geist des Regiments und über dessen musterhafte Ausbildung wurde ihm von Seite des Hofkriegsrathes eine schriftliche Anerkennung zutheil. 1839 rückte er zum General-Major auf und erhielt als solcher zuerst eine Brigade in Podgorze nächst Krakau, später in Preßburg. Als im Jahre 1846 der Aufstand in Galizien ausbrach, übernahm er das Commando jener Truppen, welche gegen die Grenze Galiziens beordert wurden, nicht nur um zur Unterdrückung der Erhebung nach Kräften mitzuwirken, sondern um auch in den angrenzenden Comitaten die Ruhe aufrecht zu erhalten. Im genannten Jahre erfolgte seine Ernennung zum Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär zu Hermannstadt in Siebenbürgen; in gleicher Eigenschaft kam er im Februar 1848, kurz vor Ausbruch der Revolution, nach Oedenburg. Zwei Monate später erhielt er Befehl, sich unverweilt nach Görz zu begeben, die dort zu sammelnden Reserven in Brigaden zu ordnen und den Armee-Corps des Feldzeugmeisters Grafen Nugent alle mögliche Unterstützung zu leisten. Unter Einem leitete er die Cernirung und erste Beschießung von Palma Nuova. Als drei Wochen später das Commando des Reserve-Corps dem Feldmarschall-Lieutenant Freiherrn von Welden übertragen wurde, übernahm Stürmer jenes einer Truppendivision an der Piave. Mit derselben durchstreifte er das Gebiet von Belluno und säuberte es, vornehmlich in den gebirgigen Gegenden, vom Feinde, dann besetzte er Bassano und, nachdem er den Feind aus dessen fester Stellung bei Enego getrieben hatte, eröffnete er die Straße nach Tirol über Primolano. Nach der Einnahme von Treviso, an welcher er wesentlichen Antheil genommen, erhielt er zugleich mit der Bezeugung der allerhöchsten Zufriedenheit das militärische Verdienstkreuz. In der Zeit vom Juni bis October 1848 commandirte er die Cernirungstruppen und schlug mehrere größere und kleinere Ausfälle des Feindes erfolgreich zurück. Am 25. October wurde ihm das Commando des dritten Armee-Corps angetragen. Im Begriffe zur Uebernahme desselben sich nach Brescia zu verfügen, bekam er Nachricht von einem nächtlichen Ueberfalle des Feindes aus Malghera, durch welchen die in langem unabgelösten Vorpostendienste erschöpften Truppen aus Mostra vertrieben worden waren. Feldmarschall-Lieutenant Stürmer zögerte nun keinen Augenblick; an der Spitze der Cernirungs-Truppendivision zwang er den Feind, Mostra schleunigst wieder zu räumen, und am 28. befanden sich mit Anbruch des Tages die Unseren neuerdings in der früheren Position. Als noch in derselben Nacht der erkrankte Feldmarschall-Lieutenant Baron Welden das Commando des zweiten Reserve-Corps niederzulegen gezwungen [182] war, mußte Stürmer dasselbe sofort statt des bereits früher ihm zugewiesenen Commandos des dritten Reserve-Corps übernehmen. Er führte es bis zum Februar 1849, worauf es in die Hände des Feldmarschall-Lieutenants Baron Haynau überging. Für die Führung des zweiten Reserve-Armee-Corps ertheilte ihm aber Feldmarschall Radetzky ein anerkennendes ehrenvolles Zeugniß. Hierauf wurde Stürmer nach Mailand berufen, wo er die Cavallerie-Division im ersten Reserve-Corps commandirte und mit derselben gegen Piemont ins Feld rückte. Im April 1849 als Civil- und Militär-Gouverneur nach Parma entsendet, führte er die Pacificirung und Reorganisirung dieses Herzogthums noch im Laufe genannten Jahres in allseits befriedigender Weise durch, wofür ihm der Herzog von Parma das Senator-Großkreuz des Constantinischen St. Georgordens zuerkannte. Nach seinem Abgange von Parma übernahm er zu Laibach am 1. November 1849 das Landes-Militär-Commando von Illyrien und wirkte zur Zeit der daselbst ausgebrochenen Epidemie durch seine Umsicht und Energie in sehr erfolgreicher Weise. Im October 1850 erhielt er das Festungs- Commando von Peschiera zugleich mit der geheimen Rathswürde. Drei Jahre etwa bekleidete er diesen damals wichtigen Posten, da erkrankte er und nach einem mehrwöchentlichen Leiden wurde er im Alter von 61 Jahren vom Tode dahingerafft. Stürmer war mit ganzer Seele Soldat, als solcher verband er mit ungewöhnlichen Kenntnissen echte Ritterlichkeit, mit Energie und Thatkraft ein offenes Wesen und wahre Herzensgüte. Schon als Hauptmann (am 19. November 1822) vermälte er sich mit Maria, geborenen Freiin Bedekovics, verwitweten Joseph Stößel de Rapin, doch blieb seine Ehe kinderlos. Mit Karl Freiherrn von Stürmer erlosch auch die freiherrliche Linie der Stürmer im Mannesstamme, wie zehn Jahre später mit dem Grafen Bartholomäus die gräfliche.

Steger (Fr. Dr.), Ergänzungsblätter (Leipzig und Meißen, 8°.) Bd. IX, S. 494. – Jelenkor. Politikai és társas élet Encyclopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und literarische Encyklopädie (Pesth 1858, G. Heckenast, gr. 8°.) S. 214.