BLKÖ:Spieß, Friedrich Wilhelm

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 36 (1878), ab Seite: 161. (Quelle)
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Spieß, Friedrich Wilhelm (čechischer Schriftsteller, geb. zu Pisek in Böhmen am 2. Februar 1842). Sein Vater Franz, ein Deutscher, war Stadtbaumeister in Pisek. Der Sohn besuchte die Ortsschule und beendete in seiner Heimat die Classen des Unter- und Ober-Gymnasiums. Im Jahre 1861 begab er sich nach Prag, wo er an der philosophischen Facultät den philosophisch-historischen Studien oblag. Dem Lehramte nunmehr sich zuwendend, versah er im Jahre 1865 eine Supplentenstelle am Gymnasium zu Pisek, und im Jahre 1867 eine solche an der höheren Realschule zu Leitomischl. Nachdem er im Jahre 1868 die erforderliche Staatsprüfung abgelegt, wurde er an letztgenannter Lehranstalt zum wirklichen Lehrer ernannt. Von dort kam er im Jahre 1870 als Professor an die höhere Realschule nach Königgrätz. Obwohl deutsch erzogen, eignete sich S. in kurzer Zeit, insbesondere da er mit seinem Schulkameraden J. K. Hraša befreundet war, die Kenntniß der čechischen Sprache und Literatur und zwar in so vorgeschrittenem Grade an, daß er, noch ein fünfzehnjähriger Jüngling, bereits ein sehr fleißiger Mitarbeiter des Blattes „Poutník od Otavy“, d. i. Der Wanderer von der Otava, war. Außerdem arbeitete S. noch für andere čechische Blätter, wie für den [162] „Otavan“ (1863–1867), für die „Beseda“ (1864), den „Tábor“ (1865), die „Květy“ (1866 und 1867); den „Světozor“ (1869 – 1871), den „Hradečan“ (1871) und für die Museal-Zeitschrift „Časopis česk. Muz.“. Im J. 1864 besorgte er auch die Redaction des belletristisch-politischen Blattes „Pracheň“. Was nun seine eigenen Arbeiten betrifft, so finden sich darunter zahlreiche Beiträge zur alten Sittengeschichte Böhmens, so z. B. über die altčechischen Städtenamen; zur Geschichte des Piseker Kreises; über die Grünberger (Zelenohorský)[WS 1] und Königinhofer Handschriften[WS 2]; über Reste der älteren čechischen Novellistik, und noch über Verschiedenes aus dem Gebiete der älteren čechischen Literatur- und Cultur-Geschichte. So manche ältere čechische Handschrift gelangte durch ihn zum ersten Male zur öffentlichen Kenntniß, und mit besonderer Vorliebe widmet sich seine schriftstellerische Thätigkeit dieser, von Anderen wenig gewürdigten und somit noch ziemlich vernachlässigten Richtung zu.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex.-8°.), Bd. XI, S. 181.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche dazu Grünberger Handschrift (Wikipedia).
  2. Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).