BLKÖ:Spaur, Joseph Philipp Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Spaur, Karl Graf
Band: 36 (1878), ab Seite: 108. (Quelle)
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Spaur, Joseph Philipp Graf (Bischof von Seckau, später von Brixen, geb. 23. September 1718, gest. 26. Mai 1791). Von der dritten Hauptlinie [siehe die Stammtafel 7], ein Sohn des Statthalters von Tirol, Grafen Johann Franz Wilhelm mit Anna Maximiliane Gräfin Trapp, und älterer Bruder des Reichskammerrichters Franz Joseph [siehe S. 86]. Der Graf betrat die geistliche Laufbahn, wurde 1749 Capitular von Salzburg und Brixen, am 1. Jänner 1755 Consistorial-Präsident, am 1. December 1763 salzburgischer Geheimrath und am 18. October 1763 Fürst-Bischof von Seckau. Nachdem er dieses Bisthum 15 Jahre regiert, erfolgte seine Berufung zum Fürst-Bischofe von Brixen, worauf er 1780 sein Salzburger Canonicat niedergelegt. Als Brixener Bischof hat er 13 Jahre gewaltet und nahezu 80jährig das Zeitliche gesegnet. Im Jahre 1782 fand der Besuch des Papstes Pius VI. bei Gelegenheit seiner Reise nach Wien in Brixen Statt, wo ihn sein bischöflicher Bruder mit allen ihm zu Gebote stehenden Ehren auf das festlichste empfing. Außer seiner bischöflichen Würde bekleidete Graf S. noch die Stelle eines Vicarius generalis durch Ober- und Untersteier, wie auch des Neustädter Districtes, eines Propsten zu Ehrenburg, eines Kanzlers der Hochschule in Gratz und eines Präses der Wiener k. k. Studien-Commission. Als er noch Bischof zu Seckau war, erschien von ihm im Druck eine „Abhandlung von der Liebe Gottes und von dem christlichen Gebete. Aus dem Französischen“ (Salzburg 1776, 8°.). Unsere Quellen schildern [109] den Bischof Spaur als einen großen Freund der Wissenschaften und als einen gelehrten Mann, der ein eifriger Beförderer der Seelsorge und ein wohlthätiger Oberhirt war. Zeugniß seines Wohlthätigkeitssinnes geben nicht nur das von ihm dem Markte Leibnitz in Steiermark für immerwährende Zeiten zugewiesene Stiftungscapital, mit dessen Zinsen drei arme Bürger des genannten Ortes zu betheilen sind, sondern auch seine Schenkung von 10.000 fl. an das Priesterhaus in Gratz; von 1000 fl. zur Erbauung des Vicariatshauses in Wald, und von 8000 fl. zur besseren Subsistenz der Seelsorger in den Pfarrereien: Preding, Hitzendorf und Mooskirchen, endlich auch seine letztwillige Verfügung, welcher zu Folge er sein ganzes auf diesem Bisthume gesammeltes Vermögen zur besseren Dotation des Priesterhauses und armer Pfründen gegen die einzige Verbindlichkeit überließ, daß sich die diese Wohlthaten genießenden Pfründner seiner täglich bei Verrichtung des h. Meßopfers erinnerten. Ueber seine Stellung zum Staate und zur Kirche liegen zwei Zeugnisse vor, die sich nicht ganz in Einklang bringen lassen. Die „Oesterreichische Biedermanns-Chronik“ bezeichnet ihn als einen gutgesinnten, eifrigen Oberhirten, der keineswegs zu den Anhängern der römischen Hofpartei gehörte, und ganz von der Wahrheit überzeugt war: daß der Staat nicht in der Kirche, sondern die Kirche im Staate ist; daß man dem Kaiser geben müsse, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist. Dagegen war auch die ganze Datarie sammt dem berufenen Exjesuiten und Römer, Hoftheologen P. Zaccaria, mit ihm äußerst unzufrieden. Als auf Kaiser Josephs II. Befehl die Bulle „Unigenitus“ im Jahre 1781 verboten wurde, schärfte dieser würdige Bischof seiner Geistlichkeit in einem Circularschreiben den strengsten Gehorsam und die pünktlichste Befolgung dieser Verordnung ein. Als er darauf eine päpstliche Zuschrift erhielt, worin verlangt wurde, jenes Circular zu vernichten, weil er sonst vor das Gericht des apostolischen Stuhles gezogen und schärfer geahndet werden würde, antwortete Bischof Spaur Seiner Heiligkeit in einer Weise, welche der Beschaffenheit der in Rede stehenden Sache, seiner kirchlichen Würde, seiner Pflicht gegen den Monarchen und seinen Grundsätzen gemäß war. Nun blieb er weiters unbehelligt. Im Jahre 1782 empfing er den aus Wien zurückkehrenden Papst Pius VI, als Gast in seiner bischöflichen Residenz. Mit Vorstehendem nicht in Uebereinstimmung befindet sich eine Denunciation des berüchtigten Fantasten-Almanachs, worin Fürst-Bischof Joseph Philipp als neuer Schutzgott der Teufelsbannerei bezeichnet wird, weil er für das Kloster Seefeld in Tirol die licentia exorcizandi gegeben, und zwar im Jahre 1783, also in einem Zeitpuncte, da der Primas von Deutschland den Mönchen, die sich bei Geisterbeschwörungen und Gespensterjagden, bei Besessenen und anderen dergleichen Excessen würden gebrauchen lassen, die Strafe des Kerkers angewiesen hatte. Bischof Joseph Philipp Franz soll auch Mehreres geschrieben und durch den Druck veröffentlicht, wie auch die Herausgabe der Werke Anderer unterstützt haben. Von letzteren nennt man die Ausgabe der Werke des „S. Agostino de Gratia“, welche Foginio in Rom veranstaltete; dann eine lateinische Uebersetzung der „Exposition de la doctrine de l’eglise catholique sur les matières de controverse“, von Bischof Bossuet, wovon [110] er später auch die Ausgabe einer deutschen Uebersetzung zu veranstalten beabsichtigte. Der Bischof, ein wirklich gelehrter Prälat, besaß eine ansehnliche Bibliothek und in derselben fanden sich bei seinem Ableben von seiner Hand mehrere Uebersetzungen französischer theologischer Werke. Daß Bischof Joseph Philipp Franz zu den sogenannten Josephinern in der österreichischen kirchlichen Hierarchie beizuzählen sein dürfte, möchte sich auch aus der Widmung eines erklärten Josephiners, des aufgeklärten Kirchenrechtslehrers Franz Xaver Gmeiner, schließen lassen dürfen, der ihm die drei Bände seiner „Institutiones juris ecclesiastici“ zugeeignet hat.

Leardi (Peter), Reihe aller bisherigen Erzbischöfe zu Salzburg, wie auch der Bischöfe zu Gurk, Seckau, Lavant und Leoben u. s. w (Gratz 1828, Albert Tusch. 8°.) S. 119. – (De Luca), Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, von Trattner, 8°.), I. Band, 2. Stück, Seite 182. – Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Phantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1784, Gebrüder von Redlich, 8°.). Erster (und einziger) Theil, S. 187. – Katholischer Phantasten- und Prediger-Almanach auf das Jahr 1784. Sammt den Evangelien auf alle Sonntage des Jahres (Rom, Madrid und Lissabon, auf Kosten der heiligen Inquisition, 8°.) S. 79.
Porträt. Unterschrift: „Jos. Phil. C. | de Spauer etc. | Epis. Brixi. S. R. J. P. | J. Adam fc. (Kupferstich, kl. 8°.).