Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Spaeth
Band: 36 (1878), ab Seite: 48. (Quelle)
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Spaeth, Joseph (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Botzen in Tirol 13. März 1823). Sein Vater war Amtsdiener bei dem Bozener Stadt-Magistrate. Die Normalschule und das Gymnasium beendete S. in seiner Vaterstadt, die philosophischen Studien hörte er zu Innsbruck, nach deren Beendigung begann er zu Brixen das Studium der Theologie. Aber bereits nach einem Jahre gab er dasselbe auf, ging nach Wien und wendete sich im Herbst 1844 dem Studium der medicinischen Wissenschaften an der Wiener Hochschule zu, woraus er mit Diplom vom 20. November 1849 die Doctorwürde erlangte. Später erwarb er noch die Diplome eines Doctors der Chirurgie und Magisters der Geburtshilfe. Wenige Tage nach Erlangung des medicinischen Doctordiploms wurde er zum internen Präparanden an der Abtheilung für Frauenkrankheiten im Allgemeinen Krankenhause in Wien unter Primarius Dr. Chiari ernannt, und damit war auch die Richtung entschieden, in welcher S. in seinem ärztlichen Berufe vorherrschend thätig blieb. Am 15. October 1850 trat er als Assistent an die Gebärklinik für Hebammen in Wien über, in welcher Stellung er durch vier Jahre wirkte. Während dieser Zeit wurde er im Sommer-Semester 1853 als Supplent an der Lehrkanzel für Geburtshilfe in Salzburg verwendet, zugleich habilitirte er sich als Docent für die Geburtshilfe. Anfangs Jänner 1855 trat er als Supplent der Lehrkanzel für Geburtshilfe und Gynäkologie an der an der Wiener k. k. Josephs-Akademie ein, und wurde daselbst am 1. October 1856 zum ordentlichen Professor ernannt. Im December 1861 trat er als Professor der Geburtshilfe für Hebammen an die Universität über; am 1. October 1873 übernahm er aber daselbst die neu errichtete zweite geburtshilflich-gynäkologische Klinik für Mediciner, in welcher Stellung er zur Stunde thätig ist. Zugleich bekleidet er seit 1870 die Stelle des Vorsitzenden im niederösterreichischen Sanitäts-Rathe. S. ist für sein Fach auch schriftstellerisch thätig, und hat außer einigen selbständigen Werken eine größere Anzahl kleinerer Mittheilungen, Berichte, Anzeigen und Kritiken in Fachblättern veröffentlicht. Die Titel seiner selbständigen Werke sind: „Klinik der Geburtshilfe und Gynäkologie“ (Erlangen 1855), gemeinschaftlich mit Dr. Chiari und Dr. Karl Braun; –,Compendium der Geburtshilfe für Studirende“ (Erlangen 1857); – „Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen“ (Wien 1869. Zweite Auflage 1874, gr. 8°.). Von seinen kleineren, in Fachzeitschriften veröffentlichten Aufsätzen sind anzuführen: in der „Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien“: „Ueber mehrere Anomalien der die Frucht umgebenden Eitheile“, [49] gemeinschaftlich mit Wedl [1851] – „Ueber das Zerreißen der Nabelschnur in gerichtlich medicinischer Beziehung“ [1852] – „Geschichte und Beschreibung eines Beckens mit Verschiebung des letzten Lendenwirbels nach vorn“ [1854] – „Ueber das künstliche Einleiten der Frühgeburt, nach der Methode von Scanzoni, mittelst Milchsaug-Apparate“ [1856] – „Studien über Zwillinge“ [1860] – „Ueber die Sanitätsverhältnisse der Wöchnerinen an der Geburtsklinik für Hebammen in Wien“ [1863] – „Statistische und historische Rückblicke auf die Vorkommnisse des Wiener Gebärhauses während der letzten 30 Jahre, mit besonderer Berücksichtigung der Puerperal-Erkrankungen“ [1864]. Auch veröffentlichte S. in den Jahrbüchern derselben Zeitschrift vom Jahre 1859–1863 die ständigen Referate über Geburtshilfe; – in der „Zeitschrift für praktische Heilkunde“ in Wien: „Ueber die operative Behandlung des Gebärmutterpolypen“ [1856] – „Erfahrungen über Stirnlagen“ [1859]; – in der „Wiener medicinischen Wochenschrift“: „Ueber Icterus in gravidis“ [1854] – „Erfahrungen über Querlagen“ [1857]; – in der „Wiener Medicinischen Presse“: „Uterus bilocularis, mit Ueberwanderung des Eies“ [1866] – „Das Studium der Medicin und die Frauen. Rede, gehalten bei dem Antritte des Rectorates im J. 1872“; – in dem in Berlin herausgegebenen „Archiv für Gynäkologie“: „Puerperale Inversion des Uterus“ [1876]. Des Dr. Spaeth wissenschaftliche Thätigkeit fand in Fachkreisen mehrfache Würdigung – so fungirte er nicht nur in den Jahren 1865 bis 1870 als Decan des k. k. Professoren-Collegiums der medicinischen Facultät der Wiener Hochschule und 1873 als Rector der Universität, auch mehrere gelehrte Gesellschaften wählten ihn in die Zahl ihrer Mitglieder – so die k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien, die finnländische ärztliche Gesellschaft in Hclsingfors, die Gesellschaft für Geburtshilfe in Berlin und jene in Leipzig, die gynäkologische Gesellschaft in Boston, und der Verein badischer Aerzte für Staatsarzneikunde. Am 16. Februar 1875 wurde anläßlich des 25jährigen Jubiläums des Dr. Spaeth im Großen Saale der geburtshilflichen Klinik sein lebensgroßes, von Joseph M. Aigner gemaltes, mit einem Lorbeerkranze geschmücktes Bild feierlich enthüllt, woran eine weiße Atlaßschleife hing, welche die Inschrift trug: „Dem verehrten Meister die dankbaren Schüler“. Der Studiosus med. Moriz Hoffmann hielt bei diesem Anlasse die Festrede, welche die Verdienste des Jubilars hervorhob.

Hirschel (Bernhard Dr.), Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit und der Wiener Schule (Wien 1862, Wilh. Braumüller, gr. 8°.). Zweite, umgearb. und verm. Aufl., S. 305, 428, 564, 565, 566. 568 u. 569. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, gr. 4°.) 1875, Nr. 51, in der Beilage.