BLKÖ:Soxhlet, Hubert, Felix und Eugen

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Špacek, Bernhard
Band: 36 (1878), ab Seite: 44. (Quelle)
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Soxhlet, Hubert, Felix und Eugen (Industrielle; Hubert, der Vater, gest. in Brünn im Jahre 1826: Eugen Sohn gest. ebenda im Mai 1851, und Felix Sohn, geb. zu Dahlen in der belgischen Provinz Lüttich 27. November 1804, gest. zu Brünn 6. Jänner 1856). Der Vater Hubert besaß im Lüttich’schen eine kleine Wollmanufactur, im Jahre 1822 übersiedelte er nach Mähren, machte sich in Brünn mit seiner Familie ansässig und begründete mit seinen beiden Söhnen Felix und Eugen eine Spinnerei, die im Anbeginne unter ganz mäßigen Verhältnissen begann. Die Tüchtigkeit der gelieferten Arbeit, die Wahrnehmung der Bedürfnisse und die ganze Solidität der Gebarung hoben das Geschäft von Jahr zu Jahr, und schon im Jahre 1826 konnte die bisherige Manufactur mit Pferdekraft betrieben werden. Im nämlichen Jahre starb auch der Vater Hubert und beide Söhne, Felix und Eugen, führten das Geschäft in dessen Geiste fort. Aus dem bisherigen Miethlocale wanderte dasselbe im Jahre 1834 in die Vorstadt Obrowitz, in das von den Söhnen erbaute neue Fabriksgebäude und noch zu Ende des genannten Jahres trat an die Stelle der bisherigen einfachen Pferdekraft eine Dampfmaschine von 12 Pferdekraft, im Jahre 1838 eine zweite von 14 Pferdekraft, im Jahre 1842 eine Mitteldruckmaschine von 70 Pferdekraft und 1849 erhielt die Anstalt durch eine Hochdruckmaschine von 26 Pferdekraft die neue, bereits nothwendig gewordene Beihilfe. So hatte sich die Fabrik nach und nach in naturgemäßer Entwicklung zu einer Höhe gehoben, daß ein Bericht vom Jahre 1855 über sie schreibt: man könne, ohne Widerspruch zu befürchten, sie die größte Schafwollspinnerei in der Welt nennen. Die Fabriksgebäude wurden ausgedehnt, jeder technische Fortschritt benützt und im Zeitraume von 15 Jahren beschäftigte die im Anbeginne von kaum einem Dutzend Menschen bediente Manufactur in ihren ausgedehnten Fabriksräumen bereits 900 bis 1000 Menschen. Dabei hoben Fachmänner hervor, daß die Ausbildung der Schafwollspinnerei, wie sie ganz besonders durch die Firma Soxhlet geschah, die nachmalige industrielle Größe Brünn’s ermöglichte, indem die Herstellung der feinen und verschiedenartigen Modestoffe durch die Brünner Fabriken und Woll-Manufacturen in so hohem Grade, als es geschah, sonst nicht möglich gewesen wäre. An den Namen Soxhlet knüpft sich bleibend der Aufschwung der Woll-Industrie Brünn’s. Im Mai 1851 starb auch Eugen Soxhlet, und nun führte Felix S. das Geschäft allein fort. Er blieb den Traditionen seines Hauses, das den Ruhm hatte, eines der berühmtesten Fabriks-Etablissements Oesterreichs zu sein, unverbrüchlich treu. Alle gemeinnützigen und wohlthätigen Institute unterstützte er auf das freigebigste, als erfahrener [45] Fachmann galt er nicht nur in seinem Zweige, sondern auch in allen mit demselben verwandten als Autorität – so genoß er das volle Vertrauen seiner Mitbürger, wurde Director der Brünner Filial-Escompte-Anstalt, Mitglied der Brünner Handels- und Gewerbekammer, Director der Brünn-Rossitzer Eisenbahn, Mitglied des Brünner großen Gemeinde-Ausschusses u. s. w. Seine so mannigfaltigen und großen Verdienste um die Industrie fanden auch sonst noch vielfache Würdigung. Seine Spinnfabrik wurde wiederholt von Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin besucht, im Jahre 1853 S. mit dem Ritterkreuze des Franz Josephs-Ordens ausgezeichnet, nachdem er schon im Jahre 1849 die große goldene Civil-Verdienstmedaille am Bande erhalten hatte. Im Jahre 1845 ward ihm bei Gelegenheit der Industrie-Ausstellung in Wien die große goldene Preismedaille zu Theil, und auf der Pariser Welt-Ausstellung des Jahres 1855 fand die Soxhlet’sche Fabrik mit ihren 68 Assortiments und 33.000 Spindeln, als die größte Streichgarnspinnerei Europa’s anerkannt, solche Würdigung, daß ihr die Medaille 1. Classe zu Theil wurde. Felix S. starb im besten Mannesalter von 51 Jahren.

Neuigkeiten (Brünner polit. Blatt) 1855, Nr. 14, im Feuilleton: „Felix Soxhlet“. – Bericht über die allgemeine Agricultur- und Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1855. Herausgegeben unter der Redaction des Dr. Eberhard A. Jonak (Wien 1857 und 1858, Staatsdruckerei, 8°.) Bd. II, 20. Classe: „Schafwoll-Industrie“, S. 16. – Exner (Wilhelm Franz Dr. Prof.). Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart (Wien 1873, Braumüller, 8°.). Erste Reihe: Roh-Production und Industrie“, S. 238. – Oesterreichischer Kalender für 1855. [Derselbe enthält eine umfassende Beschreibung der Schafwollspinnerei der Firma Soxhlet, von Director Auspitz.]