BLKÖ:Sonnenfels, Franz Anton Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 35 (1877), ab Seite: 315. (Quelle)
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Sonnenfels, Franz Anton Freiherr (k. k. Hofrath und Humanist, geb. zu Nikolsburg 12. Juli 1735, gest. zu Troppau 11. Jänner 1806). Ein Sohn des Lipmann Perlin [siehe in [316] den Quellen der Biographie von Joseph von Sonnenfels: Sonnenfels Vater] und Bruder des Joseph von S. Nachdem Franz am 11. Juli 1735 geboren worden, erhielt er bei der am 18. d. M. vorgenommenen Beschneidung den Vornamen Schmeyr. Später als der Vater sich taufen ließ, wurde mit seinem Bruder Joseph auch Franz Anton getauft. Es wird in der Biographie seines berühmten Bruders bemerkt, daß sich die Familie einer besonderen Vergünstigung von Seite des Fürstenhauses Dietrichstein, auf deren Herrschaft Nikolsburg sich der Vater ansäßig gemacht, erfreute. Franz, nachdem er an den dortigen Piaristenschulen die Studien gemacht, trat nun in die Dienste des Fürstenhauses Dietrichstein, in welchem er viele Jahre, und während derselben meist in Nikolsburg sich aufhaltend, in verdienstlichster Weise thätig gewesen und von seinem fürstlichen Gebieter zum fürstlichen Hofrath ernannt worden war. Seine in den Dietrichstein’schen Diensten bewiesene Tüchtigkeit veranlaßte seine Anstellung im kaiserlichen Dienste, da ihn Kaiser Joseph II. zum Hofrathe bei der Commerzstelle ernannte. In dieser Eigenschaft traf ihn im Jahre 1805, als die Franzosen sich Wien näherten, der Auftrag, mit den Acten der Hofstelle nach Troppau zu übersiedeln, wo er aber schon nach wenigen Monaten im Alter von 71 Jahren starb. Seine Frau, Maria Rosalia geborene Geyer, die Tochter des Apothekers Geyer, eines wohlhabenden Bürgers aus Nikolsburg, überlebte ihn um fünf Jahre und starb am 18. März 1811. Da die Ehe kinderlos geblieben, verewigten beide Ehegatten ihr Andenken durch eine Reihe von Stiftungen zu humanistischen und Wohlthätigkeitszwecken, deren hier, mit Verweisung auf die in den Quellen genannten ausführlicheren Darstellungen, in gedrängter Kürze Erwähnung geschieht. Franz Anton Freiherr von Sonnenfels hatte mit Testament vom 10. Mai 1803, von einer Capitalsumme von 180.000 fl. rheinisch folgende Stipendien und Stiftungen angeordnet: 1) Die Interessen von 36.000 fl. rhein. zu 30 Stipendien für 20 männliche und 10 weibliche Inwohner aus Nikolsburg im Alter von 7–14 Jahren, in Jahresbeträgen von je 60 fl.; – 2) von 20.400 fl. zur Feier des mährischen Rosenfestes durch Vertheilung von 13 Ausstattungsprämien von je 150 fl. an die bestgesitteten Mädchen der zur Herrschaft Nikolsburg gehörigen 13 Ortschaften: Auerschitz, Klentnitz, Muschau, Ober-Wisternitz, Pardorf, Pausram, Bergen, Pollau, Poppitz, Pulgram, Tracht, Unter-Wisternitz und Voitelsbrunn; – 3) von 18.000 fl. für Ausstattungen mit dem Betrage von 300 fl. für drei unvermögliche mährische Stadtmädchen; – 4) von 6000 fl. zur Betheiligung[WS 1] von fünf Dienstboten männlichen oder weiblichen Geschlechts mit je 60 fl.; – 5) von 12.000 fl. zur Unterstützung von drei schuldlos verunglückten Gewerbsleuten mit je 200 fl.; – 6) von 12.000 fl. zum Unterhalt von fünf armen Witwen des Bürgerstandes mit jährlichen 120 fl., solange diese nicht zu einer zweiten Ehe schreiten; – 7) von 9000 fl. als Nahrungsbeitrag mit jährlichen 30 fl. für 14 mittellose Soldatenwitwen; – 8) von 7800 fl. zur Aushilfe für 13 mittellose, auf Nikolsburger Herrschaften lebende Kranke; – 9) von 60.000 fl. für 20 Stipendien, zehn zu 200 und zehn zu 100 fl., womit Kinder öffentlicher Staatsbeamten zu betheilen sind. Des Freiherrn Gattin Maria Rosalia aber hatte mit einem Testamente vom 15. März 1809 die Interessen [317] von 10.000 fl. zu Stipendien für fünf Nikolsburger Seminaristen an der Collegiatkirche, und die Interessen von 37.251 fl. zur Vermehrung der obenbenannten Stiftungen ihres Gatten gewidmet. Diese sämmtlichen Stiftungen haben aber durch die während der 60 oder mehr Jahre seit der Zeit ihres Bestandes öfters eingetretenen Valuta-Aenderungen mancherlei Modificationen erfahren. Leider können wir den heutigen Stand dieser Stiftungen nicht angeben. Franz von Sonnenfels, der überdieß die Würde eines k. k. Truchseß bekleidete[WS 2], ist im Jahre 1797 in den Reichsfreiherrnstand erhoben worden.

Stiftsbriefe über die von dem Herrn Franz Anton Freiherrn von Sonnenfels in Wien am 10. Mai 1803 und von der Freifrau Maria Rosalia von Sonnenfels geborenen Geyer vom 15. März 1809 testamentarisch angeordneten weltlichen Stiftungen (Nikolsburg 1861, Bezdicha, X und 56 Seiten, 8°.). – d’Elvert (Christ. v.), Notizenblatt der histor.-statistischen Section der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (Brünn, Rohrer, 4°.) Jahrgang XVIII (1860), Nr. 11 und Nr. 12: „Die freiherrlich von Sonnenfels’sche Stiftung in Nikolsburg“. – Nikolsburger Wochenschrift (4°.) 1860, Nr. 16 und 17: „Franz Freiherr von Sonnenfels“. – Dieselbe 1861, Nr. 49: „Sonnenfels-Stiftung“. – Wiener Mittheilungen. Von Letteris (Wien, 4°.) 1860, Nr. 33, S. 140: „Die Ausstellung der Bronzebüste“.
Medaille auf Franz von Sonnenfels. Silberne Ovalmedaille von 40 Millimeter Höhe und 37 Millimeter Breite, 1 Loth schwer. Avers: Eine weibliche Figur (die Tugend) in griechischem Gewande, linksgewendet, in der Rechten ein Buch und den Spiegel, worein die Schlange sieht; mit der ausgestreckten Linken auf einen flammenden Altar weisend, an welchem die Worte „RELIGIONI | ET | PATRIAE“ stehen. Am Fuße des Altars liegen Eichen- und Lorbeerkranz, daneben kniet ein Kind mit gefalteten Händen, während ein zweites, zur Tugend hinaufblickend, ihr eine Blume reicht. Unter dem Abschnitte ist der Name „I.DONNER.F. zu lesen. Der Revers enthält folgende Inschrift: „VT | DESTITVTA.OPIBVS. | VTRIVSQ.SEXVS.SOBOLES. | VIRTVTIBVS.AC.LITERIS. | IMBVERETVR. | REIPVE.PVBLICAE.| EDVCARETVR. | CARISSIMO.SIBI.MVNICIPIO. | NICOLSBVRGENSI. | LEGATO.PERPETVO. | PROSPEXIT. | FRANC.ANTON.S.R.I.L.B. | DE.SONNENFELS. | C.R.M. | A.CONS.AVLICIS. | MDCCXCVII.. Eine Beschreibung dieser Medaille findet sich auch in Joseph Appel’s „Münzen und Medaillen der Republiken, Städte, Ortschaften, Gymnasien“ [Repertorium zur Münzkunde des Mittelalters und der neueren Zeit, Bd. IV, 2. Abthlg., S. 631, sub Nikolsburg].
Das Sonnenfels’sche Monument in Nikolsburg. Da das frühere Grabdenkmal auf dem Friedhofe zu Nikolsburg mit der Zeit verfiel, übernahm es Dr. Ernst Eulogius Kluger, Advocat in Wien, mit Hilfe von Sammlungen ein neues Denkmal herzustellen. Die Nikolsburger Wochenschrift (1860, Nr. 17) gibt die Namen aller, die sich durch Beiträge betheiligt und die Summen der einzelnen Beiträge an. Am 21. October 1860 fand im Beisein einer großen Volksmenge die feierliche Enthüllung des neuen Monuments Statt. Das Denkmal selbst besteht aus einem hohen marmornen Postamente, auf welchem die Büste des edeln Menschenfreundes ruht. Die Büste, nach einem in der Berger Pfarre befindlichen Porträt modellirt, ist ein Werk des Wiener Bildhauers R. Zafauk und aus Metall gegossen. Auf der Vorderseite des Sockels liest man: Dem | Franz | Freiherrn | von | Sonnenfels | k. k. Hofrathe. Eine lithographirte Abbildung des Denkmals erschien bei Gottlieb Haase Söhne in Prag.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Betheililung.
  2. Vorlage: bekeidete.