BLKÖ:Slavik, Johann Nepomuk
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 35 (1877), ab Seite: 132. (Quelle) | |||
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[133] Der Sohn eines Müllers, besuchte er das Gymnasium in der Prager Altstadt und übernahm nach den Eltern die Mühle. Dieses Geschäft ließ ihm genug Zeit übrig, seinen nationalen Lieblingsideen sich zu widmen; und so förderte er nicht nur vor dem Jahre 1848 alle nationalen Bestrebungen in Sprache und Literatur, sondern unterstützte auch Jeden, der in dieser Richtung thätig und einer Förderung bedürftig war. So stand er namentlich dem später als Reichstagsordner bekannt gewordenen Alois Jelen [Bd. X, S. 132] in der Leitung der Sophien-Akademie hilfreich zur Seite, insbesondere verdienstlich erwies er sich aber um die Prager städtische Beseda, an deren Gründung er in Gemeinschaft mit Pfarrer Arnold unter den Prager Bürgern den wesentlichsten Antheil hatte. Im Bewegungsjahre 1848 wurde S. zum Gemeindevertreter der Stadt Prag berufen und in dieser Stellung gerieth er mit Leo Graf Thun in Conflict. Der Graf fungirte im genannten Jahre als Gubernial-Präsident in Prag. Slavik colportirte nun bei Erzählung der Verhandlungen, welche in der ereignißreichen Pfingstwoche auf dem Prager Schlosse von den kaiserlichen Hof-Commissären Grafen Mensdorff und Ministerialrath Ritter von Klečansky mit den Deputationen der Stadt gepflogen wurden, Aeußerungen, die der Graf Thun nicht gethan, sondern Bürger Slavik ihm in den Mund legte. Graf Thun sah aus diesem Anlasse sich genöthigt, öffentlich in der Presse gegen die Lügen Slavik’s aufzutreten und ließ sein „Offenes Schreiben... an den Prager Bürger Herrn Johann Slavik in Betreff der Ereignisse in der Pfingstwoche 1848 zu Prag. Mit urkundlichen Belegen“ (Prag 1849, F. A. Credner, 8°.) im Druck erscheinen, worin er die den wahren Sachverhalt entstellenden Angaben Slavik’s durch Darstellung der Thatsachen widerlegte. Dieß ist das geschichtliche Moment, in Folge dessen dem Bürger Slavik eine Stelle in diesem Lexikon eingeräumt worden, worauf er sonst kaum einen Anspruch besäße. In Folge des freigebigen Gebarens, das S. in früherer Zeit bei seinen nationalen und anderen Passionen beobachtet, gerieth er später in bedrängte Verhältnisse und zuletzt verarmte er ganz, so daß er in seinen letzten Lebenstagen von der Unterstützung einiger Freunde sein Dasein fristete und das Hospital der Barmherzigen Brüder sein Sterbehaus wurde.
Slavik, Johann Nepomuk (Prager Bürger, geb. in Prag um das Jahr 1810, gest. ebenda 12. Februar 1858).- Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, Kober, Lex.-8°.) Bd. XI, S. 612.