BLKÖ:Skřivan, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 35 (1877), ab Seite: 93. (Quelle) | |||
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Anton Pfleger [Bd. XXII, S. 199, Qu. N. 1] bekannt, und versuchte sich, wohl zunächst von diesem angeregt, in schriftstellerischen Arbeiten, welche in Havliček’s „Narodne noviny“ gedruckt erschienen; auch beschäftigte er sich damals bereits mit einem Werke in čechischer Sprache über das kaufmännische Rechnen. Obwohl die [94] böhmische Matice nicht abgeneigt war, den Druck dieses Werkes aus ihren Mitteln zu fördern, waren doch die damaligen bewegten Zeiten nicht darnach angethan, eine solche Arbeit herauszugeben. Im Jahre 1848 diente S. bei der Firma Georg Walzel zu Wyšnow nächst Braunau. Sein Auftreten daselbst brachte ihn aber in den Verdacht, čechischer Emissär zu sein, so daß er es für gerathen hielt, seine Stellung aufzugeben, worauf er sich nach Prag begab. Dort fand er in dem damals tagenden Club der Slovanska lipa als Ausschuß alsbald Aufnahme, und seine Thätigkeit im Interesse dieses die socialen Verhältnisse der böhmischen Hauptstadt unterwühlenden Clubs ließ nichts zu wünschen übrig. Bis zu jener Zeit bestand unter den böhmischen[WS 1] Kauf- und Gewerbsleuten die Gepflogenheit, daß Geschäftssachen in Handelsangelegenheiten auch in čechischen Ortschaften in deutscher Sprache verhandelt und abgeschlossen wurden. Handel und Wandel in Böhmen und Mähren war seit Menschengedenken deutsch. Das mußte, nach Skřivan’s Dafürhalten, sollte aller Handel in Böhmen und Mähren, der bis dahin ungestört geblüht hatte, nicht mit einem Male zu Grunde gehen, anders werden! So war es ihm beschieden, auch im böhmischen Handel die čechische Nationalität zur Geltung zu bringen; denn nun wurden über seine Anregung Handelsgeschäfte, die einigermaßen von Bedeutung waren, überall in Böhmen und Mähren in čechischer Sprache verhandelt und abgeschlossen. Der Gewinn dieser Neuerung für die National-Oekonomie, ja für den Handel Europa’s, war unabsehbar, und S., der mit Wort und Schrift darauf hingewirkt, war der Urheber dieser großartigen und in das Handels- und gewerbliche Leben tief eingreifenden Reform!! S. widmete sich seit seiner Ankunft in Prag im Jahre 1848 ausschließlich dem Unterrichte in den Kaufmannswissenschaften, gründete im J. 1856 eine kaufmännische Schule, in welcher damals wie bis zur Stunde mehrere tausend Schüler ihre Ausbildung erhalten haben, welche gegenwärtig theils auf eigene Rechnung ihre Geschäfte führen, theils noch in Diensten stehen. Seit dem Jahre 1860 erfüllte sich auch sein Wunsch, daß in seiner Anstalt die Lehrgegenstände in čechischer Sprache vorgetragen werden, was, wenn es seinen Zuhörern so gefällt, ganz in der Ordnung ist. Ferner trägt S. auch in der Prager kaufmännischen Sonntagsschule seit ihrem Bestande Handelswissenschaft vor. Früh für sein Fach schriftstellerisch thätig, hat S. in deutscher und čechischer Sprache eine Reihe in dasselbe einschlägiger praktischer Werke herausgegeben, von denen hier genannt seien, die in deutscher Sprache verfaßten: „Beiträge zur kaufmännischen Arithmetik“ (Leitmeritz 1844); – „Wechsellehre mit vollständiger Erläuterung der neuen Wechselordnung nebst Ministerial-Verordnung vom 25. Jänner 1850 u. s. w. (Prag 1862, Rziwnatz, 3. Aufl., gr. 8°.); – „Praktische Anleitung, Waaren aus Frankreich, Holland, Hamburg, England u. s. w. auf den inländischen Preis in Oesterreich zu berechnen (Prag 1852); – „Stoff zur praktischen Durchführung der doppelten Buchführung“ (Prag 1865, gr. 8°.); – „Der österreichische Calculateur oder praktische Anleitung, Waaren von den verschiedenen Plätzen des Auslandes auf den inländischen Preis in österreichischer Währung zu berechnen.“ (Prag 1868, Rziwnatz, kl. 8°.) – „Lehrbuch der kaufmännischen einfachen Buchhaltung mit vorangehender Erklärung der Hilfsbücher“ (3. Aufl., Prag 1868, gr. 8°.; 4. Aufl., ebd. 1871); – „Ein Beitrag zur Lehre der Buchhaltung bei Liquidationen [95] der Gläubiger-Massen, für Kaufleute und Juristen“ (ebd. 1868, 8°.); war zuerst in čechischer Sprache in der Zeitschrift „Právnik“ abgedruckt; – „Münzen und Courszettel, ferner Masse und Gewichte der wichtigsten Länder und Plätze“ (5. vermehrte Aufl., Prag 1868, kl. 8°.); – „Stoffe für kaufmännische Briefe“ (ebd. 1868, kl. 8°.); – dann nachfolgende, meist in der „Biblioteka kupecka“ enthaltene in čechischer Sprache: „Počtařstvi pro život obecný“, d. i. Die Rechenkunst für das gewöhnliche Leben. Zwei Theile (Prag 1850, gr. 8°.); – „Nauka o sloku kupeckých listů“, d. i. Lehre vom kaufmännischen Briefstyl (Prag 1850, gr. 8°.); – „Český obchodník. Cást I. O obchodu vůbec“, d. i. Der böhmische Handelsmann. I. Theil. Vom Handel im Allgemeinen (Prag 1851, gr. 8°.); – „Soubor vědemostí každěmu kupci nevyhnutelně potřebných“, d. i. Inbegriff der einem Kaufmanne unentbehrlichen Kenntnisse (Prag 1863), der „Biblioteka kupecka“ (Kaufmanns-Bibliothek) 5. Heft; – „Nauka o kupeckém účetnictvé. Dil I. Učetnictví jednoduché a knihy mimořadné“, d. i. Lehre von der kaufmännischen Buchführung. 1. und 2. Theil: „Einfache Buchführung und Hilfsbücher“ (Prag 1864, – „Nauka o kupeckém slohu“, d. i. Lehre vom kaufmännischen Styl (Prag 1864), der „Biblioteka kupecka“ 5. Heft; – „Učetnictví složité čyli dvojité“, d. i. Doppelte oder zusammengesetzte Buchführung (Prag 1867), der „Biblioteka kupecka“ 13. Heft; – „Sloh kupeckých listů“, d. i. Kaufmännischer Briefstyl (Prag 1869), der „Biblioteka kupecka“ 1. Heft. Ueberhaupt enthält die von S. begründete „Biblioteka kupecka“ alle auf Handel und Gewerbe bezüglichen Hand- und Lehrbücher und ist somit eine Encyklopädie der Handelswissenschaft, deren praktischer Werth sich in der wiederholten Auflage dieses Sammelwerkes kundgibt. Auch hat S. für den „Slovník vědeckého názvoslovi““, d. i. Wörterbuch der wissenschaftlichen Terminologie, für welche eine besondere Commission unter Šafařík’s Vorsitz eingesetzt worden war, die kaufmännischen Wörter redigirt, wie er denn auch die in die Handelswissenschaft einschlägigen Artikel für den von Rieger-Maly herausgegebenen „Slovník naučný“ (d. i. böhmische Real-Encyklopädie) bearbeitet hat. Für den mährischen Kalender „Koleda“ schrieb er für den Jahrgang 1854 eine Abhandlung über die Sparcassen (O spořítelnach ...), und für den Jahrgang 1857 über Staatspapiere im Allgemeinen und die österreichischen im Besonderen (O státních papírech vůbec, a rakouských zvláště). Auch arbeitete er an dem Blatte „Škola“, d. i. Die Schule, später „Škola a život“, mit, und im Auftrage des Unterrichts-Ministeriums hat er beide Theile des mathematischen Lehrbuches für Unter-Realschulen von Močnik in’s Čechische übersetzt.
Skřivan, Anton (kaufmännischer Fachschriftsteller, geb. zu Krucemburk 7. April 1818). S. besuchte das Gymnasium in Deutschbrod, und da er sich dem Kaufmannsstande widmen wollte, versäumte er keine Gelegenheit, sich nach dieser Richtung hin auszubilden. Während seines Aufenthaltes in Prag in den Jahren 1836–1840 machte er sich mit den besten Schriften aus dem Gebiete der Handelswissenschaft bekannt und, erst neunzehn Jahre alt, war er in seinem selbstgewählten Fache so tüchtig, daß er junge Leute in der Mathematik und Handelswissenschaft unterrichtete. In den Jahren 1841–1848 war er als Buchhalter in verschiedenen größeren Geschäften außerhalb Prag thätig. In dieser Zeit wurde er in Halbstadt mit dem čechischen Schriftsteller- Květy, d. i. Blüthen (illustr. Prager Blatt, kl. Fol.) 1870, Nr. 47:„Antonin Skřivan“; – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, Kober, Lex.-8°.) Bd. VIII, S. 509, Nr. 2.
- Porträt. Holzschnitt von Patocka im vorbenannten Blatte.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: böhmicher.