Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pfleger, Gustav
Band: 22 (1870), ab Seite: 198. (Quelle)
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Außer dem Dichter Gustav Pfleger sind noch folgende Personen dieses Namens erwähnenswerth:

1. Anton Pfleger (Schriftsteller, geb. zu Kopidlno im Gitschiner Kreise Böhmens 12. März 1812). Im Jahre 1818, da er sechs Jahre alt war, übersiedelten seine Eltern nach Sloup bei Neu-Bidschow, wo er auch die Elementarschulen besuchte. Die Gymnasial- und philosophischen Classen beendete er theils zu Braunau, theils zu Prag und Leitomischl. Im Jahre 1831 trat er zu Sloup als Kanzellist in einen Oekonomiedienst ein, den er auch noch an anderen Orten versah, bis er stufenweise zum Amts- und Oekonomie-Verwalter [199] vorrückte. Im Jahre 1850 trat er als Bezirkscommissär bei dem Bezirksgerichte zu Smichow in den Staatsdienst über; wurde im Jahre 1852 Steuereinnehmer, welche Stelle er an verschiedenen Orten, zuletzt in Prag bekleidete. Ende Jänner 1862 verließ er wieder den Staatsdienst und wurde erster Cassier des Steueramtes der Stadt Prag, welche Stelle er zur Stunde noch inne hat. Frühzeitig schon regte in ihm sich das Nationalgefühl, das er, so weit es an ihm lag, mit Wort und Schrift zu fördern bemüht war. Noch als er in den Humanitätsclassen sich befand, schrieb er Gedichte, Sagen und Sonette, welche in den čechischen Unterhaltungsblättern „Jindy a nyni“ (Einst und Jetzt), „Včela“ (die Biene), „Večerné vyraženi“ (Abendunterhaltungen) in den Jahren 1828 bis 1837 abgedruckt waren. Auch war er an den Orten, wo ihn seine dienstlichen Verhältnisse hinbrachten, wie in Neu-Bidschow, Horzice u. a., bei den Dilettanten-Theatern thätig, übersetzte im Jahre 1830 für die Brünner Bühne mehrere Stücke Klicpera’s [Bd. XII, S. 88] in’s Deutsche, wie z. B. die Possen: Rohovin Viereck, der Zauberhut, das Lustspiel: die Köhlerin; in Leitomischl, als er Declamationsstunden nahm, schrieb er zu diesem Zwecke mehrere Gedichte in čechischer Sprache, unter denen besonders mehrere komischen Inhalts beifällige Aufnahme fanden. Auch war er seither ein fleißiger Mitarbeiter der čechischen Unterhaltungsblätter, in welchen seine Arbeiten, erzählenden und culturhistorischen Inhalts, unter den Pseudonymen Kopidlansky – nach seinem Geburtsorte Kopidlno – und Venkovsky abgedruckt erschienen. Eine größere Arbeit: „Nástiny venkovského života“ (Silhouetten des ländlichen Lebens), in welchen er die Zustände der nun im Herrn ruhenden Patrimonialzeit mit satyrischer Schärfe geißelte, erlag dem Machtspruche der damaligen Censur. Was seine politische Wirksamkeit im Jahre 1848 betrifft, so führt sein Biograph an, daß es seinen und seines Freundes Anton Skřiwan Bemühungen (richtiger Umtrieben) zunächst gelang, die Wahl eines Deputirten in das Frankfurter Parlament im Bezirke Abersbach – den deutschen Agitatoren zum Trotz, schreibt sein čechischer Panegyrist – zu hintertreiben. Mit den jüngeren Schriftstellern seiner Zeit, mit Vinc. Zahradnik, Hnevkovsky, Šnaider, Tomek, Sil. Polak u. A., unterhielt und unterhält P. noch freundschaftlichen Verkehr. Auch ist P. ein Freund der Musik, die er seit früher Zeit mit Vorliebe pflegt. In jüngeren Jahren übte er sich auch in der Composition und Tanzmusik, ja selbst eine größere Ouverture seiner Composition gelangte zur Aufführung. [Slovník naučný, wie oben, Bd. VI, S. 326, Nr. 2.] –