BLKÖ:Seyssel d’Aix, Camilla Gräfin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Seyler, Karl
Band: 34 (1877), ab Seite: 196. (Quelle)
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Seyssel d’Aix, Camilla Gräfin (Schriftstellerin, geb. zu Königgrätz in Böhmen am 7. Juni 1836). Die jüngste Tochter des k. k. Obersten Johann Kalser Edler von Maasfeld, ehemaligen Festungscommandanten von Kufstein, und einer Freiin Honrichs von Wolfswarffen. Sie ist unter dem Pseudonym „C. Cressieux“ als Romandichterin bekannt. Als Camilla erst drei Jahre alt war, verlor sie ihre Mutter, und sie kam, als ihre Erziehung beginnen sollte, in das Erziehungs-Institut der Salesianerinen zu Dietramszell in Bayern, wo sich ihre nicht gewöhnlichen Geistesgaben schon im frühen Kindesalter zeigten und später in harmonischer Weise entwickelten. Als 14 Jahre alt war, verlor sie auch ihren Vater durch den Tod und nun kam sie aus dem Frauenstifte, in welchem sie bisher erzogen worden, in das Wiener Mädchen-Institut einer Frau von Epp, wohin sie von ihrem Oheim, einem Grafen Strachwitz, gebracht worden war. Diese frühen Verluste ihrer Eltern und noch manche andere Schläge des Schicksals hatten das einst frohe, heitere, [197] lebenslustige Mädchen früh gereift, ihr Sinnen und Denken vertieft. Am 30. November 1865 vermälte sich Camilla mit August Grafen Seyssel d’Aix. Graf August (geb. 28. December 1812), der älteste Sohn des königlich preußischen geheimen Regierungsrathes, Landrathes und Oberstlieutenants a. D. Karl Graf Seyssel d’Aix, aus dessen Ehe mit Ernestine geborenen Freiin von Crailsheim-Fröhstockheim, hatte in der k. k. Armee gedient und sich als Militär-Schriftsteller unter der Chiffre „A. d. C. ehrenvoll bekannt gemacht. Im deutsch-französischem Kriege war er Correspondent eines Wiener Blattes, dem er aus Paris die interessantesten Berichte sandte. Graf August war es, welcher das Betreten der schriftstellerischen Laufbahn seiner Gemalin vermittelte und die Veröffentlichung ihres ersten Werkes: „Aus dem High-life. Erinnerungen eines kleinen Fauteuils“, Roman in zwei Bänden, von Gräfin Cressieux (Hamburg 1868, Hoffmann und Comp., 8°.) veranlaßte. Der Roman machte an und für sich, besonders, aber seiner freisinnigen Haltung wegen großes Aufsehen und fand eben derselben wegen viele Widersacher. Da verlor Gräfin Camilla auch ihren Gatten, mit dem sie in achtjähriger glücklicher Ehe gelebt, mit einem Mal durch den Tod. Graf August starb zu Wien am 24. März 1872, nachdem er aus zwei Ehen [siehe die Quellen] fünf Kinder zurückgelassen. Die verwitwete Gräfin Camilla, durch ihren Gatten in die schriftstellerische Laufbahn eingeführt, setzte noch einige Zeit dieselbe fort. Noch während der Graf lebte, waren von ihr erschienen: „Sechs Wochen Strohwitwer. Episode aus dem Leben“ (Pesth und Wien 1869, Hartleben), als Nachhang des Romanes von Elie Berthet „Der Eingesperrte“; – „Von Wien nach Paris. Reiseskizze aus dem deutsch-französischen Kriege“ (Wien 1870, Verlag des Wiener Blattes „Böse Zungen“), novellenartige Darstellung dieses Krieges, ursprünglich im Blatte „Böse Zungen“ abgedruckt. – Von größeren Arbeiten, nach dem Tode ihres Gatten veröffentlicht, sind anzuführen: die Criminal-Novelle „Schein und Wahrheit“, welche seltsamerweise in drei Journalen, u. z. im Jahre 1872 in der „Frankfurter Zeitung“ und dann in der „Mindener Zeitung“, im Jahre 1873 aber in der „Wiener Tagespresse“ erschien; – ferner das größere Werk „Die Kunstreiterin“, Roman in drei Bänden (Leipzig 1873, E. J. Günther, 8°.). Von ihren kleineren, in Zeitschriften veröffentlichten Arbeiten sind bemerkenswerth: „Eine schreckliche Viertelstunde“ und „Eine unheimliche Nacht“, beide im „Berliner Volksblatt“ 1868 abgedruckt, und die Episode aus dem Leben „Eine Begegnung“, welche in der „Gartenlaube“ gedruckt erschienen sein soll. Die Dame verwerthet, wie es den Anschein hat, ihr Talent für die Zukunft und Erziehung ihres Kindes, dessen Gesundheit sie auch nöthigte, längere Zeit im milderen Klima der französischen Schweiz – am Genfersee – zuzubringen. Dort in einer anmuthigen Natur und wechselnden Umgebung, welche in völliger Zurückgezogenheit zu genießen und zu beobachten, ihr sich genug Gelegenheit darbietet, lebt sie in völliger Zurückgezogenheit ihrem Kind und ihren schriftstellerischen Arbeiten.