BLKÖ:Serbelloni, Johann Baptist Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 34 (1877), ab Seite: 136. (Quelle)
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Serbelloni, Johann Bapt. Graf (k. k. Feldmarschall, Geburtsjahr unbekannt, gest. zu Mailand 7. Sept. 1778). Demselben Geschlechte wie der Vorige entstammend. Der militärischen Laufbahn sich zuwendend, hatte er schon im österreichischen Erbfolgekriege (1740–1748) durch seine Tapferkeit die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und wurde noch im Jahre 1745 Inhaber des nachmals so berühmten Reiter-Regimentes Mengen-Kürassiere. Im folgenden Jahre zeichnete er sich in Italien aus, wo er bei Piacenza gemeinschaftlich mit Lucchesi die feindliche Reiterei zurückwarf. Im siebenjährigen Kriege, 1756–1763, wird sein Name beim Ueberfall von Planian mit Ehren genannt. Damals General der Cavallerie stand S. mit seinem Corps bei Königgrätz, Graf Nadasdy [Bd. XX, S. 6] stand mit seinem Corps in Mähren. Der König von Preußen drang im April mit vier Colonnen zugleich aus Sachsen und der Lausitz nach Böhmen ein und rückte gegen Prag vor. Hier hatte Prinz Karl von Lothringen sein Heer zusammengezogen, am 6. Mai 1757 die Schlacht verloren und sich mit der Mehrzahl seiner Truppen in die Stadt geworfen. Der König begann nun die Belagerung. Indessen zog Feldmarschall Daun den nach Beneschau entkommenen Theil des geschlagenen Heeres des Prinzen Karl, das von Serbelloni befehligte Corps und die aus Mähren berufenen Truppen an sich und stand am 17. Juni bei Planian. Während nun der König die Belagerung Prag’s durch den Feldmarschall Keith fortsetzen ließ, wandte er sich selbst mit seiner Hauptmacht gegen Daun und griff ihn am 18. Juni an. So vollständig war die Niederlage, welche der König erlitten hatte, daß er die Belagerung von Prag aufhob, Böhmen räumte und mit einem Theile seines Heeres nach Sachsen sich zurückzog. An diesem Siege bei Planian hatte Serbelloni, der sich dem Feinde in die Flanken geworfen, nicht unwesentlichen Antheil. Wenn er damals mit dem Maria Theresia-Orden nicht ausgezeichnet wurde, so hatte dieß seinen Grund darin, daß er Malteser war und daß neben diesem Orden kein anderer getragen werden durfte. Hingegen hatte er in diesem Kampfe eine Wunde als Ordenszeichen davongetragen. Die Niederlage, welche Prinz Karl von Lothringen bei Leuthen (5. December 1757) erlitt, wäre vielleicht vermieden worden, wenn die Gegenvorstellungen Daun’s, denen sich auch Serbelloni angeschlossen, berücksichtigt worden wären. Im Feldzuge des Jahre 1758 stand der Graf mit seinem Corps beim Reichsheere, das er in Abwesenheit des Prinzen von Zweibrücken befehligte, und mit dem er die Einfälle in’s hessische Gebiet ausführte; auch in den Feldzügen der Jahre 1759 und 1760 wirkte S. thätig mit und 1760 übernahm er nach dem Prinzen den Oberbefehl dieses Armeecorps. Im letzten Feldzuge dieses Krieges hatte Graf S. eine feste Stellung an der Mulde; bei Reichstadt warf er die Truppen des Prinzen Heinrich zurück, dann nach verschiedenen, zur Deckung der Reichsgrenzen gemachten Bewegungen kam er im Herbst genannten Jahres nach Sachsen, wo er das Commando an General Hadik abgab. Seine letzten Jahre verlebte der Graf als commandirender General in [137] der Lombardei, wo er auch im hohen Greisenalter starb und im königlichen Schlosse begraben wurde. Der General war eine seines Witzes wegen allgemein bekannte Persönlichkeit und seine guten Einfälle, die durch das gebrochene Deutsch, das er sprach, noch komischer wirkten, machten nicht selten die Runde im Publikum.

Reilly (F. J. J. v.), Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian I. bis auf Franz II. (Wien 1813, Kunst- u. Industrie-Comptoir, kl. 4°.) S. 377. – Mailath (Johann Graf), Geschichte des österreichischen Kaiserstaates [Sammlung von Heeren u. Uckert] (Hamburg, Friedr. Perthes, 8°.) Bd. V, S. 53 u. f. 58, 76. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 18. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.), Jahrg. 1824, Nr. 109: „Biographische Skizze“. Von Rittersberg. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherrn (Wien 1808, Degen, 8°.), Bd. II, S. 113.
Porträte. 1) Auf einem Blatte zugleich mit Lothar Joseph Graf von Königsegg. Langer sc. (4°.). – 2) J. E. Nilson sc. Hüftbild, 4°.). – 3) Arrighetti sc. 1762. J. Mercorus sc. (halbf. Fol.).