BLKÖ:Serbelloni, Gabriel

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 34 (1877), ab Seite: 138. (Quelle)
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4. Gabriel Serbelloni (geb. um das Jahr 1510, gest. im Jänner 1580). Bruder des Anton und Fabricius [Erster dieses Namens]. Einer der tapfersten Kriegshelden des 16. Jahrhunderts, ein Freund und Waffengenosse Don Juan’s d’Austria, der für ihn solche Verehrung hegte, daß er ihn stets Vater nannte. Gabriel kämpfte mit großer Tapferkeit bei der Belagerung Raab’s gegen die Türken. Er wurde General-Lieutenant in der Armee des Kaisers und that sich als solcher wieder in der Schlacht bei Mühlberg hervor, in welcher der Churfürst Johann Friedrich von Sachsen von den Kaiserlichen gefangen ward. In Italien, wo ihn sein Vetter Papst Pius IV. zum General der Kirche zu Wasser und zu Land ernannt hatte, schritt er von einem Siege zum anderen. Aber auch als Kriegsingenieur hat er einen großen Ruf; er hatte u. A. die Engelsburg befestigt, Civita vecchia erbaut und im Kirchenstaate, in Neapel und Sicilien viele feste Plätze neu erbaut und ältere wieder hergestellt. Nach seinem Plane wurde der Grund der Stadt Malta gelegt. Dieser seiner Tüchtigkeit wegen berief ihn Herzog Alba zu sich in die Niederlande und S. stand dem Herzog als Feldzeugmeister zur Seite. In dieser Stellung leitete er den Bau der nach Paliotti’s Plan entworfenen Citadelle von Antwerpen, Im Jahre 1572 befand er sich als Commandant einer Escadre spanischer Galeeren bei der Schlacht von Lepanto und war einer der Hauptrathgeber des Prinzen Don Juan d’Austria, welche zur Schlacht gerathen hatten. Nachmals vertheidigte er Tunis, welches die Türken belagerten. Vierzehn Stürme schlug er heldenmüthig zurück. Als endlich die Stadt in die Hände der Türken fiel, wurde S. gefangen, nach Constantinopel gebracht und dort von Papst Gregor XIII. gegen 37 in der Schlacht bei Lepanto gefangene türkische Officiere, darunter Achmet Bey von Negroponte, ausgewechselt. Noch wirkte er bei der Einnahme von Mastricht mit, dann kehrte er gegen das Ende des Jahres 1574 nach Italien zurück, wo er schon im folgenden Jahre, etwa 70 Jahre alt, starb. Gabriel oder, wie er in den italienischen Quellen genannt wird, Gabrio war Malteserritter und Großprior von Ungarn. Einer seiner Söhne war bei der Belagerung von Tunis geblieben. [Khevenhüller, Annales Ferdinandei, tomus I. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 18. – Porträte. 1) C. W. Kilian sc. (8°.). – 2) D. Custos sc. Ganze Figur, gr. Fol., Ambraser Sammlung.] –