BLKÖ:Schramm, Johann Heinrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Schramm, Stephan
Band: 31 (1876), ab Seite: 257. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Johann Heinrich Schramm (Maler) in der Wikipedia
Johann Heinrich Schramm in Wikidata
GND-Eintrag: 117026174, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schramm, Johann Heinrich|31|257|}}

Schramm, Johann Heinrich (Maler, geb. zu Teschen in Oesterreichisch-Schlesien im Jahre 1809, gest. zu Wien 7. März 1865). S. war aus Schlesien nach Wien gekommen, um sich daselbst im Fache der Architectur auszubilden, zu welchem Zwecke er zunächst das polytechnische Institut besuchte. Bei der Anfertigung der Plan- und Aufrißzeichnungen verrieth er aber durch kunstlos angebrachte Figuren und Staffagen ein so schöpferisches Talent für Malerei, daß ihm seine eigenen Lehrer riethen, sein bisheriges Studium mit jenem der Malerei zu vertauschen. Nun wandte er sich an die Akademie der bildenden Künste, wo er einige Zeit die ordentliche Zeichenschule besuchte, um dort nach der Antike und dem lebenden Modelle zu studiren. Aber nur kurze Zeit blieb er in derselben, ein Zufall führte ihn zur Blumenmalerei und er fing nun an, nach Anleitung eines geschickten Meisters Blumen zu porträtiren, und hier offenbar war es, wo er sich eine so sichere Kenntniß der Farbeneffecte und zugleich jenen unendlichen Fleiß der Ausführung aneignete, wodurch eben seine Arbeiten charakterisirt sind. Vom Blumenmalen ging er zum Porträtiren über und ist in Letzterem ganz und gar Autodidakt. Durch Selbstanschauung und das Studium großer Meister im Bildnißmalen vermied er jede fremde Manier und bildete sich so zu sagen seine eigene, wenn man das Charakteristische in seinen Bildern, die sie eben als seiner Werke erkennen lassen, Manier nennen darf. In der Behandlung der Aquarellfarbe hatte es S. nach und nach zu solcher Meisterschaft gebracht, daß Aquarellbildnisse seiner Hand geradezu den Effect kleiner Oelgemälde machten und scharf betrachtet werden mußten, um als das erkannt zu werden, was sie eigentlich waren. Nachdem er einige Jahre in Wien seine Kunst ausgeübt und einige seiner Bildnisse auch in den Jahres-Ausstellungen bei St. Anna zu sehen waren, darunter im Jahre 1834 die Miniaturbildnisse des Opernsängers Joseph Pöck und der k. k. Hof-Opernsängerin Sophie Löwe, begab er sich im Jahre 1837 nach Prag, wo seine Aquarellbilder alsbald sehr gesucht waren, und später ging er nach Dresden, wo er sich gleicherweise großer Beliebtheit erfreute. Als Thorwaldsen 1841 seinen Triumphzug durch Deutschland hielt, befand Schramm sich in seiner Begleitung. Im Frühjahre 1842 erfolgte seine Ernennung zum Professor an der Kunstschule zu Weimar und zum Hofmaler daselbst, bald darauf aber brachten die Journale die Nachricht von seinem Tode, die, wie es schien, aus dem von Wiest redigirten Blatte das „Rheinland“ ausgegangen war und trotz directen Widerrufes der Augsburger Allgemeinen sich längere Zeit erhalten hat. 23 Jahre später sollte der Tod den Künstler dahinraffen, der nach Wien sterben gekommen war, denn, nachdem er in den ersten Monaten des Jahres 1865 nach Wien übersiedelt war, starb er daselbst bald darauf im Alter von 56 Jahren. S. war ein namentlich in den höchsten Kreisen sehr gesuchter Künstler; so hatte er bald nach seiner Abreise von Prag nach [258] Dresden dort die ganze Familie des Prinzen, nachmaligen Königs Johann und die als dramatische Dichterin bekannte Prinzessin Amalie gemalt; in Weimar den Großherzog Karl Friedrich, welches Bild von dem Hof-Kupferstecher Schwerdtgeburth in Kupfer gestochen wurde; im Jahre 1844 den König der Niederlande in Gouache, wofür ihn der König mit einem Orden auszeichnete, und dann viele Prinzen und Prinzessinen, Mitglieder des h. Adels und sonst bedeutende Persönlichkeiten. Zu seinem eigenen Vergnügen hatte er sich ein Album von Zeitgenossen angelegt, in welchem die Berühmtheiten seiner Zeit von ihm mit Bleistift ausgeführt waren. Da seine Geschicklichkeit im Treffen eine sehr große war, so besitzt dieses Album, worin sich u. A. die Bildnisse von Andersen, Cornelius, Jacob Grimm, Gutzkow, Mendelssohn, Metternich, Ritter, Rückert, Schelling, Thorwaldsen, u. A. befinden, einen ebenso bedeutenden historischen als künstlerischen Werth. Aber nicht blos Bildnisse, sondern auch andere Bilder soll S. mit ungemein großer Zartheit ausgeführt haben. Zu den Koryphäen der Kunst und Literatur, welche zu seiner Zeit am Weimarer Hofe lebten, wie z. B. zu Liszt, Freiligrath, Fürst Pückler-Muskau, Thorwaldsen u. A., soll S. in freundschaftlichen Beziehungen gestanden sein.

Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 677, unter „Buntes“; S. 702: „Noch kein Nekrolog“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 74. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1865, S. 84. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abth. Bd. VII, S. 1304, Nr. 4. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 488. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 6.