BLKÖ:Schmitt, Johann Evangelist

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 30 (1875), ab Seite: 271. (Quelle)
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61. Schmitt, Johann Evang.[WS 1] (čechischer Schriftsteller, geb. zu Unterwaldböhringen am Rhein 10. September 1776, gest. zu Klattau am [272] 10. October[WS 2] 1841). Im Hause seiner Eltern, welche Landwirthschaft und Leinwandhandel betrieben, erhielt er die erste Ausbildung; dann besuchte er die Ortsschule, in den Jahren 1793–1798 das Gymnasium zu Münnerstadt und in den folgenden Jahren die philosophischen Collegien zu Würzburg, wo er überdieß Erziehungskunde, Dogmatik, deutsche und Kirchengeschichte hörte. In Folge der kriegerischen Wirren, von welchen damals Deutschland heimgesucht war, wie des frühzeitigen Todes seiner Eltern, trat S. in das kaiserl. Infanterie-Regiment Nr. 15 ein und kam nach Chrudim in Garnison, wo er, während er die Kinder der čechischen Familien im Deutschen unterrichtete, sich im Unterrichte derselben die čechische Sprache aneignete. In den Jahren 1803 und 1804 lag S. zu Königgrätz in Garnison und da er die Mannschaft der Compagnie, bei welcher er diente, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterwies, blieb er selbst vom Wachdienste befreit. Außerdem ertheilte er in den Familien der dortigen Bürger Unterricht in der französischen und italienischen Sprache. In den Jahren 1805 bis 1807 kam S. als erster Lehrer in das Regiments Erziehungshaus. Im Jahre 1808 – damals bereits 32 Jahre alt – erhielt er seine Entlassung, kehrte anläßlich seines Erbes in die Heimat zurück, begab sich aber bereits 1809 wieder nach Prag, wo er die Vorträge für Lehramts-Candidaten der Hauptschule besuchte. Nachdem er dieselben beendet, kam er als dritter Lehrer an die Hauptschule nach Kuttenberg, an welcher er durch zwei Jahre thätig war. Daselbst wagte S. den ersten Versuch als čechischer Schriftsteller, indem er Heinrich Vitek’s „Anleitung in der deutschen Sprache“ neu bearbeitete, verbesserte und bei Wondraschek in Kuttenberg herausgab. Der Verkauf einer Auflage von 2000 Exemplaren im ersten Jahre wirkte für S. bestimmend ein, diesem ersten Versuche weitere Arbeiten folgen zu lassen. [S.’s Schriften folgen weiter unten.] Im Jahre 1811 wurde S. zum zweiten Lehrer in Kollin befördert und blieb daselbst bis zum Frühlinge 1815. Nun nahm er die erste Correctorstelle in der Schönfeld’schen k. k. Hofdruckerei in Prag an, vertauschte sie aber noch im Herbste desselben Jahres mit der Lehrerstelle an der Hauptschule zu Tabor. Von dort kam er als erster Lehrer an die Hauptschule nach Klattau, wo er bis zum Ende des Schuljahres 1821 deutsche Sprache, zugleich aber Geometrie und Baukunst lehrte. In den folgenden Jahren trug er bis an sein Ableben mit Ausnahme des Zeichnens und der Religionslehre alle Gegenstande in der 4. Classe vor. S. hat folgende Schriften durch den Druck veröffentlicht: „Poučujicí povidačky, oder ... Aufgaben zum Uebersetzen in’s Deutsche“ (Kuttenberg 1812, 8°.); – „Mala grammatika německá“, d. i. Kleine deutsche Grammatik (ebd. 1813, 8°.); – „Ladislav a Eleonora aneb přiběhore velmi štastných a blažených pak tři leta velmi neštastných manželů“, d. i. Ladislaus und Eleonore, oder Schicksale sehr glücklicher, aber thörichter und durch drei Jahre sehr unglücklicher Eheleute (Kuttenberg 1814, 8°.); – „Grammatik česka ...“, d. i. Čechische Sprachlehre ... (Prag 1816, 8°.); – „Elementární knižka k německému čtení ...“, d. i. Elementarbüchlein zum Deutschlesen u. s. w. (Pilsen 1818; neue Aufl. 1826, 8°.); – „Německá úplná dobropísebnost po německu i po česku sepsana ...“, d. i. Deutsche vollständige Rechtschreibung, in deutscher und čechischer [273] Sprache verfaßt ... (Pisek 1819, Vetterle, 8°.); – „Česko-německý přítel dětí ...“, d. i. Böhmisch deutscher Kinderfreund u. s. w. (... 1823, 8°.); – „Sokratická elementární kniha k německému čtení rozumění a mluvení“, d. i. Sokratisches Elementarbuch zum Deutsch-Lesen, Verstehen und Sprechen (Prag 1828, 8°.). Auch übersetzte er die deutsche Jugendschrift: „ Willibald von Eichstedt“ in’s Čechische (1814) und schrieb überdieß das čechische Gebetbuch: „Úplná modlící kniha pro pravověřící křestany“, d. i. Vollständiges Andachtsbuch für rechtgläubige Christen (Neuhaus o. J.), und einige deutsche Gebetbücher, welche in den Jahren 1824, 1828 und 1829 gedruckt erschienen sind. S. war ein tüchtiger Pädagog und ist einer der wenigen Deutschen, welche sich das Čechische so aneigneten, daß es ihm wie seine Muttersprache geläufig und er desselben so mächtig wurde, daß er darin schriftstellerisch wirken konnte. S. starb im Alter von 65 Jahren und in seinem handschriftlichen Nachlasse befanden sich mehrere grammatikalische Arbeiten.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VIII, S. 337.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche dazu Šmitt, Johann.
  2. Vorlage: Ocber