BLKÖ:Schlik, Heinrich (IV.) Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 30 (1875), ab Seite: 109. (Quelle)
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22. Heinrich (IV.) Graf S. (gest. 1650, nach Anderen erst 1653), von der Schlackenwerther Linie; ein Sohn des goldenen Vließ-Ritters Georg Ernst [diese Seite, Nr. 18] und der Sidonia Colonna von Fels. Erst 17 Jahre alt, befand er sich schon an Seite des kais. Generals Georg Basta in Ungarn und focht bei Ostian und St. Andreas. Darauf trat er in spanische Kriegsdienste und wohnte als Hauptmann der Einnahme von Wachtendonk, Rheinberg und Lingen bei. Nach Abdankung seines Regiments ging er auf Reisen, von denen ihn der Ausbruch des [110] Jülich’schen Krieges wieder zu den Waffen rief. Er warb nun eine Compagnie Kürassiere und kämpfte in Jülich und im Elsaß. Nach Beendigung des Krieges ging er wieder auf Reisen und trieb neben adeligen Uebungen vornehmlich das Studium der Mathematik und Geometrie. Als der Jülich’sche Krieg von Neuem anhob, trat er mit seinen Kürassieren in die Dienste des Hauses Pfalz-Neuburg, wurde Oberstlieutenant und kam nun als solcher in spanische Dienste. Nun in einem fortwährenden Kriegerleben, stand er in den verschiedensten Diensten, in jenen von Braunschweig, in den Niederlanden, wieder in Spanien, bis ihn die Stände Böhmens beriefen und er zuletzt in Mähren als Oberst ein Fuß-Regiment stellte. Nun trat er in die Dienste des Kaisers Ferdinand II. und that sich in Ungarn so hervor, daß ihm während der Abwesenheit Maximilian’s Fürsten von Liechtenstein [Bd. XV, S. 132, Nr. 49] das Commando über 13 Regimenter anvertraut wurde. Im Jahre 1625 schickte ihn Wallenstein als General-Feldzeugmeister mit 11 Regimentern in’s Niedersächsische gegen den König von Dänemark, wo er in kürzester Zeit das Erzstift Magdeburg, das Stift Halberstadt und mehrere Grafschaften am Harz in seine Gewalt bekam. Nun focht er noch einige Zeit in Ungarn, wurde von den Truppen des siebenbürgischen Fürsten überfallen und gefangen, worauf er sich aus seiner Gefangenschaft in Kaschau mit 20.000 Thalern ranzionirte. Bald darauf erfolgte seine kaiserliche Ernennung zum Feldmarschall. Noch unternahm er mit Wallenstein mehrere Züge den bedeutendsten nach Holland, wo er den dänischen General Friedrich Markgrafen von Baden-Durlach so in die Enge trieb, daß dieser seine ganze Armee, 14.000 Mann, im Stiche ließ und, 24. September 1627, auf Gnade und Ungnade sich ergab. Nun besetzte Schlik ganz Jütland, Schleswig, Holstein und Ditmarschen. Als er im Jahre 1630 sich in Ruhe auf seine Güter in Böhmen zurückzog, war es ihm nicht lange gegönnt, diese Ruhe zu genießen, denn der Kaiser berief ihn schon 1632 als Hofkriegsraths-Präsidenten nach Wien und verlieh ihm die geheime Rathswürde. In diesen Würden verblieb er auch unter Kaiser Ferdinand III., der ihm 1641 alle seiner Familie ertheilten Freiheiten und 1646 auch das Bergwerks-Privilegium bestätigte. Im letztgenannten Jahre erhielt er von König Philipp II. von Spanien auch noch die Würde eines Ritters vom goldenen Vließe. Als Münzberechtigter übte er dieses Recht im vollen Maße aus, und die Abbildungen seiner ganzen, halben, Viertelthaler und Groschen siehe in der mehrerwähnten „Beschreibung böhmischer Privatmünzen u. s. w.“, Taf. LII, Nr. 441–444; Taf. LIII, Nr. 445 u. 446, 447–456; Taf. LIV, Nr. 457–469; Taf. LV, Nr. 470–481, und Taf. LVI, Nr. 482–488. Der Graf war seiner Zeit besonders seines seltenen Gedächtnisses wegen berühmt, er kannte nicht nur alle geographischen Namen der Erde, sondern auch alle Obersten und Officiere seiner Armee auswendig. Die Vermögensverhältnisse seines Hauses hoben sich unter ihm sichtlich. Aus der Wallenstein’schen Confiscationsmasse kaufte er die Herrschaften Welisch, Kopidlno, wonach seine Nachkommen ihre Linie bezeichneten; auch erwarb er in Württemberg große Besitzungen, und zwar die Städte und Aemter Bahlingen, Duttlingen, Ehingen und Rosenfels. Der Graf war mit Anna Maria Elise Gräfin Salm-Neuburg, verwitweten Lobkowitz, vermält, aus welcher Ehe nebst zwei Töchtern der Sohn Franz Ernst [S. 108, Nr. 13] stammt. (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1826, S. 458. – Beschreibung böhmischer Privatmünzen und Medaillen, herausgegeben von dem Vereine für Numismatik, S. 521 u. 522. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal -Lexikon (Halle und Leipzig, Joh. H. Zedler, kl. Fol.) Bd. XXXV, Sp. 175. – Porträt. A. Bloem del., C. Meyssen sc. (kl. Fol.).] –